Größter LGBTIQ*-Umzug der Welt in Brasilien

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Unter dem Hashtag #ForaBolsonaro bekunden die Teilnehmer:innen ihre Ablehnung des amtierenden Präsidenten
Unter dem Hashtag #ForaBolsonaro bekunden die Teilnehmer:innen ihre Ablehnung des amtierenden Präsidenten

São Paulo. Rund 3,5 Millionen Menschen haben sich am Sonntag in São Paulo auf der Avenida Paulista versammelt, um für die Rechte von LGBTIQ* Personen zu demonstrieren. Dies war der weltweit größte LGBTIQ*-Umzug.

Es ist die erste Präsenzveranstaltung seit dem Beginn der Corona Pandemie im Jahr 2019. Die Parade fand unter dem kollektiv gewählten Motto "Ich wähle mit Stolz, für eine Politik, die repräsentiert” statt. Die anwesenden Personen sollen in dem Zusammenhang über ihr Wahlrecht nachdenken und bei den anstehenden Wahlen die Vertreter:innen wählen, die sich für die Rechte von LGBTIQ* Personen stark machen.

Renato Viterbo, Vize-Präsident der Veranstaltung, erklärte: "die Umzüge in Brasilien, im Inland, sind sehr wichtig, weil sie Einfluss auf die öffentliche Politik in den Städten nehmen". 

Besonders im Hinblick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen machten viele der Teilnehmenden ihre Haltung gegen den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro deutlich, die Parole "Fora Bolsonaro" (Weg mit Bolsonaro) zierte unzählige Transparente. 

Bereits am Samstag, traditionell einen Tag vor der großen LGBTIQ*-Parade, fand der Marsch der lesbischen und bisexuellen Frauen statt, an dem sich zwischen 1.500 und 2.500 Personen beteiligten. "Für den Kampf, die Erinnerung und den Widerstand. Gegen Rassismus, Transphobie und gegen Bi- und Lesbenfeindlichkeit", gab das Transparent am Anfang des Zuges die Parole vor.

Die Teilnehmer:innen übten Kritik an der aktuellen Regierung unter Bolsonaro. Eine Aktivistin sagte, dass die Regierung Schuld sei am Anstieg der Armut und in dem Zusammenhang auch für den Anstieg der Zahl von Personen, die keine Wohnung mehr haben und auf der Straße leben müssen.

Auch an Marielle Franco wurde erinnert. Sie war 2018 in Rio de Janeiro ermordet worden (amerika21 berichtete). Die damals 38-jährige lesbische Abgeordnete der Sozialistischen Partei (PSOL) setzte sich aktiv für Menschenrechte und insbesondere die Rechte von Schwarzen und Frauen ein. Immer wieder hatte Franco das rassistische Vorgehen der Polizei in den Favelas von Rio de Janeiro angeprangert. Die Auftraggeber des Mordes sind bis heute unbekannt. 

Für queere Menschen ist Brasilien noch immer ein gefährliches Land. Vergangenes Jahr ist die Zahl von Morden als LGBTIQ*-Personen um 33,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Insgesamt wurden 316 Morde registriert. Die Lebenserwartung von trans Personen liegt derzeit bei 35 Jahren. Zwischen Januar 2008 und September 2021 wurden insgesamt 4.042 Morde an trans Personen erfasst.