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Bewegung "No+AfP" ruft zu Volksentscheid über Rentensystem in Chile auf

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Aufruf zum Plebiszit über das private System der Altersvorsorge in Chile
Aufruf zum Plebiszit über das private System der Altersvorsorge in Chile

Santiago. In Chile haben soziale Organisationen zu neuen Protesten zur Reform des  Rentensystems aufgerufen. Bei einer Volksabstimmung am 29. und 30. September sowie am 1. Oktober soll nun über die Zukunft der privaten Rentenfonds (AfP) entschieden werden, der massiv in der Kritik steht.

Zehntausende Menschen hatten sich zuletzt am 3. September versammelt, um gegen den AfP zu protestieren und ihre Unterstützung eines Volksentscheids auszudrücken, den die Bewegung "No+AfP"organisiert und finanziert. Damit will Bewegung den öffentlichen Druck erhöhen und herausfinden, welches Rentensystem die chilenische Bevölkerung möchte.

Für die Regierung ist das Ergebnis nicht verbindlich. Die Koordinatoren sehen jedoch gute Chancen, durch den Volksentscheid eine echte Reform herbeizuführen. "No+AfP" kann auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung zählen und hat es erreicht, das Rententhema auf die politische Agenda der Regierung zu bringen. Im vergangenen Jahr sind dem Kongress bereits mehrere Gesetzesentwürfe vorgelegt worden. Allerdings seien die staatlichen Lösungsvorschläge noch weit von den Forderungen der Bewegung entfernt. Ihr Sprecher Luis Mesina lehnt die von der Regierung vorgeschlagene Reform ab, da sie weiterhin den Erhalt der privaten Rentenfonds vorsieht. Ziel des Volksentscheids sei es, dass sich die chilenischen Bürgerinnen und Bürger an diesem Prozess beteiligen können.

An den jüngsten Protesten nahmen erneut unterschiedlichste gesellschaftliche Gruppen teil, darunter Gewerkschaften sowie die landesweite Studentenorganisation. Neu dabei waren dieses Mal unter anderem die Bewohnervereinigung Ukamau sowie der Lehrer- und Professorenverband. Um langfristig genug Druck aufbauen zu können reiche die steigende Unterstützerzahl allein allerdings nicht aus, so Esteban Maturana, ein Mitglied der Koordination. Daher sei nach dem Plebiszit das nächste Ziel der Generalstreik. "Unser Ziel ist es, die großen Unternehmen dort zu treffen wo es ihnen am meisten weh tut, in ihrem Reichtum, in ihrem Einkommen. Deshalb wollen wir einen Generalstreik erreichen."

Das derzeitige private System der Altersvorsorge in Chile zwingt alle Beschäftigten, Verwaltungsgebühren sowie zehn Prozent ihres Lohnes in Fonds einzuzahlen, die von privater Hand verwaltet werden. Mit Hilfe der Einzahlungen in die Rentenfonds können Investitionen im Interesse der privaten Anbieter finanziert werden. Die durchschnittliche Höhe der Renten in Chile liegt unterhalb des Mindestlohns und beträgt für Männer 38 Prozent des früheren Einkommens, Frauen erhalten nur 28 Prozent.