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Nora Castañeda: "Wir wollen, dass die Frauen organisiert Präsenz zeigen"

Am Samstag verstarb Nora Castañeda, die Leiterin der Frauentwicklungsbank Venezuelas. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir ein Gespräch mit ihr aus dem Jahr 2008

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Nora Castañeda (1942–2015) war Präsidentin der Banmujer in Venezuela. Bis 2001 arbeitete die Ökonomin am Institut für Frauenforschung der Universidad Central in Caracas
Nora Castañeda (1942–2015) war Präsidentin der Banmujer in Venezuela. Bis 2001 arbeitete die Ökonomin am Institut für Frauenforschung der Universidad Central in Caracas

Die Ökonomin, langjährige Aktivistin der revolutionären Linken und der Frauenbewegung sprach mit Eva Haule und Martina Krause über die Arbeit der Banmujer, über Feminismus im revolutionären Prozess und ein "etc."

Wie lebten die Frauen in Venezuela vor 1998, wie war ihre Situation vor dem bolivarischen Prozess?

Die Frauen dieses Landes lebten wie die Mehrheit aller Frauen in Lateinamerika und der Karibik: in extremer Armut. Das lag daran, dass wir Frauen in der neoliberalen Politik für die Regierungen nicht von Interesse waren. Wir Frauen durften immer ein paar Krümel auflesen, die von der großen Torte übrig blieben.

Das bedeutete bis zum Wahlsieg von Hugo Chávez 1998, dass wir kein Recht auf hochwertige Gesundheitsversorgung und Ausbildung hatten, kein Recht auf Kultur und Erholung. Es waren sehr viele Menschenrechte, die uns vorenthalten blieben. Wir Frauen kämpften hier wie in anderen Ländern für diese Rechte, auf nationaler und regionaler Ebene, es gab Gremien, die wir ins Leben gerufen haben, wir sind zur 4. Weltfrauenkonferenz der UNO in Peking 1995 gereist. Das war unsere Situation vor 1998.

Und sie – die Frauen – haben sich dann am Wahlprozess, aus dem Hugo Chávez als Präsident hervorging, und an den Diskussionen zur neuen Verfassung beteiligt?

Ja, wir nahmen aktiv teil. Wir hatten die Möglichkeit, in verschiedenen Situationen mit Hugo Chávez zu sprechen und ihn auf die Bedeutung der Frauenrechte beim Aufbau dieser gerechten und friedliebenden Gesellschaft, von der er immer sprach, aufmerksam zu machen.

Im Dezember 1998 gewann er die Wahlen, und es wurde überlegt, den Nationalen Rat der Frau (Conamu) aufzulösen. Manche Frauen sagten, dass dieser Rat sehr elitär sei und nicht den Interessen der Frauen diene. Andere Frauen und auch wir waren aber dafür, dass Conamu nicht aufgelöst, sondern umgestaltet wird. Wir sprachen mit dem Präsidenten darüber, dass die Teilnehmerinnen des Rates Frauen sein müssten, die von der Basis kommen, wie von der Vereinigung schwarzer Frauen, den christlichen Frauen aus der Bewegung der Befreiungstheologie, Gewerkschafterinnen usw. Die Frauen also, die schon lange in der Frauenbewegung gearbeitet haben. Er hörte sich das an und akzeptierte. Conamu blieb erhalten, und diese Gruppen von Frauen wurden integriert.

Später kämpften wir dafür, dass der Rat in ein Fraueninstitut (Inamujer) umgewandelt wurde, wie es im "Plan für die Entwicklung der Frau" vorgesehen war. Der Präsident akzeptierte auch das, und im Nationalkongress wurde eine entsprechende Gesetzesreform verabschiedet. Das Institut wurde gegründet, dort arbeiteten dann dieselben Frauen, die vorher im Conamu waren. Präsidentin wurde María León, Mitglied der Kommunistischen Partei und seit vielen Jahren Kämpferin für die Rechte der Frau. Außerdem machten wir dem Präsidenten die Notwendigkeit der Gründung der Banmujer, der Frauenentwicklungsbank, deutlich. Wenn wir wollen, dass die Rechte der Frauen real werden, müssen wir es schaffen, dass die ökonomischen Rechte Teil davon sind. Es geht eben nicht nur um das Recht auf ein Leben ohne Gewalt, um sexuelle Rechte und das Recht auf Fortpflanzung, sondern auch um die sozialen, die ökologischen und ökonomischen Rechte. Daraufhin gründete Präsident Chávez am 8. März 2001 die Banmujer.

Banmujer wird über einen staatlichen Fonds finanziert und vergibt Kleinkredite an Frauen. Wie wird die Arbeit der Bank realisiert, wie erreichen Sie die Frauen, die Hilfe brauchen?

Wir arbeiten in den ärmsten Gemeinden. Wir haben Fördernetzwerke im ganzen Land entwickelt. Unsere Compañeras gehen als Promotorinnen in die ärmsten Gemeinden, wo sie den Frauen unsere Dienste anbieten. Wir beharren darauf, dass es immer die Frauen sind, die souverän entscheiden sollen, ob sie unser Angebot annehmen oder nicht. Sie arbeiten die Projekte zusammen mit den Promotorinnen aus. Sie stellen sich gemeinsam Fragen: Was wollen wir produzieren, wie und wo, wie viel kosten die Rohstoffe, was ist der Wert einer Arbeitsstunde? Auf dieser Basis werden die Projekte entwickelt, aber das hat nichts mit akademischem Wissen zu tun. Es müssen einfache Projekte sein, die durchführbar und handhabbar für Frauen sind, die in Armut leben.

Was wir anbieten, sind Kleinkredite, um soziale produktive Tätigkeiten zu fördern, sie sind nicht für den Konsum. Gleichzeitig bieten wir ihnen nicht finanzielle Leistungen an: Schulungen, Betreuung und Begleitung. Wenn sie sich dafür entschieden haben, beantragen sie einen Kredit, und die Kolleginnen beginnen mit dem Schulungsprozess, zum Beispiel in Volksökonomie (economia popular). Für uns ist sehr wichtig, dass die Frauen, die Ärmsten der Armen, wissen, was Ökonomie ist und sie als ihre eigene Sache ansehen. Die Ökonomie ist etwas zu Ernstes, um sie allein den Wirtschaftsexperten zu überlassen, vor allem, weil diese an den Universitäten für das neoliberale Modell ausgebildet wurden. Dem sollten wir keine Beachtung schenken. Unsere Frauen sollten Wirtschaftsexpertinnen werden, indem sie darüber diskutieren, was es heißt, zu produzieren, wie, wo, wie viel, für wen, auf welche Art.

Wir bestehen darauf, dass die Ökonomie mit der Frage beginnen sollte: "Wer sind wir, die wir arbeiten werden?" Wenn wir Indigenas oder Frauen afrikanischer Abstammung sind, dann haben wir zum Beispiel die Besonderheit, Kultur zu schaffen. Wenn wir Frauen aus der christlichen Basisbewegung sind, haben wir andere Besonderheiten, als Bäuerinnen ebenso. Das heißt also, zu diskutieren, wer wir sind, ist die wichtigste Aufgabe und der erste Schritt. Anschließend arbeiten wir an einer gemeinsamen partizipativen Diagnose, weil es wichtig ist, von den wirklichen Bedürfnissen dieses armen Bevölkerungsteils auszugehen und nicht von den vom Kapitalismus geschaffenen Bedürfnissen. Diese realen Bedürfnisse sind materielle, aber auch geistige, subjektive. Und nur die Frauen selbst können wissen, welche das sind. Die Promotorinnen, die mit den Frauen arbeiten, zeichnen das alles auf und orientieren sie.

Ein Beispiel: Eine Compañera möchte einen kleinen Laden eröffnen, in dem sie mit ihrem Mann und einer Tochter arbeiten wird. Aber in dieser Gemeinde gibt es bereits zehn Läden. Wir erklären dann: Das ergibt keinen Sinn, ihr werdet pleitegehen, weil es zu viele sind, und außerdem ist es nicht das, was dringend gebraucht wird. In dieser Gemeinde werden vielleicht eher Leute gebraucht, die Piñatas, 1 herstellen. Gibt es jemanden, der hier Piñatas macht? Nein! Gibt es jemanden, der weiß, wie man sie herstellt? Ja, es gibt dort eine Frau, die das weiß. Und diese Frau kann es den anderen zeigen. Außerdem können wir das Nationale Institut für Pädagogische Zusammenarbeit (Inces) um Unterstützung bitten, um eine Compañera in der Herstellung der Piñatas auszubilden. Und das ist wesentlich wichtiger als ein elfter Laden. Wir arbeiten also mit ihnen in den Gemeinden zusammen, denn das Wissen ist dort vorhanden. Wir praktizieren, was wir Frauen hier und in anderen Ländern Lateinamerikas im Rahmen der Befreiungstheologie den "Wissensdialog" nennen. Wir wissen ein paar Dinge, die Compañeras in der Gemeinde wissen andere. Wenn wir beides auf den Tisch legen, können wir einen Dialog führen. Und mit diesem Wissensdialog erreichen wir, dass es unser Volk ist, und vor allem wir Frauen es sind, die weiterkommen. Es geht nicht nur darum, sie in die Entwicklung zu integrieren. Die Frauen dieses Volkes haben ihr ganzes Leben lang für das Wachstum, für die Entwicklung und für den Fortschritt gearbeitet. Sie arbeiteten unter prekären Bedingungen mit geringstem Verdienst. Es geht vielmehr darum, sie endlich auch am Gewinn dieses Fortschritts teilhaben zu lassen.

Bei der Verfassungsreform2 waren viele Veränderungen vorgesehen, um die Rechte der Frau zu stärken. Was bedeutet die Niederlage bei der Abstimmung, und wie kann es jetzt trotzdem Fortschritte für die Frauen geben?

Mit den bestehenden Gesetzen über die Consejos comunales (kommunale Räte) ist auch die Gründung von Frauenräten möglich, neben den Bauernräten, Studentenräten etc. Und wir Frauen stecken in diesem "etc."! Auch ohne die Reform können wir den Frauenrat schaffen. Die Consejos sind über Sprecher organisiert, für die Belange des Wassers, des Bodens, der Energie, und wir Frauen, die wir dabei sind, können im Rahmen des Consejos eine Sprecherin für unsere Belange fordern. Wir haben zum Beispiel das Netzwerk der Nutzerinnen von Banmujer, und darüber kann man sehr gut einfordern, in den Consejos vertreten zu sein und an Entscheidungen mitzuwirken.

Der Präsident weist auch immer wieder auf die starke Präsenz der Frauen im politischen Kampf hin. Von den Delegierten für die Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) sind 51 Prozent Frauen, und wir schreiten weiter voran. Das Gesetz über die Consejos comunales wird reformiert werden im Rahmen des Bevollmächtigungsgesetzes. Bei diesen Diskussionen sind wir Frauen dabei und setzen uns ein, damit dort dann ganz deutlich die Partizipation von Frauenorganisationen festgelegt wird. In den Consejos sind die Frauen sehr stark präsent. Aber was wir wollen, ist, dass die Frauen organisiert Präsenz zeigen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Dass die Reform nicht angenommen wurde, ist eine verlorene Schlacht, aber eben nur eine Schlacht. Und jetzt müssen wir sehen, wie wir weiterkommen und unsere Ziele umsetzen können.

Wir haben erlebt, dass Präsident Chávez bei den Frauen in den Basisbewegungen sehr beliebt ist, sie haben viel Vertrauen zu ihm. Wie kommt es zu dieser besonderen Beziehung?

Als er 1992 am militärischen Aufstand teilnahm, herrschte in Venezuela sehr viel Hoffnungslosigkeit. Wir waren ans Ende der Geschichte gelangt, ans Ende der Ideologien. Es gab nichts mehr zu tun. Alle Regierungen, Wirtschaftsexperten und Soziologen hatten uns gesagt – da sprachen sie mit dem Volk! – dass wir die Situation akzeptieren müssten. Die Medizin sei bitter, aber so sei das nun mal. Und alle sagten: Hör dir das an, was für eine Medizin, es wird alles noch schlimmer werden. In dieser Situation kam dann die Person Chávez und nahm an jenem Aufstand teil. Die Mehrheit von uns wusste gar nicht, dass es ihn gab. Als sie ihn festgenommen hatten, bat er, im Fernsehen sprechen zu dürfen. Er sagte nur wenige Worte, es ging darum, dass die anderen sich ergeben sollten. Und er sagte das so: Ergebt euch, es gibt nichts mehr zu tun. Wir haben unser Ziel nicht erreicht, "Por ahora!" – vorerst. Und dieses Wort "vorerst" bedeutete, dass es nicht vorbei ist, sondern Hoffnung gibt. Es gibt also etwas anderes und nicht nur diese bittere Medizin, die uns der Neoliberalismus geben will. Es findet ein Kampf statt, und es gibt eine Person, die sagt, wir haben gerade verloren, aber man verliert nicht immer. Wir können gewinnen. All das steckte in diesem kleinen Wort "vorerst".

Ich erinnere mich, dass wir gleich am nächsten Tag einige Flugblätter druckten, die mit "Por ahora!" überschrieben waren. Wir haben sie dann verteilt und dabei festgestellt, dass auch andere Leute ähnliche Dinge taten, Botschaften per Fax verschickten, Handzettel weiterreichten, unter den Türen durchschoben; es kam eine unheimlich große Hoffnung auf. Uns Frauen war vor allen Dingen bewusst, dass die Situation unserer Kinder schwierig war. Für unsere Kinder war alles sehr hoffnungslos. Keiner wusste, wie er seinen Kindern helfen sollte, weil es keine Möglichkeiten gab, schon gar nicht zum Studieren. Die Lebenssituation hatte sich so stark verschlechtert, und was übrig blieb, war die Gewalt. Diese Gewalt ging so tief, dass wir dieses Problem bis heute noch nicht lösen konnten. Es war also wirklich Hoffnung, die durch die Person Chávez aufkam. Die Hoffnung, die er selbst hatte und die auch wir Frauen hatten, dass es möglich sei, ein neues Venezuela aufzubauen. Er war bis 1994 im Gefängnis, und während dieser Zeit haben wir ihn dort besucht, um zu erfahren, wie er denkt, und um ihn kennenzulernen, denn wir kannten ihn ja nicht. Uns wurde klar, dass er aufnahm, was wir Frauen sagten, und sich darauf einließ. Er hat sich immer für uns Frauen eingesetzt.

Wie schätzen Sie heute den bolivarischen Prozess ein im Hinblick auf den Sozialismus des 21. Jahrhunderts?

Aktuell sind wir dabei, uns zu überprüfen, weil es natürlich viele Dinge gibt, die nicht gut gemacht wurden. Und dann werden wir das berichtigen. Das ist nicht als bloße Korrektur zu verstehen, sondern es geht darum, vorwärtszukommen, den Prozess weiterzuentwickeln. In ein paar Tagen haben wir hier in Caracas eine Sitzung mit verschiedenen Promotorinnen, um uns darüber auszutauschen.

Wir sind heute mehr denn je davon überzeugt, dass unsere gesamte Arbeit den Aufbau des Sozialismus zum Ziel haben muss. Ein Sozialismus, der nicht wie andere ist, weil der Sozialismus in jedem Land ein anderer ist, er ist lebendig und wird durch uns gestärkt. Das ist eine gute Sache. Und die falschen Entwicklungen müssen zurückgewiesen werden. Es geht nicht nur darum, den Sozialismus aufzubauen, sondern darum, die sozialen Besonderheiten Venezuelas zu berücksichtigen. Es ist ein Sozialismus, der es schafft, die indigene Kultur zu integrieren, die sozialistisch war, bevor Marx lebte. Schon damals haben unsere Indigenen auf der Basis von Solidarität gearbeitet. In den Gebieten mit einer großen Anzahl Indigenas war die Unterstützung der Verfassungsreform so stark, weil sie diesen Vorschlag des sozialen Eigentums verstanden haben. Aber es gab viele andere Gemeinden, in denen es zu wenig Informationen über die Reform gab. Es muss jetzt ernsthaft überprüft werden, welches die Gründe sind, warum die Leute die Reform nicht unterstützten und warum sie nicht informiert waren. Denn dort gibt es eigentlich eine Kultur, eine Vision des Lebens, eine Denkweise, die sich vollkommen von der in den Städten unterscheidet, wo oft kapitalistisches Denken und Individualismus überwiegen.

In unseren Sozialismus integrieren wir auch die Kultur der afrikanisch-venezolanischen Menschen. Ich hatte mehrmals die Möglichkeit, an Versammlungen der Organisation schwarzer Frauen Venezuelas teilzunehmen. Sie luden mich ein, beim Ältestenrat mitzumachen, einer afrikanischen Tradition, wo die Lebensweisheit der Alten gewürdigt wird, die wiederum der ganzen Gesellschaft zugutekommt. Darum geht es bei unserem Sozialismus auch: dass die Lebensweisheit der schwarzen, alten Menschen gewürdigt wird. Wir haben hier ganz spezielle Entwicklungen mit den afrikanischen Nachkommen, den indigenen Gemeinden, genauso mit den ländlichen Gemeinden, die auch eine ganz eigene Charakteristik haben. Unser Sozialismus nimmt ihre Weisheiten auf, er weist sie nicht zurück. Oft heißt es, dass diese Menschen in ihrem Denken "zurückgeblieben" wären, aber das Gegenteil ist der Fall. Die, die zurückgeblieben sind, sind wir.

Das ist also bei uns der Sozialismus des 21. Jahrhunderts. In Venezuela werden die anderen Herangehensweisen an den Sozialismus nicht abgewertet, im Gegenteil. Wir haben Marx gelesen, Engels, Lenin, Mao, aber da ist zum Beispiel auch Simón Rodríguez 3, und außerdem gibt es diese Weisheiten, die nirgendwo aufgeschrieben wurden, die nur gesprochen überliefert werden und die wir in den Sozialismus des 21. Jahrhundert einfließen lassen können.

Gibt es eine Frauenbewegung, in der alle Frauengruppen organisiert sind?

Nein. Im Moment arbeiten wir an der Gründung der "Einheitsplattform der Frauen". Das ist eine Arbeit, die ein bisschen schwierig ist, weil es unter uns Frauen immer Spaltungen gab, unter anderem auch wegen der Männer, an deren Seite wir waren. Die Idee ist, in die Richtung einer großen Frauenorganisation zu gehen, mit dem grundlegenden Konzept der Einheit in der Vielfalt. Wir sind nicht alle gleich, aber wir können uns zusammentun, die Verschiedenheit anerkennen. Denn es gibt diese Verschiedenheit, zum Beispiel wie sich die schwarzen Frauen organisieren oder die indigenen Frauen, die Frauen in ländlichen Gebieten, die Anwältinnen, die Studentinnen, die politisch organisierten Frauen oder die Feministinnen, die früher nichts mit den politisch Organisierten zu tun haben wollten, denn sie sagten, dass wir nur im Schatten der Männer arbeiten würden. Inzwischen sind wir dabei, uns zu verstehen, jede Einzelne zu verstehen. Und auf dieser Basis gründen wir die Plattform der Frauen, aber bisher gibt es sie noch nicht.

Wird diese Plattform unabhängig sein oder ein Teil der Einheitspartei PSUV?

Die Mehrheit von uns meint, dass es eine von der Partei unabhängige Organisation sein sollte. Was uns mit der Partei eint, ist das Programm, das die Entwicklung des Sozialismus vorsieht. Das heißt aber nicht, dass wir von der Partei abhängig sind oder die Partei die Organisation leitet.

Sie kämpfen schon sehr lange in der revolutionären Bewegung. Gehören Sie selbst auch einer Partei an?

Ab 1962 war ich in der Bewegung der Revolutionären Linken (MIR) organisiert, später in der Liga Socialista, die gerade dabei ist, sich in die PSUV zu integrieren. Ich war immer eine Kämpferin für den Sozialismus. Und zur Zeit höre ich auf den klugen Rat unseres Präsidenten, uns in einer Partei zu vereinigen.


Auszug aus dem Interview mit Nora Castañeda, Lidice Navas und Omaira Vegas von der Frauenentwicklungsbank aus dem Buch von Eva Haule "La revolución somos todos - Die Revolution sind wir alle. Gespräche mit BasisaktivistInnen und Fotos aus Venezuela" (AG SPAK Bücher www.agspak-buecher.de ISBN 978-3-930830-04-6)

  • 1. aus Papier geformte, mit Bonbons gefüllte Figuren, zum Beispiel für Kindergeburtstage,
  • 2. Am 2. Dezember 2007 fand eine Volksabstimmung über eine von Chávez vorgeschlagene Reform der Verfassung statt, mit der unter anderem Großgrundbesitz und Monopole verboten werden und eine Umstrukturierung der Produktion sowie der lokalen und regionalen Macht in Richtung Selbstverwaltung durch die Bevölkerung verwirklicht werden sollte. Auch sollten Hausarbeit und Kindererziehung als Arbeit definiert werden, die als solche die Einbeziehung in das Sozialversicherungssystem und den Bezug einer Rente garantiert. Eine knappe Mehrheit stimmte gegen die Reform. Rund drei Millionen Wähler, die zuvor für Chávez gestimmt hatten, enthielten sich der Stimme
  • 3. 1771–1854, entwickelte eine erste Konzeption der "Bildung für das Volk", beruhend auf Gleichberechtigung und Partizipation; er war Lehrer Simón Bolívars