Kuba / Wirtschaft

Kuba gibt Vermarktung von Lebensmitteln in drei Provinzen frei

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Bauernmarkt in Havanna
Bauernmarkt in Havanna

Havanna. Fünf Jahre nach Beginn des abgebrochenen Experiments zur freien Vermarktung von Lebensmitteln in Havanna und den zwei angrenzenden Provinzen Artemisa und Mayabeque gibt Kubas Regierung erneut den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte frei. Anders als zuvor legt das neue Gesetz jedoch einen größeren Schwerpunkt auf Verbraucherschutz und Preiskontrolle.

Im Jahr 2013 begann in Havanna, Artemisa und Mayabeque ein bisher einzigartiges Experiment in der kubanischen Landwirtschftspolitik, bei dem die meisten Erzeugnisse nach Erfüllung der staatlichen Abgabequote frei gehandelt werden durften. Damit sollte die Produktion von Lebensmitteln angekurbelt werden. In den darauffolgenden Jahren nahmen Angebot und Qualität auf den Bauernmärkten spürbar zu, gleichzeitig wurde jedoch auch mehr gehortet. Horrende Preise zwangen die Regierung im Januar 2016 schließlich dazu, die Notbremse zu ziehen und das Experiment abzubrechen.

Wie die Tageszeitung Juventud Rebelde berichtet, wird mit dem Dekret 355 direkt an das damalige Experiment angeknüpft. So wird der freien Vermarktung von Lebensmitteln eine neue Chance gegeben. Im Unterschied zum letzten Versuch allerdings legt das neue Gesetz deutlich mehr Wert auf den Schutz der Verbraucher und Transparenz. Einige Produkte wie Milch, Rindfleisch und Honig sind vom Handel ausgenommen. Sämtliche staatliche und genossenschaftliche Produzenten der drei Provinzen dürfen künftig ihre Produkte an die Bevölkerung und untereinander verkaufen.

Kuba muss derzeit noch immer rund 60 Prozent der benötigten Lebensmittel importieren. Aufgrund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation mussten jedoch viele Importe gekürzt werden. Das führt zu Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Eier, Fleisch und Speiseöl. Mit der neuen Reform plant die Regierung, neue Anreize für die Produktion von Lebensmitteln im Land zu schaffen. Die Regel wird im August dieses Jahres in Kraft treten. Sollte sich das Modell beim zweiten Anlauf als erfolgreicher heraustellen, könnte die Initiative im ganzen Land Schule machen.