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Venezuela: Blutige Zusammenstöße in Gefängnis

Bandenkrieg im Gefängnis Uribana. Entwaffnungsoperation gerät außer Kontrolle. Ministerin kritisiert Oppositions-Medien als "Auslöser" der Eskalation

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Eingangsbereich des Gefängnisses Uribana
Eingangsbereich des Gefängnisses Uribana

Caracas. Bei Auseinandersetzungen unter Häftlingen und dem darauf folgenden Einsatz der Nationalgarde im Gefängnis Uribana hat es am Freitag eine große Anzahl von Toten und Verletzten gegeben. Die ersten Zahlen in Medienberichten reichen von 25 bis mehr als 50 Todesopfern und vielen Verletzten. Von offizieller Seite wurden bisher keine Zahlen genannt. Der Gefängniskomplex befindet sich in dem im Nordwesten von Venezuela gelegenen Bundesstaat Lara.

In einer ersten Stellungnahme erläuterte die Ministerin für Strafvollzug, Iris Varela am vergangenen Freitag, ihre Behörde sei darüber informiert worden, dass im Gefängnis bewaffnete Zusammenstöße zwischen Gefangenen im Gange sind. Es sei um eine Abrechnung unter rivalisierenden Banden gegangen. Sie habe daraufhin die Nationalgarde um Unterstützung ersucht, um am Freitag früh eine Inspektion durchzuführen und die Gefangenen zu entwaffnen.

Am Freitag seien die Einsatzkräfte dann davon überrascht worden, dass der private Fernsehsender Globovision die bis dahin geheim gehaltene beabsichtigte Inspektion bereits öffentlich gemacht hatte. Auch soziale Netzwerke und die Webseite der Tageszeitung El Impulso infomierten darüber. Die Ministerin sieht diese Veröffentlichung "zweifellos" als Ursache einer "Explosion der Gewalt" bei dem Einsatz in dem Gefängnis.

In einer weiteren Erklärung gab Varela bekannt, dass der gesamte Gefängniskomplex in den kommenden Tagen geräumt und die Gefangenen in andere Haftanstalten verlegt werden.

Wie Ministerin Varela hat auch Vizepräsident Nicolás Maduro eine genaue Untersuchung der Vorfälle angekündigt. Die Generalstaatsanwaltschaft wurde mit den Ermittlungen beauftragt. Man werde die Reformierung der Gefängnisse, "die vom Gesetz regiert werden müssen", fortsetzen, sagte Maduro. Die Inspektion in Uribana sei Teil von Plänen gewesen, die Kontrolle über die Gefängnisse des Landes wiederzuerlangen. Man müsse Geduld haben bei der Überwindung "der Herrschaft der Gewalt, der Mafias, der Drogen und des Todes, wie sie seit langer Zeit existiert hat". In Bezug auf die aktuellen Vorfälle sprach Maduro davon, dass "eine tragische chaotische Situation" entstanden sei, "die wir sehr bedauern."

Das Ministerium für Strafvollzug wurde erst im Juni 2011 mit dem Ziel einer grundlegenden Reform des venezolanischen Gefängniswesens aufgebaut. Seither wurden umfangreiche Mittel eingesetzt und verschiedene Verbesserungen umgesetzt. Die Situation ist in vielen Gefängnissen aber weiterhin katastrophal. Die meisten Haftanstalten sind völlig überfüllt. Häufig üben kriminelle Organisationen, die sich durch korrupte Wärter mit Waffen, Kommunikationsmitteln und Drogen versorgen, die effektive Kontrolle aus.

Nachtrag 28.1.2013

Wie die Ministerin für Strafvollzug bei einer Pressekonferenz am Sonntag mitteilte, kamen bei den Zusammenstößen 58 Personen ums Leben, 46 Gefangene befinden sich noch in stationärer Behandlung. Das Gefängnis in Uribana ist inzwischen geräumt.