Kongress von Bauern aus ganz Lateinamerika

Tagung des Dachverbandes CLOC. Frauen- und Jugendorganisationen stark vertreten. Forderungen nach einem weiteren gesellschaftlichen Umbruch

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Die Demonstration der Bauernorganisationen führte zur US-Botschaft in Buenos Aires
Die Demonstration der Bauernorganisationen führte zur US-Botschaft in Buenos Aires

Buenos Aires. In gleich drei parallel stattfinden Foren haben Organisationen der Frauen-, Jugend- und Bauernbewegung Lateinamerikas in den vergangenen Tagen nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires ihre Arbeit beraten und gemeinsame Ziele definiert. Vom 10. bis zum 17. April fand der VI. Kongress der Koordination der lateinamerikanischen Bauernorganisationen (CLOC) – Vía Campesina statt. Als Teil der Tagung wurden die V. Kontinentale Frauenversammlung und die IV. Kontinentale Jugendversammlung ausgerichtet. Die Teilnehmer wandten sich unter anderem gegen das Vordringen multinationaler Konzerne und warnten eindringlich vor den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise.

Unter dem Motto "Gegen den Kapitalismus, für die Souveränität unserer Völker" waren mehr als 1.200 Delegierte aus 21 Staaten Lateinamerikas und der Karibik sowie Gäste aus einzelnen afrikanischen und europäischen Staaten zusammengekommen. Der Austragungsort, ein Freizeitzentrum in dem kleinen Ort Ezeiza, wurde von der Regierung unter Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner zur Verfügung gestellt. Am 17. April, dem internationalen Tag der Bauernkämpfe, trugen die Kongressteilnehmer ihre Forderungen mit einer Demonstration zur US-Botschaft in Buenos Aires in die Öffentlichkeit. 

Bei der Eröffnungsveranstaltung des CLOC-Kongresses am 14. April wurden unter dem Applaus der Anwesenden die Ergebnisse der Frauen- und Jugendversammlungen vorgestellt. "Ohne Feminismus kein Sozialismus – aber ohne Sozialismus auch kein Feminismus", darin waren sich die Teilnehmenden einig. Neben musikalischen Einlagen und der Vorstellung der einzelnen Delegationen gab es auch einen kurzen Theaterbeitrag, mit dem Aktivisten ihre Kritik an multinationalen Konzernen wie Monsanto, Syngenta oder Bayer darstellten. "Nehmt eure Pestizide, die unsere Lebensgrundlagen zerstören, und haut ab", lautete die Nachricht.

Am Eröffnungspodium nahmen unter anderem der argentinische Staatssekretär für familiäre Landwirtschaft, Emilio Pérsico, der Präsident der kolumbianischen Landarbeitergewerkschaft Fensuagro, Eberto Díaz Montes, und die Globale Koordinatorin von Vía Campesina, Elizabeth Mpofu aus Zimbabwe, teil. Auch Nemesia Achacollo, Ministerin für ländliche Entwicklung in Bolivien, war der Einladung nachgekommen.

Die ehemalige CLOC-Aktivistin sprach von einem historischen Moment, in dem sich der Kampf von Bauern und Indigenen befinde. Einerseits habe man es in einigen Staaten Lateinamerikas geschafft, progressive Regierungen zu etablieren und so sozialen Bewegungen Luft zu verschaffen. Andererseits werde dieser Prozess durch die Strategie multinationaler Unternehmen, mit verschärfter Ausbeutung auf die Krise des Kapitalismus zu reagieren, konditioniert. Umso wichtiger sei es deshalb, den gemeinsamen Kampf fortzuführen – "auch wenn Präsident Hugo Chávez nicht mehr unter uns sein kann".

Ein Ziel stand während der Kongresstage besonders im Vordergrund: die Ernährungssouveränität. Was damit gemeint ist, erläuterte der CLOC-Koordinator in Argentinien, Diego Montón: "Wir wollen definieren, wie und was wir produzieren. Das Land muss eine soziale Funktion erhalten. Es soll gemäß der Bedürfnisse der Menschen bearbeitet werden und nicht länger gemäß den Profitinteressen des Finanzkapitals und der transnationalen Konzerne."

Bei einem Gespräch am Rande der Demonstration ergänzte die Chilenin Francisca Rodríguez, Mitglied der Politischen Kommission der CLOC, dass die Organisation eine bessere agrarökologische Produktionsweise anstrebe. "Wir wollen dabei natürlich auch, dass die Produktivität Fortschritte macht und die Arbeit erleichtert wird – aber diese Veränderungen dürfen nicht auf die Bereicherung Einzelner ausgerichtet sein."

Man habe erfolgreiche Tage hinter sich, hieß es in zahlreichen Redebeiträgen während der Abschlusskundgebung – allerdings auch zahlreiche Herausforderungen vor sich: Sowohl was die Umsetzung konkreter Forderungen im Hier und Jetzt angehe als auch bezüglich des längerfristigen Ziels, der sozialistischen Revolution. Diesen Weg könne man als Vía Campesina nicht allein gehen. "Eine Agrarreform, die Tausenden vertriebenen Familien die Rückkehr aufs Land erlaubt, ist ebenso wichtig wie eine grundsätzliche Änderung der Ökonomien Lateinamerikas in Richtung einer Produktion, die nicht auf Exporte, sondern auf Bedürfnisbefriedigung vor Ort ausgerichtet ist", betonte Montón. Um dafür zu kämpfen, müsse die Zusammenarbeit mit anderen sozialen Bewegungen und der organisierten Arbeiterschaft in den Städten ausgebaut werden.