Asunción. Die Abholzung für Agrarindustrie und Bergbau bedroht nach Angaben der paraguayischen Initiative Amotocodie (IA) das Leben der Ayoreo-Indigenen im Grenzgebiet zwischen Paraguay und Bolivien. Dies geht aus einem neuen Bericht der IA hervor, die Mitglied der Internationalen Allianz für den Schutz isoliert lebender Völker ist.
Das Volk der Ayoreo lebt halb-nomadisch in selbstgewählter Isolation. Es zählt zu den letzten Urvölkern in Südamerika außerhalb Amazoniens und ernährt sich durch Jagen und Sammeln sowie Gartenbau. Ayoreo ist die Selbstbezeichnung der im nördlichen Gran Chaco an der Grenze lebenden Gruppen, deren Gesamtzahl auf etwa 4.000 geschätzt wird.
Die Ayoreos sind eines der circa 20 indigenen Völker in Paraguay, die knapp zwei Prozent der gesamten Bevölkerung von rund sieben Millionen ausmachen. Ihr Territorium umfasst etwa 300.000 Quadratkilometer im Norden des Gran Chaco, der zweitgrößten und an biologischer Vielfalt reichen Trockenwald- und Dornbusch-Savanne Südamerikas nach dem brasilianischen Cerrado. Das Gebiet mit großflächigen Naturräumen wie den Nationalparks Defensores del Chaco (Paraguay) oder Kaa Iya (Bolivien) ist durch starke Abholzung bedroht: Mit je 400.000 Hektar in 2015 und 2016 und etwa 14 Millionen Bäumen monatlich gibt es dort die höchste Entwaldungsrate der Welt.
Hauptursache seien die großflächige Expansion der Agrarindustrie, vor allem für Soja-Monokulturen und Rinderweiden sowie der illegale Handel mit Edelhölzern, der von den Regierungen kaum sanktioniert werde. Die Abholzung zerstöre für die Ayoreo existentielle, ernährungswichtige Lebensräume, wie saisonale Flüsse, Wasserstellen, Orte der Tiervermehrung, Jagdgründe sowie Sammelstellen von Früchten und Honig.
Die Waldvernichtung verschärft zudem die extreme Trockenheit der Region und zwinge die Indigenen, sich auf der Wassersuche großen Landgütern und Farmarbeiter-Siedlungen zu nähern, was das Risiko ungewünschter Kontakte sowie Ansteckung mit bislang ungekannten, tödlichen Krankheiten bedeute.
Hinzu kommen Landkonflikte, die die freie Bewegung der Ayoreo erschweren, da ein Großteil ihres Landes im paraguayischen Chaco zur Zeit der Strössner-Diktatur (1954-1989) illegal an Privathand veräußert worden sei. Die größte Gefahr gehe von der brasilianischen Firma Yaguareté Porã aus, die im Ayoreo-Territorium 78.000 Hektar besitzt und für großflächige Rinderweiden abholzen will.
Daneben bedrohen Bergbau und die Erdöl-Suche die Ayoreo, da die damit verbundene Wegeerschließung, seismische Druckproben und der starke Zustrom von Bergarbeitern die Eingeborenen zwinge, ihre angestammten Waldgebiete zu verlassen.
IA kritisiert außerdem, dass sich “aufdringliche Missionare” des Ordens “Nuevas Tribus” (“Neue Völker”) in Zonen wie el Palmar beharrlich den Ayoreo näherten, um sie aus den Wäldern zu holen und zu evangelisieren.
Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) hatte bereits im Februar 2016 die Regierung Paraguays aufgefordert, das Ayoreo-Volk im Chaco zu schützen, bislang vergeblich.