Kolumbien: Bürgermeister von Cúcuta fordert Verteilung der US-Hilfsgüter

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Von Armut geprägt: Die Grenzstadt Cúcuta im kolumbianischen Departament Norte de Santander (Screenshot)
Von Armut geprägt: Die Grenzstadt Cúcuta im kolumbianischen Departament Norte de Santander (Screenshot)

Cúcuta. Der Bürgermeister der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta, César Rojas, hat Präsident Iván Duque aufgefordert, den "Cucuteños", die unter Armut, Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen leiden, humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. Er schlug vor, die aus den USA gelieferten, für Venezuela vorgesehen Hilfsgüter ‒ darunter Lebensmittel und Medikamente ‒ für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu nutzen. Die Armuts- und Arbeitslosenquote Cúcutas ist mit die höchste des Landes, ebenso der Grad der Informalität.

Rojas betonte, dass die sozialen Probleme, unter denen Cúcuta und das gesamte Departament Norte de Santander leiden, aufgrund der fehlenden Unterstützung durch die Regierung von Iván Duque täglich zunehmen würden. Er bestätigte zudem die Präsenz "destabilisierender Gruppen" in der Gemeinde La Parada, die von venezolanischen Oppositionsparteien gefördert würden und die Probleme weiter verschärften.

Am 22. und 23. Februar führten das aus Cúcuta weltweit übertragene Konzert "Venezuela Live Aid" und der Versuch des venezolanischen selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó und der US-Regierung, die Einfuhr "humanitärer Hilfe" nach Venezuela zu erzwingen, zu Zusammenstößen an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze. Seither ist diese weitgehend geschlossen. Der Bürgermeister bestätigte, dass die Bolivarische Nationalgarde (GNB) von der kolumbianischen Seite der Grenze aus von vermummten Demonstranten angegriffen wurde.

Am Abend des 23. Februar bestimmten Bilder brennender LKW auf der Brücke, die Cúcuta mit Venezuela verbindet, die internationale Berichterstattung. Guaidó bezichtigte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro umgehend der "Auslöschung hungernder Venezolaner“. US-Regierungsvertreter machten Maduro für das Feuer verantwortlich und unterstellten, er habe "den Befehl gegeben, die Lastwagen voller humanitärer Hilfe zu attackieren". Luftbilder zeigten jedoch, dass die brennenden LKW, umringt von Demonstranten, noch auf der kolumbianischen Seite der Absperrungen standen und die ersten Sicherheitskräfte Venezuelas in einigem Abstand positioniert waren. Am 10. März belegte dann die New York Times mit Filmmaterial, dass ein Demonstrant auf kolumbianischer Seite einen Molotow-Cocktail in Richtung der venezolanischen Sicherheitskräfte schleuderte und dabei den ersten LKW in Brand setzte. Das Feuer griff auf weitere Lastwagen über, ohne dass Kolumbiens anwesende Polizei sichtbare Löschversuche unternommen hätte oder gegen die Gewaltaktionen eingeschritten wäre.

César Rojas nahm auch zu diesem Vorfall Stellung: "Ich meine, dass es auf der kolumbianischen Seite der Grenze keine Vermummten geben darf“. Die Behörden müssten Maßnahmen ergreifen, um solche Angriffe auf die venezolanische Nationalgarde zu unterbinden.

Der Bürgermeister fordert von Kolumbiens Regierung, "die internen Probleme" des Landes anzugehen und kritisiert, dass Präsident Duque den Schwierigkeiten des Landes nicht genügend Aufmerksamkeit schenke. Die Stadt leide seit Jahren an mangelnder Sicherheit und fehlenden Maßnahmen zur Bewältigung der sozialen Probleme. Die Regierung konzentriere sich jedoch mehr auf die Angelegenheiten des Nachbarlandes Venezuela. Mit der Schließung der Grenze verschärften sich die Probleme Cucutás noch weiter.

Staatliche Hilfe sei dringend nötig, um die Beschäftigung zu fördern und die Informalität zu beseitigen, so Rojas.