Chile / Menschenrechte

"Vergewaltiger der Menschenrechte" in Chile ist tot

Manuel Contreras, Ex-Chef des Geheimdienstes Dina, ist mit 86 Jahren gestorben. Unter seiner Führung wurden Tausende verfolgt und getötet

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Contreras und Pinochet
Contreras und Pinochet

Santiago de Chile. Der Tod des früheren Geheimdienstchefs von Diktator Augusto Pinochet, Manuel Contreras, wurde in Chile im Allgemeinen mit Erleichterung aufgenommen. Politiker des Landes distanzierten sich öffentlich von ihm. "Eine der dunkelsten Figuren unserer Geschichte ist gestorben", hieß es von Seiten der Regierung. Der Vizepräsident der Oppositionspartei Renovación Nacional, Luis Mayol, sagte in einem Radiointerview, dass der Tod eines Menschen niemals Grund zum Feiern sei. Mayol betonte jedoch, dass Contreras vor seinem Tod hätte Reue zeigen und seine Schuld anerkennen können. Auf Twitter kam immer wieder Kritik an Contreras letzten Jahren in Luxusgefängnissen auf. Nachdem die Nachricht von seinem Tod in einem Militärkrankenhaus in den Radio-und Fernsehnachrichten am 7. August verbreitet worden war, versammelten sich spontan Angehörige von Diktatur-Opfern, ehemalige politische Gefangene und Linksaktivisten vor dem Hospital und bekundeten ihre Freude.

Sein Sohn, Manuel Conteras junior, der die Verurteilung seines Vaters für eine Ungerechtigkeit hielt, berichtete, dass die Beerdigung nur im Kreise der Angehörigen stattfand. Ein von Präsidentin Michelle Bachelet erlassenes Dekret verbietet, dass verurteilte Militärs mit militärischen Ehren bestattet werden. Viele ehemalige und noch aktive Offiziere hätten der Familie ihre Unterstützung angeboten. "Noch eine Woche nach dem Tod meines Vaters beantworte ich Briefe". Jedoch hätten sich weder Politiker aus der Zeit Pinochets noch dessen Familienangehörige gemeldet, so der Sohn.

Manuel Contreras war zwischen 1973 und 1977 Chef der Dina, der Geheimdienstpolizei von Militärdiktator Pinochet. Unter Contreras Regie wurden Regimegegner verfolgt, entführt, gefoltert und mehr als 1.500 Menschen umgebracht.

Der "Vergewaltiger der Menschenrechte" wie Präsidentin Bachelet1 ihn einst nannte, war Ende der 1960er Jahre auf der US-amerikanischen Militärakademie "School of the Americas". Dort wurden zahlreiche Militärs aus Lateinamerika unter anderem in Foltertechniken ausgebildet, weswegen sie auch "Schule der Diktatoren" genannt wurde. Hier nahm Contreras Kontakt zu anderen Militärs der Region und zum US-Geheimdienst CIA auf und war später direkt beteiligt an der Planung und Durchführung der Operation Condor. Unter diesem Codenamen kooperierten die Geheimdienste der Diktaturen Südamerikas unterstützt von den USA, um grenzüberschreitend linke Politiker und Regimegegner zu verfolgen und zu töten.

Contreras wurde nach Chiles Rückkehr zur Demokratie in mehreren Prozessen zu 549 Jahren und 24 Tagen Haft verurteilt. Davon verbüßte er nicht einmal 25 Jahre und diese verbrachte er weniger in einem Gefängnis als vielmehr in einer Blockhütte auf einem Militärgelände. Contreras und andere verurteilte Militärs lebten in kleinen Hütten mit Gärten und Grillstelle, hatten Internetzugang, eine Bibliothek, einen Gemeinschaftsraum und einen Tennisplatz. Contreras selbst hatte sich über die Bedingungen in dem Gefängnis lustig gemacht und damit dessen Schließung provoziert. Seine letzte Verurteilung erlebte er im Juli dieses Jahres. Er sollte sich demnächst erneut vor Gericht verantworten. Die Anklage lautet auf Verschwindenlassen der Leitungsmitglieder der Sozialistischen Partei Chiles, Exequiel Ponce Vicencio, Ricardo Lagos Salinas, Carlos Lorca Tobar und Alfredo Rojas Castañeda. Von ihnen fehlt bis heute jede Spur.

Contreras hat stets jegliche Verantwortung der Geheimdienstpolizei für das Verschwindenlassen, die Folter und die Ermordung Oppositioneller bestritten. Auf Nachfragen zu seiner Zeit bei der Dina soll Contreras seinem Sohn einst geantwortet haben: "Es war meine Arbeit, sie war erfolgreich, wir haben den Krieg gewonnen".

  • 1. Michelle Bachelets Vater, Luftwaffengeneral Alberto Bachelet war wegen seiner Loyalität zu Präsident Salvador Allende vom Pinochet-Regime verhaftet und gefoltert worden. Er starb ein Jahr darauf an einem Herzinfarkt. Sie floh mit ihrer Mutter ins Exil in die DDR