Tote bei Protesten gegen Treibstoffmangel und Preiserhöhungen in Haiti

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Motorradtaxis sind eines der wichtigsten Verkehrsmittel in Haiti. Seit Wochen gibt es kein Benzin mehr für sie (Screenshot)
Motorradtaxis sind eines der wichtigsten Verkehrsmittel in Haiti. Seit Wochen gibt es kein Benzin mehr für sie (Screenshot)

Port-au-Prince. Bei den seit Montag anhaltenden Demonstrationen in der Hauptstadt und mehreren Provinzhauptstädten Haitis sind nach offiziellen Angaben mindestens vier Protestierende und ein Polizist ums Leben gekommen. Die Straßen von Port-au-Prince sind seitdem leergefegt, kommerzielle Aktivitäten, die städtische Verwaltung und der öffentliche Verkehr werden durch einen Streik gegen den Treibstoffmangel und überhöhte Kraftstoffpreise lahmgelegt.

Mehrere Hauptverkehrsstraßen im Großraum Port-au-Prince wurden durch Barrikaden oder brennende Reifen blockiert, einschließlich der Zufahrt zum Flughafen. Die Aktivisten fordern auch den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse. Den Protesten war ein Streikaufruf vorausgegangen, der von den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen gestartet und dann in sozialen Netzwerken verbreitet wurde.

Laut Auskunft des Bürgermeisters von Carrefour, einer Nachbargemeinde von Port-au-Prince, wurde bereits am ersten Streiktag ein junger Demonstrant durch einen Schuss getötet. Aktivistengruppen werfen der Polizei vor, für seinen Tod verantwortlich zu sein.

Die Regierung hatte indes für Montag das Eintreffen von 500.000 Barrel Kraftstoff angekündigt, die bisher jedoch noch keine der Tankstellen erreicht hat. An denen bilden sich lange Schlangen von Autos, Motorrädern und Menschen mit Kanistern. Die Protestaktionen im ganzen Land wurden trotz dieser Ankündigung fortgesetzt. Schießereien, Steinwürfe, brennende Barrikaden und Demonstrationen wurden auch am Mittwoch in verschiedenen Teilen des Großraums Port-au-Prince sowie in Arcahaie (Westen), Jacmel (Südosten) und Port-de-Paix (Nordwesten) gemeldet.

Duclos Bénissoit, Generalkoordinator der Haitianischen Transportarbeitergewerkschaft, erklärte, dass die neue Lieferung das Problem des Treibstoffmangels nicht lösen werde. Er gibt der Regierung die Schuld. Die Menschen seien bereit, Kraftstoff zu einem normalen Preis zu kaufen, aber nicht zu dem von der Regierung geforderten. Gleichzeitig verurteilte er die Strategie der Behörden und Händler, den Benzin- und Dieselpreis zu ihrem eigenen Vorteil zu erhöhen. Kraftstoff sei ein strategisches Produkt, das von den Lieferanten zurückgehalten werde, um es an Schwarzmarktakteure zu verkaufen, fügte er hinzu.

Jocenel Civil, Präsident des Verbandes der Motorradtaxifahrer, einem der wichtigsten Verkehrsmittel im Land, prangerte eine "künstliche Knappheit an, welche die Fahrer seit mehreren Wochen arbeitslos macht”. Zugleich wies er jede Preiserhöhung für Kraftstoff zurück.