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Kuba bildet ehemalige Farc-Kämpfer aus Kolumbien zu Ärzten aus

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Die erste Gruppe von ehemaligen Farc-Kämpferinnen und -Kämpfern kurz vor ihrem Abflug nach Kuba zum Medizinstudium
Die erste Gruppe von ehemaligen Farc-Kämpferinnen und -Kämpfern kurz vor ihrem Abflug nach Kuba zum Medizinstudium

Bogotá/Havanna. Am Samstag ist die erste Gruppe von Mitgliedern der ehemaligen Rebellenorganisation Farc aus Kolumbien nach Kuba geflogen, um dort Medizin zu studieren. Ein Komitee medizinischer Fachleute aus Kubas lateinamerikanischer Medizinschule (ELAM) und Beamte der kubanischen Botschaft in Kolumbien führten das Auswahlverfahren durch. Die zunächst ausgewählten 200 Hochschulaspiranten kommen aus den Übergangszonen der Farc oder vom Land und werden im September in Havanna ihre Ausbildung beginnen. Die kubanische Regierung hatte im März dieses Jahres Stipendien für insgesamt 500 Ex-Guerilleros und 500 Kleinbauern zugesagt.

Mit ihrem medizinischen Abschluss werden sie im Sinne des erfolgreichen kubanischen Modells der Familienärzte geschult, damit sie nach ihrem Abschluss nach Kolumbien zurückkehren können, um dort die primäre Gesundheitsversorgung zu entwickeln und zu stärken. Um an der ELAM lernen zu können, müssen die angehenden Studierenden ein Versprechen abgeben: dass sie in ihre lokalen Gemeinschaften zurückkehren, um dort zu arbeiten.

Die ELAM wurde 1999 auf eine Anregung des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro gegründet, zunächst um Mediziner für die lateinamerikanischen Länder speziell für die Versorgung der armen Bevölkerung auszubilden. Dies ist meist kostenlos. Bislang hat die Hochschule etwa 24.000 Ärzte aus 120 Ländern in ganzheitlicher Medizin ausgebildet. Neben den klassischen medizinischen Fächern wird auch Sport, Kultur, Ethik und Geschichte der Medizin, Sozialwissenschaften sowie Spanisch und Englisch gelehrt, um einen ganzheitlichen Ansatz der Medizin zu vermitteln. Auch aus den USA kommen junge Menschen aus armen Familien vor allem aus der afroamerikanischen und der Latino-Community, denen die Ausbildung in Havanna ermöglicht wird – die für sie in den USA unerschwinglich wäre.

Die ELAM-Stipendien sollen den Friedensprozess in Kolumbien stärken, zu dessen Zustandekommen Kuba intensiv beigetragen hat, sowie die regionale Entwicklung voranbringen. Dies erfolgt in einer Zeit, in der die Umsetzung des Friedensabkommens bedroht ist: Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Angriffen gegen die jetzt unbewaffneten Farc-Angehörigen sowie soziale und politische Aktivisten. Seit der Unterzeichnung des Abkommens im November 2016 sind neun ehemalige Farc-Mitglieder und seit Beginn des Jahres mindestens 52 Aktivisten ermordet worden. Daher konstatierte Zulan Popa, Mitarbeiter der kubanischen Botschaft in Kolumbien: "Diese Studienmöglichkeit ist eine weitere handfeste Geste der kubanischen Regierung, um die bilateralen Beziehungen zu Kolumbien fortzusetzen und die Bemühungen weiterzuführen, die Kuba für den Abschluss des Friedensabkommens bewiesen hat."