Argentinien / Wirtschaft

Wirtschaftsminister von Argentinien rügt Sojaproduzenten

Argentiniens Sojaproduzenten haben 2014 fast die Hälfte der Ernte eingelagert. Die ausbleibenden Exporte führen zu noch mehr Devisenknappheit

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Soja ist Argentiniens Hauptexportgut
Soja ist Argentiniens Hauptexportgut

Buenos Aires. Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof hat die Sojaindustrie des Landes abgemahnt. Seine Kritik richtete sich gegen die sechs großen Sojaproduzenten, die fast die Hälfte ihrer Ernte einlagert haben, da sie auf besser Preise auf dem Weltmarkt hoffen. In  einem Radiointerview mit dem Sender Nacional drängte Kicillof auf einen raschen Verkauf der Ernte.

Das Landwirtschaftsministerium der USA schätzte die argentinische Sojaernte in diesem Jahr auf 54 Millionen Tonnen. Die Sojaproduzenten sollen zwischen 24 und 27 Millionen Tonnen nicht auf den Markt gebracht haben. Bereits im Januar gab es deswegen ein Treffen zwischen der Agrarindustrie und der Regierung. Damals hatten die Regierungsvertreter darauf hingewiesen, dass es für die Exporteure das ganze Jahr über einen stabilen Wechselkurs gebe und weltweit die Sojapreise fallen würden. Daher solle die Ernte auf den Markt gebracht werden. "Aber sie haben lieber spekuliert – und verloren", sagte Kicillof. Im September dieses Jahres fiel der Sojapreis mit 9,10 US-Dollar pro Bushel (entspricht etwa 27 Kilogramm) auf das niedrigste Niveau seit 2010. Die fallenden Preise sollen durch die erwartete Rekord-Sojaernte in den USA bedingt sein.

Die Regierung setzte sich daraufhin mit den Getreideanbauern zusammen und man habe sich geeinigt, so Kilicof. Die Produzenten haben zugesagt, die Ernte von 2014 auf den Markt zu bringen und so der argentinischen Wirtschaft eine Finanzspritze von 5,7 Milliarden US-Dollar zu geben.

Kicillof hatte die Getreideproduzenten gebeten, ihre Entscheidung in der Presse zu veröffentlichen, um "den Spekulationen und der Schwarzseherei, die eine Geldabwertung provozieren", ein Ende zu machen. Laut dem Wirtschaftsminister haben die Getreideproduzenten und -exporteure durch ihr Abwarten 25 Prozent der Einnahmen verloren.

Rodolfo Rossi, Präsident des Verbandes der Sojaverarbeiter, verwies indes auf die schlechte Stimmung in der Branche. Die internen Kosten seien aufgrund der Inflation gestiegen und der Sektor leide unter dem staatlich kontrollierten Wechselkurs, der den US-Dollar zu schwach halte. Die einzige Variable, die man verändern könne, um kurzfristig die vertrackte Situation zu lösen und mehr Soja zu produzieren, sei der Steuerabzug, der momentan bei 35 Prozent liegt.

Soja ist Argentiniens Hauptexportgut und spielt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die aktuelle Devisenknappheit des südamerikanischen Landes eine Rolle. Am 30. Oktober hat Argentinien zum ersten Mal von dem Swap-Geschäft mit China Gebrauch gemacht und erhielt von der chinesischen Zentralbank 814 Millionen US-Dollar in Yuan. Im Gegenzug wurde  derselbe Betrag in Argentinischen Pesos transferiert. Argentinien kann den Yuan in US-Dollar umtauschen, die das Land dringend benötigt, um die Energieimporte und Staatsschulden zu bezahlen. Aufgrund von Kapitalflucht und ausbleibenden Investitionen sinken die Währungsreserven rapide, im September betrugen sie 22,3 Milliarden US-Dollar. Dass immer weniger US-Dollar ins Land fließen, liegt auch an den rückgängigen Sojaexporten.

Hat eine Tonne Sojaernte einen Wert von 425 US-Dollar, bemisst sich der Wert der eingelagerten Erne mit cirka 10 Milliarden US-Dollar, rechnet Wirtschaftsminister Kicillof vor. Diese sollten in lokaler Währung auf den Bankkonten der Sojahändler und die entsprechenden Devisen auf dem Konto der argentinischen Zentralbank sein, so der Minister. Gleichzeitig zeigt er Verständnis für die Sojaproduzenten: "Ich verstehe die Produzenten. Vielleicht kriegen sie Angst, da in der Presse ein Klima drohender Katastrophen kreiert wird."