"Die Wunden sind noch nicht verheilt"

Interview mit Margarita Zamora von Pro Búsqueda und Lucio Atilio Vásquez (Chiyo) vom Museo de la Palabra y la Imagen (MUPI) über die Aufarbeitung und Nicht-Aufarbeitung des Bürgerkriegs in El Salvador

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Familienangehörige von Opfern des Bürgerkriegs bei einer Aktion der Menschenrechtsorganisationb Pro Búsqueda
Familienangehörige von Opfern des Bürgerkriegs bei einer Aktion der Menschenrechtsorganisationb Pro Búsqueda

Wann ist für euch eure Arbeit eine erfolgreiche Arbeit? Woran macht ihr die gesamtgesellschaftliche Bedeutung eurer Arbeit fest?

Margarita: Für uns ist es der größte Erfolg, wenn es uns gelingt, Familienmitglieder wieder zusammenzuführen und zu sehen, wie viel es ihnen bedeutet, ihre verschwundenen Nichten, Neffen oder Enkel wieder in die Arme schließen zu können. Aber auch dann, wenn wir herausfinden, dass die Kinder damals umgebracht wurden, ist es wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt - für die betroffenen Familien ebenso wie für die salvadorianische Gesellschaft.

Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist es unser Hauptziel, für Transparenz und Gerechtigkeit zu sorgen. Deshalb betrachten wir es als Erfolg, wenn Täter vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Und es war Pro Búsqueda, die es zum ersten Mal geschafft haben, den salvadorianischen Staat selbst auf die Anklagebank und zur Verurteilung zu bringen, was wichtig ist, weil die Opfer der Zwangsverschleppungen dadurch ein Recht auf Entschädigung bekamen.

Aber damit hört unser Kampf für die Gerechtigkeit natürlich nicht auf. Es geht uns auch darum, das Amnestiegesetz aufzuheben, denn das ist eine der Ketten, die die Gerechtigkeit fesseln und am Wachsen hindern.

Nebenbei zeigen wir mit unserer Arbeit auch, dass selbst eine kleine Organisation wie unsere viel zur Gerechtigkeit beitragen kann – das hat eine wichtige Signalwirkung für die salvadorianische Gesellschaft.

Welche Hoffnungen für die Zukunft habt ihr – was die Organisationen angeht, für die ihr arbeitet, aber auch auf persönlicher Ebene?

Margarita: Vier meiner Geschwister sind verschwunden. Meine größte Hoffnung ist, die Wahrheit herauszufinden. Außerdem geht es darum, die Verantwortlichen juristisch zur Rechenschaft zu ziehen und dass die Betroffenen Unterstützung auf psychologischer Ebene erhalten. Damit meine ich zum einen die Möglichkeit, ein tragfähiges soziales Netz aufzubauen, zum anderen den Zugang zu psychologischer Behandlung. Bis heute gibt es sehr viel Leid und sehr viele Krankheiten, die eine Folgewirkung des Krieges sind.

Manchmal werden Opfer von Traumatisierungen durch die Art der Behandlung zusätzlich stigmatisiert. Wie müsste denn eine angemessene Behandlung aussehen

Margarita: Viele sagen, dass Psychologen nur für Verrückte da sind. Wir machen deutlich, dass das anders ist. Die Traumatisierungen durch Krieg und Verschleppungen lösen sich nicht einfach auf, sondern wirken bis heute nach. Es geht deshalb darum, diese traumatischen Erlebnisse zu bearbeiten und zu lernen zu überleben und mit dieser Last  umzugehen, damit das erlittene Leid nicht auf die nächsten Generationen übertragen wird. Es ist sehr wichtig, den Betroffenen zu vermitteln, dass sie mit diesem Leid nicht allein sind, und dass das nichts ist, was nur mit ihnen selbst zu tun hat. Viele Menschen hatten bisher weder die Gelegenheit darüber zu sprechen noch sich gesellschaftlich Gehör zu verschaffen. An dieser Stelle setzen wir an, denn wir sind überlebende Opfer eines politischen Konflikts, aber keine passiven Opfer.

Chiyo, was sind deine persönlichen Hoffnungen in Hinblick auf deine Arbeit im Museo de la Imagen y la palabra?

Chiyo: Meine größte Hoffnung ist, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Die Friedensverträge 1 waren für mich nicht wirklich Verträge für den Frieden, sondern politische Einigungen, um den Krieg zu beenden. Es wäre eigentlich eine Aufgabe des Staates, sich für die Aufarbeitung des Krieges zu engagieren. Das tut er aber nicht, deshalb springen kleine Organisationen wie die unsere ein.

Meine ganz persönliche politische Arbeit besteht darin, Jugendlichen mit dem Buch "Siete gorriones", das ich mit Sebastián Escalón geschrieben habe, ein Bewusstsein über die Vergangenheit zu vermitteln. Die jungen Menschen sind sehr interessiert an der Vergangenheit und das Buch wird sehr gut aufgenommen. Es ist mir wichtig, den Jugendlichen nahe zu legen, dass sich eine wirkliche Weiterentwicklung in Richtung Frieden nicht erreichen lässt, wenn El Salvador weiterhin so gespalten bleibt, wie es gerade ist, wenn Hass und Vorurteile geschürt werden.

Ist das für dich so etwas wie Versöhnungsarbeit?

Chiyo: Eine interessante Frage dabei ist, wem man denn überhaupt verzeihen soll. In meinem Fall habe ich Versöhnung mit Ex-Militärs erlebt, die über deren Beschäftigung mit der Vergangenheit verlaufen ist. So entstehen in Sachen Versöhnung immer wieder neue alternative Herangehensweisen von unten. In der offiziellen Politik sieht das anders aus, denn die rechten und ultrarechten Parteien wollen nicht am Amnestiegesetz kratzen, weil sie wissen, dass dann auch viele heutige Militärs, Unternehmer und Geldgeber der rechten Parteien ins Gefängnis müssten. Aber es gibt auch Angehörige der politischen Linken, die sich gegen die Abschaffung des Amnestiegesetzes aussprechen, weil sie wissen, dass sie selbst angeklagt werden könnten. Veränderungen hin zu einer Aufarbeitung und einem Klima des gegenseitigen Respekts müssen deshalb von dem/der Einzelnen selbst kommen. Damit dürfen wir auch in Zukunft nicht aufhören.

Inwieweit sind die Menschen an der Vergangenheit interessiert? Oder haben sie vielleicht durch die Probleme im Heute (zum Beispiel Fragen der persönlichen Sicherheit) keine Zeit und Energie für die Vergangenheit?

Aber gerade die direkt Betroffenen interessieren sich sehr dafür. Wir wissen, wieviel Leid und Schrecken der Krieg verursacht hat und wollen nicht, dass so etwas noch einmal geschieht. Je weniger sich die salvadorianische Gesellschaft aber damit beschäftigt, desto größer wird die Gefahr, dass sich die Geschichte wiederholt. Deshalb ist es für uns wichtig, die Erinnerung aufrecht und lebendig zu halten und an die neuen Generationen weiterzugeben.

Uns geht es nicht darum, Skandale zu verursachen oder alte Wunden aufzureißen. Wir glauben vielmehr, dass die Wunden noch gar nicht verheilt sind. Viele Familien können überhaupt erst dann an so etwas wie Versöhnung mit der Vergangenheit denken, wenn das Schicksal ihrer Kinder aufgeklärt ist. Das ist ein wichtiger Teil des gesamtgesellschaftlichen Aussöhnungsprozesses. Es gibt ja auch Kinder, die bei Militärs aufgewachsen sind. Da ist es für deren Herkunftsfamilien wichtig zu sehen, wie es den Kindern ergangen ist, wer sich um sie gekümmert hat, trotz allem, was passiert ist. Das ist die Basis dafür, dass es für die betroffenen Familien überhaupt so etwas wie ein Verzeihen geben kann.

Chiyo: Ich habe das Gefühl, dass die salvadorianische Gesellschaft sehr gespalten ist, sehr abgelenkt von der Propaganda des Konsumismus, den Medien, der Technologie, der Religion. Es gibt apathische Leute, die sagen "Ach, mir geht’s gut, ich bekomme Geld von meinen Familienmitgliedern im Ausland, ich habe eine Arbeit bei der Regierung, ich arbeite in einem großen Unternehmen". Und in fanatischen religiösen Strömungen herrscht sehr viel Hass auf die Guerilla. Sie betrachten die Guerilla, angestachelt durch die Medien, als eine Art kommunistische Bedrohung. Trotzdem gibt es besonders an Orten, wo die Guerilla tätig war, viele aktive Gruppen, die die Vergangenheit in lebendiger Erinnerung halten und für den Frieden arbeiten, ohne die Geschichte zu vergessen. Sie verbreiten zum Beispiel Dokumentarfilme über den Bürgerkrieg, die Repression und darüber, wer den Krieg finanziert hat. Ich glaube, dass dadurch bei den Jugendlichen ein breites Interesse und breites Wissen angelegt wird.

Die jungen Leute sind fähig, aus ehrlichen Zeitzeugenberichten vieles zu lernen. Ich glaube, da hat die Kraft dessen, was ich mache, ihre Wurzeln. Die Jugendliche können daraus vieles darüber ableiten, warum es sich lohnt, für eine Kultur des Friedens zu arbeiten.  Und zwar für einen Frieden, der sich von innen heraus spüren lässt, keinen falschen Frieden. Und gleichzeitig zu wissen, dass es dich manchmal auch das Leben kosten kann, den Frieden zu verteidigen. Das ist ein starkes Fundament, was wir den Jugendlichen vermitteln wollen und von dem aus sie die Gegenwart interpretieren können. Es geht um ein Bewusstsein der Vergangenheit und genauso um Visionen für die Zukunft.

Ihr habt in euren Familien Morde und andere sehr schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen erlebt. Was bedeuten vor diesem Hintergrund die Amnestiegesetze für euch persönlich?

Chiyo: Persönlich finde ich, dass der Friedensprozess in El Salvador nicht wirklich heranreift. Die FMLN hat Fragen der Solidarität und der sozialen Gerechtigkeit beseite gelegt und ist heute mehr daran interessiert, die Menschen für Wahlen zu mobilisieren. Die historische FMLN, die viele Veränderungen angestoßen hat, ist dabei verloren gegangen: eine FMLN, in der Menschen ohne Geld engagiert waren und versucht haben, möglichst viele Anliegen der Basis zu vertreten. Ich sehe in der FMLN von heute keine FMLN, die sich in Sachen Amnestiegesetz einsetzt und dafür, dass Gerechtigkeit geschaffen wird und die Wahrheit auf der Anklagebank diskutiert wird, mit denjenigen, die dort hin gehören. Und das hat viel damit zu tun, dass Ex-Kommandanten der FMLN zur Rechten übergelaufen sind. Und die, die nicht rechts sind, machen kein Aufheben um die Frage des Amnestiegesetzes, weil sie wissen, dass sie selbst auf die Anklagebank müssten. Die Wahrheitskommission sagt, dass zwischen 12 und 15 Prozent der Menschenrechtsverletzungen von der Guerilla verübt wurden und der Rest von der Rechten.

Ich glaube, das erklärt, warum wir in dieser Frage uneinig sind. Und ich persönlich erwarte keine Gerechtigkeit im großen Stil, muss ich sagen. Für mich ist es ein Akt der Gerechtigkeit, wenn ich die Wahrheit, wie ich sie erlebt habe, jungen Menschen nahe bringe. In meinem Buch finden sich auch schöne Dinge, nicht nur schreckliche. Ich vermittle Hoffnung für das Leben, aber auch dafür, sich zu engagieren. Es gibt auch FMLN-Anhänger, die das gar nicht so gerne sehen, weil die Wahrheit erzählen eben die Wahrheit erzählen bedeutet und sich die Wahrheit bei niemandem anbiedert.

Ich persönlich komme mit der Vergangenheit zurecht, indem ich meine Mutter, meine Schwester und meine zwei Brüder, die von der Guardia Nacional erschossen wurden, immer in meinem Herzen trage. Daraus und aus meinen Zeitzeugenberichten ziehe ich sehr viel Stärke und Reife. Die Menschen, die mir zuhören, sind also sozusagen meine Therapeuten und dafür bin ich sehr dankbar. Die Chance, mit euch hier in Deutschland sein zu können, ist also auch ein Schritt in diese Richtung.

Margarita: In meinem Fall sind vier Geschwister und meine Mutter verschwunden. Ich hoffe bis heute, dass sie noch am Leben sind, an welchem Ort auch immer. Von zweien meiner Geschwister weiß ich aber sicher, dass sie tot sind, weil sie Teil der Guerilla-Strukturen und an Kampfhandlungen beteiligt waren. Das schmerzt natürlich, aber ich weiß, dass sich daran nichts mehr ändern lässt. Wenn man Cousins, Cousinen und Onkel dazu nimmt, ergibt sich eine lange Liste von Toten und Verschleppten in meiner Familie.

Das Amnestiegesetz ist für mich Teil eines gesellschaftlichen Heilungsprozesses. Für mich geht es nicht darum, die Verantwortlichen zu verdammen. Das ist wichtig zu erwähnen, denn rechte Politiker behaupten immer, dass wir nur Rache wollen. Uns geht es im Gegenteil in keinem Moment um Rache, sondern einfach um Gerechtigkeit. Denn die Gesamtsituation im heutigen El Salvador hat sehr viel mit der Straflosigkeit zu tun.

Für mich ist sehr wichtig, dass Recht gesprochen wird und zwar auf beiden Seiten. Wie Chiyo schon sagte, fällt ein Teil der Verantwortung auch auf die FMLN. Um für Gerechtigkeit zu sorgen, ist es wichtig herauszufinden, wer die Verantwortlichen der Verbrechen waren. Und genau dafür werden wir weiterleben, weiterkämpfen und weiterhin Forderungen stellen, bis zum letzten Moment, damit die Verantwortlichen verurteilt werden.

Das betrifft auch die irregulären Adoptionen. Daran haben sich viele Anwälte, Richter, Ärzte seinerzeit eine goldene Nase verdient und dafür müssen sie nun zur Verantwortung gezogen werden. Sie haben der Gesellschaft derart viel Schaden zugefügt, dass sie es verdienen, bestraft zu werden. Dabei geht es mir nicht so sehr um meine persönliche Geschichte, sondern um die vielen Opfer, die sich nicht wehren konnten, besonders die Kinder. Sie sind am verletzbarsten und haben daher jedes Recht der Welt, geschützt zu werden. Der Staat ist verpflichtet dazu, Kinder zu schützen und hat es nicht gemacht. Daher müssen die Verursacher nun vor der Gesellschaft Rechenschaft über das Vorgefallene ablegen.

Und welche Erwartungen hast du, was die Suche nach Kindern angeht, die nach Deutschland adoptiert wurden?

Margarita: Ich glaube, dass es auch hier in Deutschland einige solcher Fälle geben muss. Wir wissen von mindestens zwei Kindern, die zur Adoption nach Deutschland gegeben wurden, allerdings möglicherweise aus Armutsgründen. Es ist sehr gut möglich, dass es darüber hinaus Kinder gibt, die aus Militäroperationen heraus zur Adoption nach Deutschland gegeben wurden. Deshalb wäre es wichtig, verlässliche behördliche Daten darüber zu haben, wie viele Kinder aus El Salvador mit Visum nach Deutschland gekommen sind und adoptiert wurden, besonders im Zeitraum zwischen 1980 und 1986. Zu dieser Zeit wurden die meisten Kinder von Militärs verschleppt, meistens nach Massakern.

Wie bewertet ihr die Tatsache, dass es heute eine FMLN-Regierung gibt, in Bezug auf Gerechtigkeit und Vergangenheitsbewältigung? Setzt ihr Hoffnungen in die FMLN-Regierung?

Margarita: Ja, in gewisser Weise schon. Gerade versuchen wir zu erreichen, dass die UN-Konvention gegen Verschwinden-Lassen vom salvadorianischen Parlament ratifiziert wird. Damit dies geschieht, übt die Regierung durchaus Druck aus. Aber wir wissen auch, dass die Regierung alleine nichts machen kann, denn im Parlament hat die Rechte aktuell mehr Sitze als die FMLN. Es kommt also auch auf die Kraft an, die wir als salvadorianische Zivilgesellschaft aufbauen können. Dabei gilt es, die Regierung einerseits zu unterstützen. Andererseits können wir nicht einfach sagen, eine linke Regierung kann machen, was sie will, weil sie eine linke Regierung ist. Vielmehr müssen wir Forderungen an die Regierung stellen, damit sie hält, was sie versprochen hat. Natürlich werden die Fortschritte nicht so riesig sein, wie wir es gerne hätten, aber zumindest kleine Veränderungen, die den Menschen weiterhelfen, sollte es durchaus geben.

Ich glaube schon, dass die Tatsache, dass wir nun eine linke Regierung haben, einem nicht unwesentlichen Teil der Bevölkerung in der Tat Hoffnung gibt. Und Hoffnung ist auf jeden Fall wertvoll. Nichtsdestotrotz sind wir gerade erst am Anfang der neuen Legislaturperiode. Es gilt, kritisch zu begleiten, wie sich die Dinge entwickeln und Druck aufzubauen, damit Versprechen auch gehalten werden.

Welche Rolle spielt dabei das Verfassungsgericht? Viele sagen, dass es eine Schlüsselrolle einnimmt.

Margarita: Das Verfassungsgericht ist eher rechts orientiert. Deshalb stoßen wir hier an unsere Grenzen. Aber ich glaube, dass wir voran kommen, wenn auch in sehr kleinen Schritten. Um ein systematisches Bild von der Verschleppung eines Kindes durch Militärs zu gewinnen, haben die Richter kürzlich zum ersten Mal in der Geschichte El Salvadors erlaubt, dass ein Familienangehöriger als Zeuge aussagt und ein Gutachten von Pro Búsqueda zugelassen wird. Die Richter waren wirklich sehr interessiert daran, sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen und haben sogar einen Richter dafür abgestellt, in den Militärarchiven in dieser Sache zu recherchieren. All dies sind kleine Schritte des guten Willens, obwohl es nicht mit der Geschwindigkeit voran geht, die wir uns wünschen würden. Der Druck, den wir in all den Jahren unserer Arbeit aufgebaut haben, hat aber auf jeden Fall etwas bewirkt.

Chiyo: Ich setze eher wenig Hoffnung in die FMLN-Regierung. Man muss sich bewusst machen, dass die FMLN-Regierung zwar Posten in Institutionen besetzt, aber ARENA damals, als sie die Regierung verlor, viele wichtige Posten dennoch behalten konnte. Aktuell sind nach wie vor 65 Prozent der Regierungsangestellten der politischen Rechten zuzurechnen. Trotzdem macht es natürlich einen Unterschied, wer die Regierung anführt. Denn die politische Öffnung, die mit dem Regierungswechsel einher ging, erlaubt, Transparenz zu schaffen und Wahrheiten publik zu machen. Das ist wichtig, denn als ich ein Kind war, hat es die Rechte geschafft, alles unter den Teppich zu kehren, die Taten von Kriegsverbrechern, korrupten Militärs und vieles mehr.

Heute arbeitet das Bildungsministerium mit Organisationen wie Pro Búsqueda und dem Museo de la Palabra y la Imágen zusammen und Informationen über die Zeit des Bürgerkriegs zirkulieren über die sozialen Netzwerke. Durch den Einsatz der Regierung dafür, dass mehr über die Zeit des Bürgerkriegs bekannt wird, fühlen wir uns noch mehr verpflichtet, eine tatkräftige politische Arbeit zu leisten und uns für Gerechtigkeit, eine Kultur des Friedens und mehr Wissen über die Vergangenheit einzusetzen.

Es gibt also durchaus Ansätze, die mir Hoffnung und Kraft zum Weitermachen geben. Wir werden immer auf der Seite der Opfer sein und die Menschen auf ihrem Weg, Gerechtigkeit zu finden, verteidigen und unterstützen.


Das Gespräch führten Andrea Lammers und Eberhard Albrecht vom Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.

  • 1. Mit den Friedensverträgen wurde 1992 unter Leitung der Vereinten Nationen der salvadorianische Bürgerkrieg offiziell beendet