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Bewaffnete Gruppen in Haiti greifen TV- und Radiosender an

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Die Zuflucht von Haitianer:innen in einer Schule
Die Zuflucht von Haitianer:innen in einer Schule

Port-au-Prince. Das Bündnis bewaffneter Gruppen "Viv Ansanm" (Zusammen leben) hat innerhalb weniger Tage mehrere Medienhäuser in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince attackiert. Zu den Angriffen gehören Brandanschläge auf die Fernsehstation Télé Pluriel sowie die Radio- und Fernsehsender der Radio Télévision Caraïbes (RTVC), das größte Medienhaus des Landes.

Der jüngste Angriff ereignete sich in der Nacht vom 14. auf den 15. März im Stadtteil Delmas 19, als bewaffnete Männer in die Räumlichkeiten von Télé Pluriel eindrangen. Sie plünderten die Ausrüstung, bevor sie das Gebäude in Brand setzten. Mehrere Unternehmen in der Umgebung, darunter das Einkaufszentrum R & C Plaza, wurden ebenfalls zerstört. Der TV-Sender Télé Pluriel kritisierte die Untätigkeit der haitianischen Behörden angesichts der eskalierenden Gewalt.

Bereits zwei Tage zuvor, in der Nacht vom 12. auf den 13. März, hatte Viv Ansanm die Studios der RTVC in der Rue Chavannes niedergebrannt. Auch die Räumlichkeiten von Radio Mélodie in der Rue Capois wurden verwüstet. Augenzeugen berichteten von Schusswechseln mit schweren Waffen in mehreren Stadtteilen, darunter Delmas 30, Carrefour Feuilles und Christ-Roi.

Diese Angriffe sind Teil einer Welle der Gewalt, die Haiti seit Monaten erschüttert. Bewaffnete Gruppen haben in der Hauptstadt zunehmend die Kontrolle übernommen, während die staatlichen Sicherheitskräfte kaum in der Lage sind, die Gewalt einzudämmen.

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Anfang 2024 führten massive Angriffe dazu, dass Premierminister Ariel Henry seinen Rücktritt erklärte. Seitdem versucht ein Präsidialrat, das Land zu stabilisieren und Wahlen vorzubereiten. Doch die Gewalt hält an und bewaffnete Gruppen dominieren weiterhin große Teile des Landes. In Reaktion darauf haben mehr als eine halbe Millionen Haitianer:innen ihre Wohnorte verlassen und sind zu Geflüchteten im eigenen Land geworden (amerika21 berichtete).

Der amtierende Übergangspremierminister Alix Didier Fils-Aimé verurteilte die jüngsten Angriffe und versicherte, dass die Täter nicht straflos bleiben würden. Allerdings stößt dies in der Bevölkerung zunehmend auf Skepsis, da die Regierung bislang nicht in der Lage war, die Sicherheitslage zu verbessern.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat unter der Führung von Kenia eine internationale Mission zur Bekämpfung der Bandengewalt nach Haiti entsandt. Die ersten Einheiten trafen im Juni 2024 ein. Doch bisher zeigt diese Intervention kaum Wirkung. Die verschiedenen bewaffneten Gruppen sind weiter in der Lage, Gebiete zu kontrollieren und Angriffe auf zivile Einrichtungen durchzuführen.

Die jüngsten Attacken auf Medienhäuser unterstreichen die prekäre Lage der Pressefreiheit in Haiti. Journalist:innen und Medien stehen zunehmend unter Druck, da Angriffe, Einschüchterungen und Morde an Medienschaffenden an der Tagesordnung sind.