San Pedro Sula, Honduras/Ciudad Hidalgo, Mexiko. Teile einer Karawane von Flüchtenden aus Honduras haben den Grenzübertritt von Guatemala nach Mexiko geschafft, nachdem sich am 12. Oktober die ersten rund 1.000 Honduraner von der nördlichen Stadt San Pedro Sula aus auf den Weg in Richtung Norden aufgemacht hatten. Ihr erklärtes Ziel ist es, zu Fuß die USA zu erreichen. Mittlerweile haben sich der Karawane weitere Menschen angeschlossen. Es wird berichtet, dass es bereits mehr als 5.000 sind. Die Zahl ist steigend: In den sozialen Medien ist zu lesen, dass sich in mehreren Regionen von Honduras weitere Gruppen formieren, um sich dem Marsch anzuschließen. Der Karawane gehören viele junge Leute, alleinstehende Frauen mit kleinen Kindern und ganze Familien an, die ihrem Land auf der Suche nach Sicherheit und Arbeit den Rücken kehren. Am Donnerstag erreichten sie die Grenze zu Mexiko.
Die guatemaltekische Bevölkerung war den Flüchtenden mit großer Solidarität begegnet. Die Regierung des amtierenden mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto versuchte dann, die Flüchtenden durch massiven Polizeieinsatz am Grenzübertritt in Ciudad Hidalgo in der Provinz Chiapas zu hindern. Viele Menschen aus der Karawane versuchten den Grenzzaun zu erklimmen, eine weitere Menschenmenge drückte sich durch die Eingangstore hindurch. Weitere Gruppen versuchten den Grenzfluss Suchiate zu durchschwimmen. Bei Zusammenstößen gab es mehrere Verletzte auf beiden Seiten. Die Lage sei inzwischen wieder "unter Kontrolle", wie die mexikanische Bundespolizei verlauten ließ.
Nach Angaben der Behörden wurden die Flüchtenden, die die Grenze überwinden konnten, inzwischen in Migrationszentren gebracht. Der designierte mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador stellte ihnen indes Arbeitsvisa in Mexiko in Aussicht. Der Gouverneur des südlichen Bundesstaates Chiapas Manuel Velasco sicherte den Flüchtenden Unterstützung und Aufnahme in den Herbergen zu, während der amtierende Präsident Peña Nieto erklärte, weiterhin einen "illegalen und gewaltsamen" Grenzübertritt nicht zuzulassen.
Über den Kurznachrichtendienst Twitter richtete sich die geschäftsführende Repräsentantin der US-Regierung in Honduras, Heide Fulton, an die Honduraner und bat sie, zurück zu kommen und nicht ihr Leben zu riskieren. In einem Kommuniqué der US-Botschaft heißt es, dass sich die Situation in Honduras deutlich verbessert habe und diese Entwicklung nur weiter geführt werden könne, wenn sie hier blieben. Dabei macht Fulton, wie auch die Regierung in Tegucigalpa, kriminelle und politische Akteure für den Massenexodus verantwortlich. Infolge der von der Nationalen Partei geführten Hetzkampagne wurde Bartolo Fuentes, Journalist und ehemaliger Abgeordneter der linken Partei Libre beschuldigt, die Karawane organisiert zu haben. Drei Tage wurde er von guatemaltekischen Behörden festgehalten und am 19. Oktober nach Honduras ausgewiesen. Es ist die zweite Karawane, die Fuentes in diesem Jahr begleitet, um über die prekäre Situation in den Nachbarländern zu berichten.
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Tatsächlich hat sich die Situation in Honduras seit dem Militärputsch im Jahr 2009 zunehmend verschlechtert. In den vergangenen Monaten wurden die Preise für Strom und Benzin drastisch erhöht. Dazu kommt, dass in den öffentlichen Krankenhäusern die Versorgung der Bevölkerung nicht gewährleistet ist, chirurgische Eingriffe können nicht durchgeführt werden.
In einem Statement zur humanitären und politischen Krise in Honduras resümiert der bekannte US-amerikanische Linguist und Aktivist Noam Chomsky: Honduras habe sich seit dem Putsch zu einem der Länder mit der höchsten Mordrate entwickelt und die Zahlen der Menschen, die ihrem Land den Rücken kehren, seien sukzessive gestiegen. Dazu kämen die verfassungswidrige Wiederkandidatur von Juan Orlando Hernández und der offensichtliche Wahlbetrug im November 2017. Diesen illegitimen "Wahlsieger" habe die US-Regierung trotz nationaler und internationaler Proteste anerkannt. Laut Berichten honduranischer und internationaler Organisationen sind mehrheitlich staatliche Sicherheitskräfte für die 23 Toten in den Wochen nach der Wahl verantwortlich. Unliebsame Oppositionelle sitzen als politische Gefangene in Hochsicherheitsgefängnissen.
Als Reaktion auf die Karawane droht US-Präsident Donald Trump Honduras nun, die Finanzierungen und Hilfe zu streichen, sofern sie die Karawane nicht stoppen würden. Erst kürzlich wurde bekannt, dass im Jahr 2018 rund 981 Millionen US-Dollar nach Honduras geflossen sind. Außerdem hatte Trump bereits am Donnerstag Mexiko gedroht, die gemeinsame Grenze notfalls mit Hilfe des Militärs abzuriegeln, sollten die Flüchtenden nicht aufgehalten werden.