Uruguay / Wirtschaft

Pharmaindustrie interessiert an Marihuana in Uruguay

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Cannabis wird auch für Medikamente gebraucht
Cannabis wird auch für Medikamente gebraucht

Montevideo. In den Wochen nach der Verabschiedung des Marihuana-Gesetzes hat es zahlreiche Anfragen von Pharmakonzernen an die uruguayische Regierung gegeben. Wie Uruguays Tageszeitung El Observador berichtet, haben unter anderem Laboratorien aus Israel und Chile den Nationalen Drogenrat kontaktiert, in der Hoffnung, mit den Hanfpflanzen aus Uruguay arbeiten zu können. Auch kanadische Laboratorien haben sich angemeldet. In Kanada ist der Konsum von Marihuana für medizinische Zwecke seit 2003 legal.

Am 10. Dezember 2013 hatte der Senat Uruguays für das Marihuana-Gesetz gestimmt. Damit wird der Anbau und Verkauf von Marihuana legalisiert und durch den Staat kontrolliert. Illegale Drogenbanden sollen so vom Markt vertrieben werden.

Zur selben Zeit kursierten Gerüchte über eine Beteiligung des Saatgut-Multis Monsanto an der Marihuana-Legalisierung in Uruguay. George Soros, Finanzmogul und Anteilseigner von Monsanto, hatte mit seiner Initiative "Open Society" Kampagnen und Organisationen zur Legalisierung finanziell unterstützt. Auch wenn sich eine direkte Beteiligung Monsantos nicht nachweisen lässt, bleibt weiterhin die Frage bestehen, wie weit der Anbau von Marihuana kommerzialisiert werden soll.

Obwohl das Gesetz schon rechtskräftig ist, arbeitet Uruguays Exekutive noch an den Details. So gibt es noch keine klare Linie für die Ausgabe von Anbaulizenzen. Inocencio Bertoni vom Ministerium für Viehzucht, Landwirtschaft und Fischerei sagte gegenüber der Presse, man konzentriere sich erst einmal auf die Regulierung des internen Marktes. Enthusiastischer zeigte sich der Generalsekretär des Präsidenten, Diego Cánep: "Auch wenn es nicht die eigentliche Absicht des Gesetztes war, so entwickelt sich Uruguay zu einem Pol der Biotechnologie."

Neben medizinischen Produkten wie Öl, Salben und Tinkturen werden aus Extrakten der Cannabispflanze auch Medikamente hergestellt. Federführend dabei ist der britische Konzern GW Pharmaceuticals, der das Medikament Sativex, das zur Abhilfe von Spastik bei Multipler Sklerose eingesetzt wird, entwickelt hat. GW Pharmaceuticals arbeitet eng mit Almirall, Bayer, Neopharm, Novartis und Otsuka zusammen. Weitere Medikamente sind in Planung.

Der legale Marihuana-Anbau ist weltweit ein Novum. Viele sehen darin einen neuen lukrativen Markt, doch liegt hier auch eine große Möglichkeit für den medizinischen Fortschritt. Die Regierung Uruguay muss nun entscheiden, inwieweit sie fremden Zugriff zulassen will.