Kuba / Politik

Hilfsmaßnahmen der Vereinten Nationen für Kuba

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Davis Beasley im Gespräch mit offiziellen Vertretern in Jaminitas, Kuba
Davis Beasley im Gespräch mit offiziellen Vertretern in Jaminitas, Kuba

Havanna. Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen hat der kubanischen Regierung rund 1.600 Tonnen Hilfsgüter zugesagt, welche in den nächsten vier Monaten mehr als 650.000 Kubanern zugute kommen sollen. Der WFP-Exekutivdirektor David Beasley war am Samstag nach Kuba gereist, um sich mit Vizepräsident Miguel Díaz-Canel und dem Vorsitzenden der Zivilverteidigung Ramón Pardo zu treffen und die Hilfsmöglichkeiten zu eruieren. Dabei unterstrich der ehemalige Gouverneur von South Carolina, dass man "die politischen Differenzen in einer solchen Zeit beiseite legen müsse, um zusammenzuarbeiten".

Die Hilfen für die besonders betroffenen Regionen sollen vor allem Kindern, Älteren sowie Schwangeren und Stillenden schnell zukommen. Dabei sei es beeindruckend, so Beasley, wie die Kubaner ihre zerstörten Gebiete wieder aufbauen, vor allem Schulen, Wohnhäuser und elektrische Infrastruktur. In den kommenden Monaten werden daher weitere 5,6 Millionen US-Dollar für Material zum Wiederaufbau durch die Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt.

Am Sonntag hatte Kubas Finanzministerin Mary Blanca Ortega bereits zugesagt, dass der Wiederaufbau von Wohnraum zur Hälfte durch den kubanischen Staat finanziert werde und die übrigen Kosten auf verschiedene Möglichkeiten finanziert werden können, so unter anderem durch Bankkredite mit günstigen Konditionen oder anderen Zuschüssen. Allein in Havanna gibt es lauf offiziellen Angaben über 4.000 zerstörte Wohnhäuser.

Aufgrund der verheerenden Situation, vor allem auch in der Landwirtschaft, wo tausende Quadratkilometer Ackerland verwüstet wurden, haben viele Staaten Kuba bereits bilaterale Hilfe zukommen lassen, so unter anderem die Dominikanische Republik, Venezuela und Surinam. Am Sonntag haben zudem Kolumbien, China, Japan und Spanien sowohl finanzielle, als auch materielle Hilfe in Form von Hygiene- und Sanitätsausstattung, Werkzeugen und Trinkwasseraufbereitungsanlagen zugesagt, die in den nächsten Tagen und Wochen in Kuba eintreffen werden.

Unterdessen scheint laut Anwohnern die Hilfe jedoch noch nicht in dem Maße anzukommen, in der sie von offiziellen Stellen zugesagt wurde. Es seien noch keine Aufräumbrigaden in den besonders betroffenen Gebieten um die Strandpromenade Malecón in Havanna unterwegs, der Strom sei weiterhin abgeschaltet und die Versorgungslage angespannt. Offiziellen Angaben zufolge habe man für Lebensmittel "moderate" Preise in der nichtkonvertiblen Währung "Peso Cubano" angesetzt, deren Verletzung mit der "vollen Härte des Gesetzes bestraft werde", so Vizegeneralstaatsanwältin Yamila Peña in einer Pressekonferenz am Freitag. Man wolle ausdrücklich verhindern, dass es zu einer Ausnutzung und nicht zweckgerichteten Verteilung von Hilfsmitteln komme. Dennoch seien selbst diese Preise, gerade für die ältere Bevölkerung nicht finanzierbar, beklagten Anwohner.

Inzwischen bereiten sich Puerto Rico und die Dominikanische Republik bereits auf dem nächsten Hurrikan namens "Maria" vor, der ebenfalls der Kategorie 5 angehört und einen ähnlichen Verlauf wie "Irma" haben könnte, sodass auch Teile Kubas erneut gefährdet sind.

Unterdessen sind die für den 22. Oktober angesetzten Wahlen zur kubanischen Nationalversammlung zugunsten der Wiederaufbaumaßnahmen auf den 26. November verschoben wurden, um eine hohe Wahlbeteiligung zu ermöglichen. Die Erneuerung der Nationalversammlung 2018 wird mit dem Rücktritt von Staatsoberhaupt Raúl Castro einhergehen, dem aller Wahrscheinlichkeit nach Vizepräsident Manuel Díaz-Canel folgt.