Venezuela

Studentenmord mit kriminellem Hintergrund

Ermittlungen im Todesfall des konservativen Studentenführers Soto führen zum organisierten Verbrechen

Maracaibo. Der Mord an dem konservativen Studentenführer Julio Soto scheint keine politischen Hintergründe zu haben. Das ergeben die ersten Ermittlungen der venezolanischen Bundeskriminalpolizei CICPC. Die Fahnder haben mittlerweile drei tatverdächtige Personen identifiziert, gab Venezuelas Innen- und Justizminister Tarek El Aissami am Montag (6.10.2008) auf einer Pressekonferenz bekannt. Sie verfolgen eine Spur, die ins kriminelle Milieu führt.

Bei den Verdächtigten handelt es sich um den Chefinspektor der nachrichtendienstlichen Abteilung der Landespolizei des Bundesstaates Zulia und um zwei angeheuerte Killer. Im Handy des Opfers fand die Kriminalpolizei die Telefonnummer des Polizisten. Außerdem stellte sie fest, dass Soto dem Beamten drei Reisen nach Panamá, Barbados und Mexiko bezahlt haben soll. Die Polizei geht dem Verdacht nach, wonach die beiden im großen Stil mit gefälschten Studententickets gehandelt haben sollen. Soto soll den Polizisten bestochen haben, damit dieser ihn vor jenen Elementen schützt, die ihn aus dem lukrativen Geschäft verdrängen wollten.

Julio Soto wurde am 1. Oktober mit elf Schüssen niedergestreckt, nachdem unbekannte Täter seinen Wagen gestoppt und unter Feuer genommen hatten. Bei dem Anschlag wurden auch seine drei Begleiter verletzt. Da das Opfer Vorsitzender der Studentenorganisation "Federación de Centros de Estudiantes" (FCU) und gleichzeitig Führer der christlich-konservativen Oppositionspartei Copei im oppositionell regierten Zulia war, kam der Verdacht auf, es könnte sich um einen politisch motivierten Anschlag handeln. Die Copei wird von der deutschen CDU unterstützt und steht im scharfen Widerspruch zur linken Regierung von Präsident Hugo Chávez. Der Gouverneur des Bundesstaates ist Manuel Rosales, der 2006 die Präsidentschaftswahl gegen Chávez verlor. Nach den am 23. November stattfindenden Regional- und Kommunalwahlen wird er diesen Posten räumen müssen, weil er sich laut Verfassung kein drittes Mal für dieses Amt bewerben darf.