"Venecos": Erneute Spannungen zwischen Kolumbien und Venezuela

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Vize-Präsident von Kolumbien, Germán Vargas Lleras
Vize-Präsident von Kolumbien, Germán Vargas Lleras

Bogotá/Caracas. Eine verbale Entgleisung des kolumbianischen Vizepräsidenten Germán Vargas Lleras während einer Rede in der Grenzregion Norte de Santander hat zu erneuten Spannungen mit Venezuela geführt. Nun hat Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos seinen Vertreter öffentlich zurechtgewiesen.

Stein des Anstoßes war die Bezeichnung von Grenzbewohnern als "Venecos”. Diesen Begriff nutzte der Funktionär während der Grundsteinlegung von 204 Sozialwohnungen und -häusern. Dabei bat Vargas Lleras  die lokalen Bürgermeister, die neuen Wohneinheiten keinesfalls an eingewanderte Venezolano-Kolumbianer zu übergeben.

Der Begriff "Venecos" bezeichnet Venezolaner kolumbianischer Abstammung. Sie haben ihren Ursprung unter anderem in der massenhaften Migration der Kolumbianer aus ihrem eigenen Land, die durch den Erdölboom in Venezuela oder den Drogenkrieg in Kolumbien befördert wurde. In Venezuela wurden die Kolumbianer vor allem unter der aktuellen Regierung aufgenommen und haben venezolanische Pässen erhalten.

Während Ernesto Villegas, Venezuelas Minister für Kommunikation und Information, darauf verwies, dass der venezolanische Staat kolumbianischen Einwanderern zahlreiche Häuser und Wohnungen zur Verfügung gestellt hat, reagierte das Außenministerium in Caracas ungehalten und drängte auf eine Entschuldigung. Es wies die Bezeichnung "Venecos” als "fremdenfeindlichen”, "erniedrigenden und beleidigenden” Ausdruck zurück.

Lleras versuchte den Zwischenfall herunterzuspielen, indem er auf den lokalüblichen gebrauche des Wortes verwies. Er führte auch ein Gesetz an, nach dem Ausländer von Sozialprogrammen in Kolumbien ausgenommen sind. Außenministerin María Ángela Holguín pflichtete in einer ersten reaktion bei, dass die Wortwahl nicht vorsätzlich negativ gemeint gewesen sei.

Die venezolanische Regierung besänftigte das zunächst nicht. Das Verhalten Lleras stünde im Gegensatz zur Solidarität und Großzügigkeit Venezuelas gegenüber kolumbianischen Staatsbürgern in der Vergangenheit, hieß es von dieser Seite.

Die Wogen glätten konnte schließlich Kolumbiens Präsident Santos persönlich. Am Freitag wies er seinen Vertreter öffentlich zurecht. "Der Herr Vizepräsident hat sehr genau definierte Funktionen inne, in diesem Fall wurde er seiner Aufgabe gerecht, sich um die Wohnungsinfrastruktur zu kümmern", sagte Santos, der hinzufügte: "Die Außenministern ist für die internationalen Beziehungen zuständig." Dieser Verteilung entsprechend sollten die jeweiligen Kabinettsmitglieder agieren. Im Übrigen bitte er "um Respekt in jedweder Kommunikation jeglichem Land gegenüber".

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