Kolumbien / Politik

Neuausrichtung im Kampf gegen den Drogenhandel in Kolumbien

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Abhängigkeiten und War on Drugs - aus der Serie "país dolorido" ("Land im Schmerz"), 2022, Anne Flad
Abhängigkeiten und War on Drugs - aus der Serie "país dolorido" ("Land im Schmerz"), 2022, Anne Flad

Bogotá. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat das Ende von Glyphosat-Einsätzen und der zwangsweisen Zerstörung von Koka-Plantagen angeordnet. Damit leitet er einen Paradigmenwechsel im Kampf gegen die Drogen ein. Nicht die Kleinbauern, sondern kriminelle Organisationen, die in den Drogenhandel verstrickt sind, sollen künftig verfolgt und beteiligte Personen identifiziert werden.

Die Entscheidung wird von vielen sozialen und bäuerlichen Gruppen und von Wissenschaftlern befürwortet. So könne das Vertrauen der Gemeinden in die Regierung wiederhergestellt werden. Henry Sanabria, Direktor der Nationalen Polizei, erklärte, dass nun versucht werde, die Landbevölkerung zur freiwilligen Vernichtung von Anpflanzungen zu motivieren. So gab es in einigen Gegenden bereits erste Gespräche zwischen Regierungsmitgliedern und der Bevölkerung vor Ort über alternative Anbaumöglichkeiten.

Arnobis Zapata ist Leiter der Nationalen Koordination von Koka- Mohn- und Marihuana-Anbauern (Coccam) und begrüßt die Entscheidung der neuen Regierung. Die Bauern würden so als Menschen mit Rechten wahrgenommen und nicht als Drogenhändler. Zapata betonte, dass die Coccam bereit ist, ihren Teil zum Wandel beizutragen. Die Organisation setzt sich für die vollständige Umsetzung des Friedensabkommens zwischen Farc-Guerilla und Staat von 2016 ein, das auch eine integrale landwirtschaftliche Entwicklungspolitik und die Lösung des Drogenproblems beinhaltet.

Er betonte, dass die vorherige Regierung ihren Teil der Abmachungen aus dem Abkommen nie wirklich umgesetzt habe. Die Interessen der Kokabauern wurden nicht berücksichtigt und einige hatten nie die Chance, an staatlichen Programmen teilzunehmen.

Stattdessen kam es schon kurz nach Unterzeichnung des Friedensvertrags bei Protesten zu einem von Soldaten verübten Massaker an sieben Bauern in El Tandil. Zudem starben bei zwangsweisen Plantagen-Vernichtungen durch die Armee zahlreiche Kokabauern.

Rahul Gupta, Direktor des US-Office of National Drug Control Policy, erklärte indes, US-Präsident Joe Biden sei sich darüber im Klaren, dass Washingtons Anti-Drogen-Politik in der Region für viel Leid in der Bevölkerung verantwortlich sei und nicht dem Gemeinwohl gedient habe. Bei einem Treffen mit Präsident Petro und dem kolumbianischen Botschafter in den USA, Luis Gilberto Murillo, sagte Gupta: "Wir können es besser machen". Kolumbien solle die USA "als Verbündeten betrachten", der die ländliche Entwicklung vorantreibe und die Korruption sowie den Klimawandel in der Region bekämpfen wolle.

Die Anordnung Petros kam nur 15 Tage nach seinem offiziellen Amtantritt. Schon während des Wahlkampfs hatte er den Drogenkrieg der USA in Frage gestellt: Sein "eklatantes Scheitern" habe zu fast einer Million Toten auf dem Kontinent geführt.