Chile / Menschenrechte

Chile: 68 Angeklagte der Operation Colombo freigesprochen

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Bei der Operation Colombo genannten Geheimdienstaktion wurden 100 Männer und 19 Frauen verschiedener linker Gruppen ermordet
Bei der Operation Colombo genannten Geheimdienstaktion wurden 100 Männer und 19 Frauen verschiedener linker Gruppen ermordet

Santiago. Im Fall der 1974 vom chilenischen Geheimdienst entführten Studentin und Mitglied der Bewegung der Revolutionären Linken (MIR), María Angélica Andreoli Bravo, hat das Berufungsgericht in Santiago 68 der 75 Angeklagten freigesprochen. Sieben ehemalige Agenten wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Das Urteil war einstimmig von den Richterinnen Marisol Rojas Moya und Elsa Barrientos Guerrero sowie dem Anwalt Hector Mery getroffen worden. Es handele sich bei den Angeklagten um ehemalige Geheimagenten, die auf Befehl politische Gegner überwacht und die Informationen an ihre Vorgesetzten weitergegeben hätten. Eine direkte Beteiligung an der Entführung der 27-jährigen Andreoli sei den meisten von ihnen nicht nachzuweisen gewesen.

Sieben der 75 Angeklagten wurden jedoch zu Freiheitsstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt. Unter ihnen befindet sich auch Miguel Krassnoff Martchenko, ehemaliger Agent des Geheimdienstes DINA, der für die Entführung Andreolis verantwortlich war. Krassnoff befindet sich, wie auch die anderen sechs Verurteilten, bereits im Gefängnis. Seine angesammelten Freiheitsstrafen für diverse Verbrechen während der Militärdiktatur belaufen sich bereits insgesamt auf über 500 Jahre.

Der Fall Andreoli gehört zu den Prozessen im Zusammenhang mit der sogenannten Operation Colombo. Während der Diktatur unter Augusto Pinochet ließ die DINA politische Gegner des Regimes entführen, foltern und viele von ihnen töten. Bei der Operation Colombo wurden 100 Männer und 19 Frauen aus linken Parteien, vor allem der MIR, zwischen Mai 1974 und Februar 1975 verhaftet und waren seitdem verschwunden. Im Juli 1975 tauchten ihre Namen in zwei ausländischen Publikationen auf. Dort wurde berichtet, die 119 Linksaktivisten wären aus Chile geflohen, unter anderem nach Argentinien, wo sie ums Leben gekommen seien – einige "exekutiert von ihren eigenen Genossen", andere "bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften".

María Andreoli war eines der Opfer. Im August 1974 war sie vor ihrem Haus entführt und in das Gefangenenlager Londres 38 im Zentrum Santiagos gebracht worden. Zeugenaussagen zufolge wurde sie dort mehrfach verhört, gefoltert, vergewaltigt. Ein Zeuge nannte den bereits verstorbenen Agenten Osvaldo Romo Mena als Mörder Andreolis. Romo war für seine besondere Brutalität als Folterer bekannt. Andreolis Name tauchte schließlich unter den Toten der Operation Colombo auf.