Deutschland und Ecuador setzen Zusammenarbeit fort

Kooperation im Umweltbereich war sechs Monate unterbrochen worden. Besonderes Augenmerk wird auf Projekte im Amazonasgebiet gelegt

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Die Regierungen beider Staaten wollen laut BMZ jetzt an die "Tradition der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ecuador" anknüpfen
Die Regierungen beider Staaten wollen laut BMZ jetzt an die "Tradition der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ecuador" anknüpfen

Berlin/Quito. Deutschland und Ecuador setzen nach einer sechsmonatigen Unterbrechung ihre Entwicklungszusammenarbeit fort. Das betreffe vor allem gemeinsame Projekte im Umweltbereich, teilte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin mit.

"Mit seinen einzigartigen Regenwaldbeständen ist Ecuador ein wichtiger Partner Deutschlands im internationalen Klimaschutz", erklärte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). "Wir werden Ecuador weiterhin dabei unterstützen, seinen Reichtum an natürlichen Ressourcen so zu nutzen, dass auch künftige Generationen davon profitieren können. Wir stellen Ecuador unser Know-how und unsere Erfahrungen bei der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern zur Verfügung."

Im vergangenen Dezember hatte die ecuadorianische Regierung die Umweltzusammenarbeit mit Deutschland aufgekündigt. Vorausgegangen war ein Streit um die verweigerte Einreise von Mitgliedern des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags. Hinter dem Konflikt steht das Ringen um die Erdölpolitik Ecuadors. Die Regierung von Präsident Rafael Correa hat nach dem – auch von Deutschland verantworteten – Scheitern der Yasuní-ITT-Initiative entschieden, Teile der Erdölvorkommen unter dem gleichnamigen Naturpark zu fördern. Dagegen hat sich in Ecuador Widerstand formiert, der auch von deutschen Gruppen und parteinahen Stiftungen unterstützt wird. Nach ecuadorianischen Angaben wollten die Mitglieder des Umweltausschusses mehrheitlich mit diesen Kräften zusammenkommen. Ecuador werde "nicht akzeptieren, dass die Zusammenarbeit zu einem Instrument zur Aufsicht wird, vor allem, wenn man dabei dann die Souveränität nicht respektiert", begründete der Außenminister des südamerikanischen Landes, Ricardo Patiño, damals die Entscheidung. Der deutschen Regierung müsse klar sein, dass die bilaterale Kooperation in allen Bereichen auf Augenhöhe stattfinden muss.

Die Regierungen beider Staaten wollen laut BMZ jetzt an die "Tradition der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ecuador" anknüpfen und die Beziehungen in allen Bereichen festigen, bilateral und multilateral. Parlamentarische Aktivitäten wie der Austausch von Delegationen und Besuchsreisen von Abgeordnetengruppen sollen als wichtige Instrumente der Zusammenarbeit gefördert werden.

Die Fortsetzung des zwischenstaatlichen Dialogs ist im Juni von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Correa vereinbart worden, als sie sich im Rahmen des Celac-Gipfels in Brüssel getroffen haben. Dort beschlossen sie die Umweltkooperation wieder aufzunehmen, heißt es in einer Pressemitteilung der ecuadorianische Botschaft in Deutschland.

An den jüngsten Gesprächen nahmen für die Bundesregierung Vertreter des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit teil. Auf ecuadorianischer Seite waren das Außen- und das Umweltministerium sowie die Behörde für internationale Zusammenarbeit vertreten.

Beide Seiten einigten sich darauf, die Projekte zum Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen im Amazonasraum fortzuführen. So unterstützt Deutschland die ecuadorianische Regierung beispielsweise beim Monitoring der Waldbestände oder beim Management der nationalen Schutzgebiete. Für die lokale Bevölkerung werden Anreize geschaffen, die Waldbestände wieder aufzuforsten und nachhaltig zu nutzen, etwa durch den Anbau von Kakao.

Das bisherige deutsch-ecuadorianische Sonderprogramm im Biosphärenreservat und Nationalpark Yasunì zum Schutz der Artenvielfalt und der dort lebenden indigenen Völker soll nach BMZ-Angaben künftig überregional ausgerichtet werden. Ecuador ist - im Verhältnis zu seiner Fläche - das Land mit der größten Artenvielfalt der Welt. Insbesondere die Regenwaldbestände im Amazonastiefland sind durch den wichtigsten Wirtschaftssektor des Landes, die Erdölindustrie, und die hohe Entwaldungsrate bedroht. Dennoch konnte die Abholzungsrate in der Region in letzten Jahrzehnten deutlich reduziert werden.