Frauen aus 19 Ländern Amerikas auf Treffen in Kolumbien

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Frauen sprechen in Bogotá über Perspektiven und Erfahrungen des Feminismus
Frauen sprechen in Bogotá über Perspektiven und Erfahrungen des Feminismus

Bogotá. Zwischen dem 29. November und dem 1. Dezember sind in Kolumbien Dutzende Aktivistinnen aus 19 Ländern des amerikanischen Kontinents zusammengekommen, um sich über "Erfahrungen im Widerstand gegen das patriarchale System und Formen der Emanzipation" auszutauschen.

"Das Fortschreiten des neoliberalen Wirtschaftsmodells ist eine der größten Herausforderungen für den Feminismus in unseren Ländern", stellt die Abschlusserklärung des ersten amerikaweiten feministischen Treffens von Frauen aus verschiedenen sozialen Bewegungen fest. Vor allem der Konservativismus in Lateinamerika und die Kriminalisierung des sozialen Protestes stellten in besonderem Maße für Frauen eine Gefahr dar. Die brasilianische Aktivistin Nalu Faria von der Organisation "Marcha Mundial de las Mujeres" betonte in diesem Kontext, dass das "konservative, rechte Wertesystem nicht nur die emanzipatorischen politischen Alternativen sondern vor allem den Widerstand der Frauen zu vernichten versucht".

Das neoliberale, kapitalistische Wirtschaftsmodell mache zudem die Frau zum Objekt und zur Ware. Der Schutz des weiblichen Körpers gegen Übergriffe sei deswegen wichtiger und notwendiger denn je. Dementsprechend definierten die teilnehmenden Frauen "ihren Feminismus" als einen "Feminismus gegen das System", auch um sich gegen internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und deren Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik, Cepal abzugrenzen, die den Begriff Feminismus instrumentalisieren würden. Faria rief dazu auf, sich nicht vereinnahmen zu lassen, sondern einzelne Aspekte wie zum Beispiel den Kampf gegen Frauenmorde stets im Kontext des Kampfes gegen das System zu denken. Kritisiert wurde auch der "Feminismus von Rechts", der versuche, konservative Werte als Frauenrechte umzudeuten, um damit auf Stimmenfang zu gehen.    

Zudem wurde diskutiert, wie der "Niedergang" vieler progressiver Regierungen Lateinamerikas sich auf die sozialen Bewegungen auswirkt und sie vor neue Herausforderungen stellt. "Besonders Frauen sind unter dem Aufschwung rechter Parteien von erneut aufkommender Armut betroffen. Wir beobachten eine Feminisierung der Armut. Diese bringt massive Gewalt gegen Frauen mit sich", erklärt Daniela Inojosa vom venezolanischen Netzwerk feministischer Organisationen "Araña Feminista".

Auch die soeben abgeschlossenen Friedensverhandlungen in Kolumbien waren Thema der Debatte. Neben viel Kritik wurde daran von einer Vertreterin des kolumbianischen Netzwerkes von Basisorganisationen "Congreso de los Pueblos" besonders gewürdigt, dass das Abkommen Gewalt gegen Frauen als fundamentalen Bestandteil des bewaffneten Konflikts anerkenne. Dies stelle einen großen Fortschritt für Kolumbien dar. Frieden beinhalte allerdings wirkliche Veränderungen, nicht nur im Hinblick auf die Landverteilung der Politik, sondern auch im Hinblick auf die Beteiligung von Frauen am täglichen Leben und in der Politik.

Das Treffen war im Vorfeld der zweiten Vollversammlung des Zusammenschlusses sozialer Bewegungen und politischer Gruppen aus Lateinamerika, "Articulación Continental de Movimientos Sociales hacia el Alba", ausgerichtet worden und die Aktivistinnen stellten die Ergebnisse ihres Treffens im Anschluss auf der Versammlung von über 200 Aktivisten aus allen Ländern des amerikanischen Kontinents zur Debatte.

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