Massive Proteste nach Feminizid an Schülerin in Chile

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Plakat gegen Frauenmorde der Gruppe "Ni una menos": "Angefeindet, angegriffen, vergewaltigt, bedroht, ignoriert und ermordet. Wenn es dich nicht wütend macht, gehörst du zum Feind"
Plakat gegen Frauenmorde der Gruppe "Ni una menos": "Angefeindet, angegriffen, vergewaltigt, bedroht, ignoriert und ermordet. Wenn es dich nicht wütend macht, gehörst du zum Feind"

Santiago de Chile. Soziale Organisationen haben nach dem Tod der Schülerin Andrea Mazzo eine Mahnwache in der chilenischen Hauptstadt abgehalten. Das 15jährige Mädchen war von einem Bekannten unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden. Sie starb vier Tage später an den Folgen der Überdosis Betäubungsmittel.

Die Frauenrechtsgruppe "Ni Una Menos" (Nicht eine weniger) protestierte gemeinsam mit vielen weiteren sozialen Organisationen und Bürgerinnen und Bürgern im Zentrum von Santiago gegen Morde wie den an Andrea Mazzo. "Wir wollen die furchtbare und grausame Gewalt gegenüber Frauen sichtbar machen, insbesondere die Gewalt gegenüber jungen Frauen und Jugendlichen. Wir fordern, dass die Regierung ein wirksames Gesetz im Hinblick auf diese Straftaten erlässt", so Kimberly Seguel, Feministin und Absolventin der Schule, die auch Andrea besuchte.

Die chilenische Gesetzgebung definiert bisher den Feminizid als Mord eines Mannes an seiner Ehefrau oder Lebenspartnerin. Dabei liegen die Strafen zwischen 15 Jahren und lebenslänglicher Haft. Das Gesetz bezieht sich jedoch nicht auf die Gewalt in anderen Paarbeziehungen (zum Beispiel ohne gemeinsamen Haushalt) oder zwischen sich unbekannten Personen. Dabei wird in zahlreichen internationalen Vereinbarungen der Feminizid als Mord an einer Frau aufgrund ihres weiblichen Geschlechts definiert – unabhängig von der Beziehung zum Mörder. Die aktuelle chilenische Regierung unter Präsidentin Michelle Bachelet will daher die Gesetzgebung verändern und auch tödliche Gewalt gegen Frauen außerhalb familiärer Kontexte als Feminizid einbeziehen.

Nach Angaben des Ministeriums für Geschlechtergerechtigkeit und Frauen kam es alleine im laufenden Jahr 2017 bereits zu 28 Feminiziden und 70 versuchten Frauenmorden. "Die Formen von Grausamkeit, die der Frauenhass angenommen hat, reichen von Verstümmelung, Folter, Mord und bestialischer Vergewaltigung von Frauen", heißt es dazu in einem Statement der Gruppe "Ni Una Menos Chile".