Argentinien literarisch

Die ILA #335 bereitet auf die diesjährige Frankfurter Buchmesse vor

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Argentinien literarisch
Argentinien literarisch

Bonn. In ihrer Mai-Ausgabe setzt die Zeitschrift der Informationsstelle Lateinamerika (ILA) den Schwerpunkt auf ein Thema für Spezialisten: Literatur aus Argentinien. Damit verweist die Redaktion bereits im Mai auf die Frankfurter Buchmesse, bei der in diesem Jahr Argentinien das Schwerpunktland stellen wird. Herausgekommen ist eine umfassende Übersicht in 20 Beiträgen. Sie widmen sich den wenigen Bekannten, vielen Unbekannten und einigen Vergessenen der argentinischen Literatur. Dem Anspruch, gerade diejenigen vorzustellen, die auf der Buchmesse keinen Platz finden werden, folgt unter anderem die Rubrik "Verschwundene Autoren". Mit eigenen Übersetzungen aus dem Sammelband Palabra Viva, herausgegeben vom argentinischen Schriftstellerverband, stellt die ILA Autoren vor, welche das Militär verschwinden ließ.

Immer wieder berühren die Beiträge die Diktatur. Wer sich jedoch ein eindrückliches Bild dieser Zeit machen will, dem sei der Brief an meine Freunde von Rodolfo Walsh emfohlen. Besonders empfehlenswert ist außerdem die Recherche von Klaus Küppers, der sich auf die Spuren der bereits übersetzten, aber nicht mehr lieferbaren Bücher argentinischer Autoren begeben hat. Wer Literatur nicht auf Spanisch bewältigen kann oder will, aber mit den Kniffen antiquarischer Recherchen vertraut ist, findet hier mindestens 18 sachdienliche Hinweise, um sich während dieses Sommers qualifiziert auf die Buchmesse vorzubereiten. Aber auch die anderen Beiträge - die sechs Frauen stellt die ILA im Inhaltsverzeichnis voran - enthalten eine Vielzahl von deutsch sprachigen Literaturtipps. Insgesamt bietet die ILA einen äußerst umfangreichen Überblick über die Literatur in dem lateinamerikanischen Land, in dem mit über 80 Büchern pro Kopf und Jahr mit Abstand die meiste Literatur konsumiert, aber auch produziert wird.

Neben dem Schwerpunkt bietet die ILA in Berichte & Hintergründe zwei äußerst spannende Beiträge zu Kolumbien. Eduardo Pizarro, Präsident der kolumbianischen "Versöhnungskommission", erklärt den Anachronismus der Aufarbeitung eines längst nicht beendeten Konfliktes. Wie ernsthaft eine derartige Kommission unter der Regierung Uribe arbeiten kann, oder ob es sich für die Opfer nicht eher um eine Verhöhnungskommission handelt, lässt das Interview eher anklingen. Dass das "Verschwindenlassen" nicht nur ein Thema zurückliegender Epochen ist, schildert Juan Diego Restrepo, der recherchiert hat, wie die Paramilitärs in Kolumbiens Grenzregionen bis zum heutigen Tag wüten. Beiträge zu El Salvador, den Bürgerhaushalten in Paraguay und dem Theater der Unterdrückten ("Radikal dialogisch") beschließen ein Heft, das allen Literaturfreunden dringend empfohlen, und allen, die noch nicht wissen, ob sie diesen Sommer einen Roman oder ähnliches lesen wollen, ans Herz gelegt sei.


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