Guatemala-Stadt. In Guatemala darf gegen fünf Ex-Militärs ein offizielles juristisches Verfahren wegen Mord und Beihilfe zum Völkermord eingeleitet werden. Dies entschied der Gerichtshof für Höhere Gefahren (Tribunal de Alto Riesgo) des zentralamerikanischen Landes. Die Beschuldigten waren mutmaßlich in Massaker der Militärdiktatur Ríos Montt verwickelt.
Den Ex-Militärs wird die Verantwortung für der Mord an 256 Personen bei einem Massaker in der Gemeinde Plan de Sánchez, Rabinal im Bundesstaat Baja Verapaz am 18. Juli 1982 vorgeworfen. Das Massaker war Teil des sogenannten Projekts Victoria, welches auf Anordnung von Diktator Ríos Montt zwischen 1982 und 1983 die strategischen Vertreibungen (Deplazamientos) der indigenen Bevölkerung in dieser Region zum Ziel hatte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden die Opfer zum Teil bei lebendigen Leibe verbrannt.
Die Staatsanwaltschaft hatte für die Aufnahme eines Verfahrens mehr als 47 Augenzeugenberichte von Überlebenden des Massakers von Plan de Sánchez präsentiert. Im Laufe der Ermittlungen war es auf Grundlage von 158 sichergestellten Dokumenten und der Hilfe von DNA-Analysen gelungen, einen Großteil der Opfer des Massakers zu identifizieren.
Bereits 1996 hatten Hinterbliebene der Opfer ihre Anklage vor die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) gebracht. Die CIDH hatte daraufhin 2004 die guatemaltekische Regierung zu monetärer wie symbolischer Wiedergutmachung aufgefordert.
Die Anklage gegen fünf ehemalige Militärs ist das zweite juristische Verfahren zur Aufarbeitung des Völkermordes in Guatemala unter der Diktatur Ríos Montt. Im Juli dieses Jahres waren vier Militärs wegen eines Massakers mit 201 Toten in der Gemeinde Dos Erres im Dezember 1982 zu mehr als 6.000 Jahren Haft verurteilt worden.