Costa Rica / Kultur

Menschen, Künste, Werte – das Festival Internacional de las Artes

Laura Zierke sprach mit Anselmo Navarro, dem Direktor des Festivals über das kommende internationale Festival der Künste.

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Das Festival de las Artes in Costa Rica ruft auch in diesem Jahr wieder nationale und internationale Künstler auf, sich bis zum 15. Juli 2011 für das Spektakel im März 2012 zu bewerben. Seit 23 Jahren verwandelt sich für 10 Tage eine Region des Landes in einen Ort der Begegnung von Kunst und Kultur. Das Programm ist für traditionelle und neue Kunstformen offen. Die Organisatoren legen darauf Wert, dass das Publikum nicht nur zuschaut und zuhört, sondern Teil des Festivals wird.

Neben Konzerten, Tanz und Ausstellungen werden Workshops angeboten, die lokale Bevölkerung bringt Ideen ein, kann und soll Vorschläge weiterentwickeln. So fanden sich im letzten Jahr, angeregt durch eine Fotoausstellung zur Eisenbahngeschichte, spontan einstige Eisenbahnangestellte zusammen und erzählten einen Nachmittag lang aus ihren Erinnerungen. Abwechselnd finden das nationale und internationale Festival der Künste statt. Über das kommende internationale Festival der Künste sprachen der Anselmo Navarro, der Direktor des Festivals, und Laura Zierke. 

 
Herr Navarro, wie hat sich das Festival de las Artes in den letzten Jahren entwickelt?

Anselmo Navarro: Es ist zu einem Projekt geworden, dass die Werte des Menschen vollständig miteinander in Beziehung setzen möchte. Durch die Teilung in das nationale und internationale Festival haben wir viel erreicht. Im Falle des Festival Nacional de las Artes konnten wir in Costa Rica das Kunstgeschehen anregen. Das Festival ist ein Ort des Zusammentreffens von professionellen Künstlern, Berufskünstlern und Menschen, die sich nicht als Künstler einschätzen, das aber in ihrem Alltag sind. Wir sind beispielsweise auch für Gastronomie, Kunsthandwerk, Floristik und Alltagspoesie offen. Selbst die Menschen, die im Kampf singen und tanzen, hätten bei uns Raum, sich zu präsentieren. Auch wenn Qualität selbstverständlich ist, ist es eben für uns auch von Bedeutung, Kunst als Form der Begegnung zu verstehen.

Das internationale Festival bedeutet, den Costa-Ricanern ein Fenster zur Welt zu öffnen. Wir wollen erreichen, dass das Publikum durch das Festival gegenüber dem Unbekannten aufgeschlossener,  gegenüber dem Anderen toleranter wird. Deswegen wollen wir sehr verschiedene Kulturen und Künste präsentieren. Traditionelle und zeitgenössische Kunstformen sollen aufeinandertreffen. Das Festival soll Debatten über Werte auslösen, es soll diskutiert werden, was falsch und richtig, ethisch, gut und schlecht ist.

Das Festival de las Artes möchte zur kulturellen und sozialen Entwicklung des Landes beitragen, was ist darunter zu verstehen?

Anselmo Navarro: Mithilfe der Kunst können am leichtesten Grenzen überschritten werden. Kunst dringt schnell in die Herzen der Menschen ein. Von dort aus kann man neue Projekte initiieren, auch auf politischer Ebene. Gerade in dieser sozialen Krise, in der wir uns befinden, ist es die Kunst, die an Werte erinnert. Kunst ist kämpferisch und sie kann auf eine Art und Weise Kritik äußern, wie es in anderen Medien nicht möglich ist. Kunst ist symbolisch und braucht manchmal keine Worte, sondern drückt zum Beispiel in Bewegung oder Blicken Botschaften aus.

Für uns ist das Festival ein Vorwand, Entwicklung voranzutreiben. Unser Programm soll der Bildung des Publikums dienen. Wir bringen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Vielfalt von Kultur nahe. Sie bekommen Traditionelles und eben auch das Ungewöhnliche, das Andere, das Mysteriöse zu sehen. Wir schlagen dem Publikum vor, mitzumachen, aus der Reihe zu tanzen, nicht zu hören, sich zu konfrontieren, zu debattieren. Kunst erlaubt das.

Welche Wirkung hat das Festival auf das Publikum?

Anselmo Navarro: Das Festival unterbricht den Alltag. Das Publikum findet sich in öffentlichen Räumen wieder, die im täglichen Leben nicht betreten werden. Das Festival versucht, diese toten oder gefährlichen Räume zurückzugewinnen und die Menschen beleben diese Orte wieder, dadurch, dass sie hingehen und sich als Bürger verstehen. Und es zeigt seine Wirkung, wenn ein älterer Mensch, der in der Hauptstadt San José seit Jahren seinen Alltag bestreitet, einen Indigenen aus dem Süden des Landes singen hört.

Ebenso sind die Menschen überrascht, wenn sie abends um 23 Uhr durch die Straßen gehen können, ohne Angst zu haben, dass sie überfallen werden. Diese Erkenntnis, dass man tatsächlich zusammenleben kann, bewirkt viel. Die Alltagsschemen werden durch das Festival durchbrochen.

Durch das internationale Festival wird den Costa RicanerInnen gezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, es treibt das Kulturschaffen an. Und beispielsweise können Personen riesigen Konzerten für sehr wenig Geld oder gratis beiwohnen, die ansonsten keinen Zugang dazu hätten. Aber das wichtigste ist, dass wir zeigen, dass es menschlich ist, anders zu sein.