Demonstrationen in Ecuador

Opposition protestiert gegen Präsident Correa. Kaum Resonanz auf Streikaufruf. Tausende bekunden Unterstützung für die "Bürgerrevolution"

violencia_quito_0.jpg

Regierungsgegner versuchten, zum Regierungspalast zu gelangen, und griffen dabei die Polizei an, die sie stoppte
Regierungsgegner versuchten, zum Regierungspalast zu gelangen, und griffen dabei die Polizei an, die sie stoppte

Quito. Am Donnerstag haben in Ecuador Protestaktionen gegen die linksgerichtete Regierung von Präsident Rafael Correa stattgefunden. Auch Unterstützer der Regierung gingen in Quito auf die Straße.

In mehreren Regionen des Andenstaates blockierten Demonstranten seit dem Vormittag Verkehrswege. In der südlichen Provinz Azuay wurden fünf Polizisten verletzt, als sie an einer Straßensperre von Demonstranten mit Steinen und anderen Wurfgegenständen angegriffen wurden. Auch bei El Chasqui, einer Ortschaft an der panamerikanischen Autostraße südlich von Quito, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Laut Innenminister José Serrano seien bis zum Nachmittag mindestens zwölf Polizisten und ein Zivilist verletzt worden, als sie versuchten, blockierte Straßen frei zu machen. In Quito kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, als Regierungsgegner versuchten, zum Platz vor dem Präsidentenpalast zu gelangen. Dieser war weiträumig abgesperrt. Tausende Unterstützer der "Bürgerrevolution" hatten sich dort versammelt.

Die große Mehrheit der Straßen blieb derweil störungsfrei befahrbar, auch die Flughäfen des Landes funktionierten weiter. Die meisten Geschäfte blieben geöffnet, der von Oppositionsgruppen angekündigte "nationale Streik" fand de facto nicht statt. Die Deutsche Presseagentur meldete, es sei "eine generelle Normalität der öffentlichen und privaten Aktivitäten im ganzen Land" festzustellen gewesen.

Zum Protest aufgerufen hatte der oppositionelle Indigenenverband Conaie. Deren Vorsitzender Jorge Herrera sprach im Vorfeld von einer "nationalen Erhebung" gegen die Regierung. Während der vergangenen Tage hatten Conaie-Aktivisten Demonstrationszüge in verschiedenen Städten des Landes organisiert. Zentrale Forderungen von Conaie sind der Stopp einer Verfassungsreform, welche die unbegrenzte Wiederwahl politischer Amtsträger ermöglichen würde. Zudem fordert der Verband Reformen in der Gesetzgebung zu Land- und Wasserfragen.

In mehreren Städten des südamerikanischen Landes gingen auch Regierungsanhänger auf die Straße. Seit den Morgenstunden hatten sich vor dem Präsidentenpalast in Quito Tausende Menschen versammelt, um mit Gesängen und Musik sowie auf zahlreichen Transparenten ihre Unterstützung für Präsident Correa kundzutun.

Bereits am Vortag hatten sich Unterstützer der Regierung im historischen Stadtzentrum eingefunden, um im Falle von möglichen Ausschreitungen den Präsidentenpalast zu verteidigen und "die Demokratie zu schützen". Gegen Abend fand ein Fackelzug sozialer Bewegungen statt. Daran nahmen Frauenorganisationen, Migranten, Bauern- und Fischerverbände sowie Sportler, Lehrpersonen und Vertreter indigener Gemeinschaften teil und bekundeten ihre Unterstützung der "Bürgerrevolution". Mit einer kulturellen Darbietung zum Abschluss des Umzuges riefen sie zum Verzicht auf jegliche Gewalt auf.