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Neue "Jack Ryan"-Staffel: "Überzogene und lächerliche US-Propaganda"

Das Drehbuch für die zweite Staffel der Amazon-TV-Serie "Jack Ryan" könnte direkt vom (Ex-) US-Sicherheitsberater John Bolton stammen

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"Welches ist die größte Bedrohung weltweit? Venezuela", sagt CIA-Analytiker Jack Ryan zu Beginn des Trailers (Screenshot)
"Welches ist die größte Bedrohung weltweit? Venezuela", sagt CIA-Analytiker Jack Ryan zu Beginn des Trailers (Screenshot)

Ein Werbetrailer für die neue Staffel der nationalistischen TV-Serie von Amazon, "Jack Ryan", hat aufgrund seines chauvinistischen Charakters und Verschwörungstheorien Kritik und spöttische Kommentare hervorgerufen. Sie zeigt den Titelhelden, einen Analytiker des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, im Wettlauf mit der Zeit gegen die nukleare Bewaffnung Venezuelas.

"Lass alles stehen und liegen und schau dir das an, es ist atemberaubend", twitterte etwa Will Menaker vom US-amerikanischen Podcast für Politik und Humor, "Chapo Trap House". "Ich wüsste wirklich gern, wer diese Serie geschrieben und produziert hat."

Laut der Internet-Plattform Common Dreams hat die Regierung von Präsident Donald Trump das erste Halbjahr 2019 vor allem damit zugebracht, starken diplomatischen Druck auszuüben, um einen Putsch gegen Venezuelas Präsident Nicolás Maduro zu initiieren. Das Weiße Haus fördert die selbsternannte Präsidentschaft von Juan Guaidó und bestraft Venezuela mit Sanktionen und einem Embargo. Die Guaidó-Sache scheint gelaufen zu sein, was Berichten zufolge zum Teil auf Trumps kurze Aufmerksamkeitsspanne zurückzuführen ist.

Der Historiker Gary Alexander verweist auf den Nationalen Sicherheitsberater, John Bolton, der eine kriegerische Außenpolitik gegen nahezu jedes Land der Welt verfolgt, als ideologischen Paten dieser zweiten "Jack Ryan" Staffel. "Egal, wie abgebrüht du hinsichtlich propagandistischer US-Medien auch sein magst ‒ darauf bist du nicht vorbereitet. Diesen Trailer anschauen ist so, als würdest du 100 Prozent John Bolton sniefen", 1 sagte Alexander.

Im Mittelpunkt des Plots steht die Idee, dass Venezuela, wenn es erst einmal atomar bewaffnet ist, die USA bombardieren würde ‒ ein Land mit genug Feuerkraft, um mit einem Bruchteil seiner Waffen das lateinamerikanische Land zu zerstören.

"Über ein nukleares Venezuela wirst du nichts in den Medien hören", sagt Jack Ryan-Darsteller John Krasinski an einer Stelle des Trailers "denn wir werden schon alle tot sein".

"Die US-amerikanische Propaganda ist so überzogen und lächerlich", meinte Journalist Alex Rubinstein dazu.

Abby Martin, Moderatorin und Macherin der Sendung Empire Files, sagte zum Star der Serie, John Krasinski: "Du solltest dich schämen, derart absurde Kriegspropganda im Interesse der Trump-Regierung zu betreiben".

Die Sendung sei "das Beste im aktuellen spät-imperialen Fernsehen", twitterte Rechtsanwalt Chase Madar sarkastisch.

Der Leiter des Zentrums für internationale Politik "Freedom Forward", Sunjeev Berry bestätigte diesen Punkt: "Hollywood-Produzenten mögen sich als Liberale bezeichnen“, sagte Berry, "aber ihre 'Produkte' machen uns weiter mit neokonservativen Kriegsfantasien Angst".

Adam Johnson, Ko-Produzent des Podcasts "Citations Needed", machte sich über die Vorgabe der Serie lustig und verwies darauf, dass ihr propagandistischer Charakter genau der Art von Medienpolitk entspricht, die US-Nachrichtensender autoritären Regierungen vorwerfen, sie würden diese ihren Bevölkerungen aufwingen. "Ein nukleares Venezuela!", so Johnson in einem ironischen Tweet. "Oh Mann, ich bin ja so froh, dass wir in diesem Land keine staatlichen Medien haben, die uns Propaganda vorsetzen!"

Die Serie basiert darauf, die aktuelle venezolanische Regierung als irrationalen Akteur darzustellen ‒ eine Behauptung, die von Jack Mirkinson vom Nachrichtenportal "Splinter" zurückgewiesen wird. "Ich denke, Venezuela will viel mehr eine stabile Währung und die verbindliche Zusage, dass die USA nicht intervenieren, als eine Atomwaffe“, schrieb Mirkinson. "Aber wer bin ich, an dieser Art von Propaganda herumzukritteln?"

  • 1. Der Beitrag erschien am 8. September bei unserem Partner-Portal Venezuelanalysis. US-Präsident Trump hat seinen Sicherheitsberater Bolton am 11. September entlassen