Historische Stichwahl um Präsidentschaft in Argentinien

Differenz zwischen Daniel Scioli und Mauricio Macri nur etwa 470.000 Stimmen. Opposition feiert Erfolg. Stichwahl findet am 22. November statt

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Treten am 22. November zur Stichwahl an: Scioli und Macri
Treten am 22. November zur Stichwahl an: Scioli und Macri

Buenos Aires. Nach den gestrigen Präsidentschaftswahlen in Argentinien ist das Ergebnis vorläufig unentschieden. Der Wunschnachfolger von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, Daniel Scioli, erhielt mit dem Bündnis Frente para la Victoria (FpV) 36,78 Prozent der Stimmen. Nur knapp hinter ihm liegt Mauricio Macri, dessen Mitte-Rechts-Bündnis Cambiemos beinahe zehn Punkte seit den Vorwahlen aufholen konnte und nun 34,40 Prozent erzielte. Somit findet am kommenden 22. November eine Stichwahl statt. Laut Wahlamt wurden  bisher 96,42 Prozent der Wahlscheine ausgezählt.

Der Unterschied von nur etwa 470.000 Stimmen zwischen den beiden Anwärtern wurde als Niederlage der Regierungspartei aufgefasst. Bei den ersten öffentlichen Stellungnahmen gestern Abend waren noch keine offiziellen vorläufigen Wahlergebnisse veröffentlicht. Daniel Scioli schloss jedoch den Ausblick auf die zweite Runde gegen Mauricio Macri in seinen Diskurs ein. Er vertrete "eine von zwei sehr unterschiedlichen Visionen, die alle Argentinier, auch die armen, arbeitslosen und mittleren Schichten mit einbezieht". Mauricio Macri feierte den Erfolg bereits mit den Worten, "das Abstimmungsergebnis hat die argentinische Gesellschaft bereits verändert" und rief die anderen Kandidaten auf, sich seinem Projekt anzuschließen.

Sergio Massa von der konservativen peronistischen Partei Frente Renovador (FR) konnte den prognostizierten dritten Platz mit 21,33 Prozent halten. Einen leichten Vorsprung gutmachen konnte auch die linke Frente de Izquierda y de los Trabajadores (FIT), die mit dem Kandidaten Nicolás del Caño auf 3,27 Prozent kommt.

Macris Partei Propuesta Republicana (PRO) konnte noch einen weiteren Erfolg einfahren. Bei den Gouverneurswahl der Provinz Buenos Aires, die ebenfalls gestern ausgetragen wurden, siegte die Kandidaten María Eugenia Vidal mit 39,56 Prozent. Vidal wird als erste Frau die bevölkerungsreichste Provinz Argentiniens regieren. Der Peronismus verliert damit nach 28 Jahren Regierungszeit die Entscheidungsmacht in einer traditionellen Wählerhochburg. Bei den Bürgermeisterwahlen im politisch autonomen Hauptstadtgebiet Buenos Aires hatte PRO im vergangenen Juli ebenfalls ihr Mandat zum zweiten Mal verlängert.

Bei den gestrigen Nationalwahlen wurden ebenfalls die Hälfte der Abgeordneten und ein Drittel der Senatoren im Nationalkongress neu gewählt. Während die FpV ihren Einfluss im Senat verstärken konnte, verliert die Fraktion voraussichtlich ihre Mehrheitsfähigkeit im Abgeordnetenhaus.

Die Wahlbeteiligung lag bei 81 Prozent. In der jüngeren Geschichte Argentiniens kommt es nun erstmals zu einer Stichwahl. Für einen Sieg in der ersten Runde müssen entweder 40 Prozent und ein Vorsprung von zehn Punkten erreicht werden, oder eine Mehrheit von 45 Prozent.