Kuba / Umwelt

Ein Monat nach Hurrikan Irma: Bilanz in Kuba

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Die Aufbauarbeiten auf Kuba gehen voran
Die Aufbauarbeiten auf Kuba gehen voran

Havanna. Vor einem Monat hat Hurrikan Irma auf Kuba eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Inzwischen gibt es genaue Zahlen zum Ausmaß der Schäden und dem Stand des Wiederaufbaus in den betroffenen Gebieten.

Das Sturmtief Irma entstand Ende August. Es war der stärkste atlantische Hurrikan außerhalb des Golf von Mexiko und des Karibischen Meeres seit Beginn der Aufzeichnungen des National Hurricane Centers im Jahr 1898. Zudem war Irma der erste tropische Wirbelsturm, der eine andauernde Windgeschwindigkeit von 297 km/h für 37 Stunden erreicht hat. Irma war der erste schwere Sturm, der Kubas Hauptstadt Havanna seit dem Jahr 2005 heimgesucht hat. Zuletzt wurde Kubas Ostküste im Jahr 2016 von Hurrikan Matthew schwer getroffen, während der Sturm Sandy im Jahr 2012 ebenfalls durch die östlichen Provinzen um die Stadt Santiago de Cuba wütete. Der Westen des Landes war zuletzt 2008 von einem Hurrikan betroffen.

Im Vorfeld des Sturms wurden 1,86 Millionen der rund 11,2 Millionen Kubaner evakuiert, die meisten kamen dabei bei Familienangehörigen oder Nachbarn unter. Dennoch verloren zwölf Menschen ihr Leben, sieben davon in Havanna, die übrigen in den Provinzen Matanzas, Ciego de Ávila und Camagüey. Fast alle Provinzen des Landes waren von Irma mehr oder minder stark betroffen: Die Hauptstadt Havanna, Matanzas, Villa Clara, Cienfuegos, Sancti Spíritus, Ciego de Ávila, Camagüey, Las Tunas sowie Holguín. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass rund 3,1 Millionen Kubaner weiterhin auf Hilfe angewiesen sind.

Von der kubanischen Zivilverteidigung wurden 158.554 Gebäude als beschädigt gemeldet. Fast im gesamten Land fielen für einige Tage der Strom und damit auch die Wasserversorgung aus. Mehrere thermoelektrische Kraftwerke wurden beschädigt, darunter auch das Kraftwerk Antonio Guiteras in Matanzas, welches für 20 Prozent des nationalen Strombedarfs aufkommt. Es wurden insgesamt 3.618 Strommasten, 1.379 Transformatoren sowie 2.176 Kilometer Stromkabel in Mitleidenschaft gezogen. 980 Gebäude des Gesundheitssystems sowie hunderte Schulen wurden von Irma beschädigt. In der Landwirtschaft wurden insgesamt rund 95.000 Hektar Nutzfläche verwüstet, davon allein 20.000 Hektar Bananenplantagen. 466 Farmen und Kooperativen waren betroffen. Im Zuckersektor wurden rund 338.000 Hektar an Anbaufläche in Mitleidenschaft gezogen. 20 Raffinerien wurden beschädigt, jedoch traten an den massiven Gebäuden hauptsächlich Dachschäden auf.

Noch immer erhalten 11.689 Personen direkte staatliche Unterstützung in Form von subventionieren Lebensmitteln. Neben zahlreichen befreundeten Ländern wie Venezuela, Ecuador, China und Russland erhält Kuba auch Hilfe von den Vereinten Nationen. Mit insgesamt 55,8 Mio. US-Dollar wollen diese den Wiederaufbau unterstützen, davon sollen allein 23 Mio US-Dollar in den Wiederaufbau von Wohngebäuden und öffentlichen Einrichtungen fließen. Nach einem entsprechenden Dekret des Minisiteriums für Finanzen und Preise müssen jegliche Spenden ohne Aufpreis an die Betroffenen weitergegeben werden.

Um die Reparatur der Wohngebäude zu beschleunigen, hat Kubas Regierung ein Subventionsprogramm beschlossen, welches betroffenen Familien die Finanzierung von 50 Prozent der Kosten für Baumaterialien und Konsumgüter durch den Staatshaushalt ermöglicht. Andere Optionen wie günstige zinslose Kredite zur Finanzierung der anderen Hälfte stehen ebenfalls zu Verfügung. In den betroffenen Gebieten wurden 900 Verkaufsstellen eröffnet.

Inzwischen gibt es laut offiziellen Angaben in 99,9 Prozent der Gebäude wieder Strom und 99 Prozent des Wassernetzes ist wieder in Betrieb. Am 29. September ging das 330 MW Kraftwerk Antonio Guiteras als letzter und wichtigster der betroffenen Stromerzeuger wieder ans Netz, zunächst jedoch mit einigen Startschwierigkeiten und mit nur 70 Prozent seiner Leistung. Von den 980 beschädigten Gesundheitseinrichtungen wurde bisher rund jede Dritte (289) wieder aufgebaut. Rund drei Viertel der beschädigten Bauernhöfe und Kooperativen sind inzwischen repariert worden, von den 95.000 Hektar der betroffenen landwirtschaftlichen Nutzfläche wurden bereits 35.000 Hektar wieder bestellt, hauptsächlich mit schnell wachsenden Gemüsepflanzen, um die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln in kürzest möglicher Zeit wieder zu verbessern.