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Chiles Regierung legt Megaprojekt HidroAysén endgültig auf Eis

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Der jahrelange massive Protest gegen gegen das Großprojekt HidroAysèn hatte Erfolg
Der jahrelange massive Protest gegen gegen das Großprojekt HidroAysèn hatte Erfolg

Santiago de Chile. Die Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet hat dem langjährig geplanten Megaprojekt des Energiekonzerns Colbún und damit dem Bau von fünf Staudämmen zur Stromgewinnung nun endgültig eine Absage erteilt. Diese Entscheidung traf ein Komitee von Ministerinnen und Ministern verschiedener Ressorts einstimmig, nachdem es die 35 Beschwerden und Klagen der betroffenen Kommunen und mehrerer Umweltorganisationen analysiert hatte. Gegner des Projekts feierten die Entscheidung.

"Das Projekt wird für abgelehnt erklärt", so der Umweltminister und Vorsitzende des Komitees, Pablo Badenier nach der Sitzung vergangene Woche. Als wichtigsten Grund für die Entscheidung nannte er das Versäumnis des Konzerns, Maßnahmen und Mittel darzulegen, die der Kompensation von Umweltschäden und der Entschädigung der Betroffenen dienen. Desweiteren kritisierte er vehement die Entscheidungen des vorangegangenen Komitees unter Präsident Sebastián Piñera. Diese hätten "den Umweltinstitutionen Schaden zugefügt."

Das italienisch-chilenische Megaprojekt HidroAysèn sieht den Bau von fünf Wasserkraftwerken mittels Staudämmen in der Region Aysén in Patagonien im Süden des Landes vor. Um den erzeugten Strom in das Zentrum des Landes transportieren zu können, wo die meiste Energie benötigt wird, müsste zusätzlich eine zweitausend Kilometer lange Trasse gebaut werden.

In der Region Aysén befinden sich zahlreiche Naturschutzgebiete und Nationalparks, in denen nach Schätzungen einiger Organisationen die Dämme in der Folge mindestens fünftausend Hektar Wald ertränken würden. Tausende Menschen gingen auf die Straßen, als die Umweltkommission der Region dem Konzern in einer umstrittenen Sitzung 2011 die Erlaubnis zum Bau erteilte (amerika21 berichtete).

Michelle Bachelet hatte bereits in ihrem Wahlkampf angekündigt, dass das Projekt nicht umsetzbar sei. Die Regierung zieht nun nach eingehender Prüfung einen Schlussstrich unter das höchst umstrittene Vorhaben. Energieminister Máximo Pacheco stellte jedoch klar, dass die Entscheidung lediglich das Projekt HidroAysén beträfe und nicht die Bereitschaft der Regierung beeinflusse, im Rahmen ihrer "Energieagenda" Investitionen in diesem Sektor anzustoßen.

Der Energiekonzern Colbún hat nun die Möglichkeit, die Entscheidung des Komitees innerhalb von dreißig Tagen beim Umweltgericht in Valdivia anzufechten.