Weiterer verschwundener Enkel in Argentinien gefunden

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Sprecher der Großmütter vom Plaza de Mayo in einer Pressekonferenz anlässlich der Entdeckung des 122. verschwundenen Enkels
Sprecher der Großmütter vom Plaza de Mayo in einer Pressekonferenz anlässlich der Entdeckung des 122. verschwundenen Enkels

Buenos Aires. Die Menchenrechtsorganisation Großmütter vom Plaza de Mayo hat bekannt gegeben, den vermissten Enkel Nr. 122 gefunden zu haben. Der 39-jährige Mann, inzwischen selbst Vater von zwei Kindern, ist eines der ungefähr 500 während der Militärdiktatur (1976 - 1983) in Argentinien ihren Eltern geraubten Kinder. Er ist in Gefangenschaft geboren und anschließend adoptiert worden.

Seine leiblichen Eltern, Iris Nélida García Soler und Enrique Bustamante, sind bis heute verschwunden. Beide gehörten der Peronistischen Linken an und waren Mitglieder der Guerilla-Organisation Montoneros. Sie wurden am 31. Januar 1977 in Buenos Aires entführt. García Soler, die zu dem Zeitpunkt im dritten Monat schwanger war, hatte zuvor ihre Eltern angerufen und einen Besuch angekündigt, den sie kurz darauf absagte. Seitdem hat ihre Familie nie wieder etwas von ihr gehört.

Beide wurden zunächst in das Geheimgefängnis Club Atlético gebracht. Im Juli desselben Jahres wurde García Soler in die Marineeinheit ESMA verlegt, die während der Militärdiktatur als Gefängnis und Folterzentrum diente. Nach Berichten von Überlebenden brachte sie ihren Sohn dort zur Welt und konnte ihn nach der Geburt noch kurz im Arm halten, bevor er ihr weggenommen wurde.

"Dank unserer hartnäckigen Suche und der Arbeit der Nationalen Kommission des Rechtes auf Identität kann heute der Enkel Nr. 122 die Wahrheit über seine Herkunft erfahren", erklärten die Großmütter in einer Pressekonferenz. Überlebende des ESMA-Zentrums hatten bei der Suche mitgewirkt. Den endgültigen Nachweis brachte ein DNA-Test, dem sich der Mann freiwillig unterzog. Dank der nationalen Datenbank über genetische Daten, in denen die DNA von Angehörigen der Verschwundenen gespeichert werden, lassen sich über solche Vergleiche biologische Verwandtschaften feststellen.

Eine nahe Verwandte des Aufgefundenen schrieb: "Ich will dieses tiefempfundene Glück und die unbeschreibliche Freude ausdrücken, als ich erfuhr, dass mein Neffe gefunden wurde, und dass er bald seine biologische Familie kennenlernen kann, nach so langem Warten und einer schier ewigen Suche."

Der Mann selbst befindet sich nach eigenen Angaben derzeit in einem Prozess der Identitätsfindung und Herstellung des Kontaktes zu seiner biologischen Familie. Er bat um etwas Zeit und ist bisher nicht öffentlich aufgetreten.

Sowohl das gewaltsame Verschwindenlassen von Iris Nélida García Soler wie auch der Raub ihres Sohnes werden in einem Gerichtsverfahren untersucht, das seit 2013 vor dem fünften Strafgerichtshof in Buenos Aires über die Verbrechen der ESMA stattfindet.

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