Paraguay / Politik

Landwirtschaftsminister von Paraguay wegen Veruntreuung angezeigt

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Landarbeiter fordern den Rücktritt von Präsident Cartes, hier bei der Demonstration am 29. Oktober in Asunción
Landarbeiter fordern den Rücktritt von Präsident Cartes, hier bei der Demonstration am 29. Oktober in Asunción

Asuncioń. Der Verband der Rechtsanwälte in Paraguay (Coapy) hat gegen Landwirtschaftsminister Jorge Gattini Anzeige erstattet. Durch einen Bericht des Amtes für Rechnungsprüfung waren unlängst Informationen über Korruption im Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht bekannt geworden. Demnach soll Gattini im Jahr 2013 öffentliche Gelder in Höhe von rund sieben Millionen US-Dollar veruntreut und sich illegal bereichert haben.

Diese Informationen deckten ein "verkommenes Grundprinzip" innerhalb der Institution auf, deren Aufgabe die Umsetzung staatlicher Politik zugunsten der Armen und Benachteiligten sei, sagte die Vorsitzende der Anwaltsvereinigung, Katya González, gegenüber der Presse. Sie verwies auf die regelmäßig stattfindenden Demonstrationen der Landarbeiter, weil die öffentlichen Gelder sie nicht erreichen. Erst am vergangenen Donnerstag hatten sich erneut tausende Bauern und Landarbeiter aus allen Landesteilen in der Hauptstadt Asunción zusammengefunden, um gegen die Politik der Regierung zu demonstrieren. Dabei forderten sie den Rücktritt von Präsident Horacio Cartes.

González fordert die Staatsanwaltschaft auf, Dokumente und Beweismaterial im Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht zu beschlagnahmen. Außerdem drängt sie auf die Vernehmung von Wirtschaftsprüfern, um mehr Details über den irregulären Gebrauch der Gelder zu erfahren. Minister Gattini weist indes die Vorwürfe zurück und versichert Transparenz seit seinem Amtsantritt.

Die ungleiche Landverteilung in Paraguay, bei der etwa ein Prozent der Bevölkerung 77 Prozent des kultivierbaren Bodens besitzt, wird durch den Anbau von Monokulturen wie Soja weiter verstärkt und der Gegensatz zwischen Arm und Reich immer drastischer.

In Paraguay erschüttert derzeit ein Korruptionsskandal die Strukturen der größten Universität des Landes. Nach Informationen der Tageszeitung Última Hora sind bereits sechs Dekane zurückgetreten. Einer von ihnen sitzt inzwischen wegen des Verdachts auf Korruption in Untersuchungshaft. Studierende protestieren seit Wochen gegen die Korruption in den Bildungseinrichtungen.