Kolumbien

Gewalt gegen indigene Gemeinschaften in Kolumbien

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Indigene in Kolumbien demonstrieren gegen Gewalt bewaffneter Gruppen
Indigene in Kolumbien demonstrieren gegen Gewalt bewaffneter Gruppen

Bogotá. Indigene Gemeinschaften sind in Kolumbien eine der am meisten von politischer Gewalt betroffenen Bevölkerungsgruppen. Allein im Jahr 2018 wurden bisher 32 indigene Aktivisten ermordet und Hunderte bedroht. Gleichzeitig bleiben über 90 Prozent der politischen Morde unaufgeklärt.

Laut Angaben des Abgeordneten Feliciano Valencia, der für das indigene Wahlbündnis Mais im Senat sitzt, wurden in Kolumbien seit Jahresbeginn 32 gezielte Morde an Vertretern indigener Gruppen verübt. Darüber hinaus sind 207 Fälle von Bedrohungen gegen einzelne Personen und indigene Gremien bekannt geworden. Am stärksten betroffen waren die Pazifik-Departaments Nariño und Cauca, sowie die an der Grenze zu Venezuela gelegene Region Catatumbo im Nordosten des Landes. Der Dachverband der Indigenen in Kolumbien (Onic) berichtet außerdem über die Präsenz paramilitärischer Gruppen auf ihren Territorien. Darüber hinaus heißt es von ihrer Seite, diese Gruppierungen verteilten Flugblätter, in denen sie die Ermordeten verunglimpfen.

Seit Langem ist bekannt, dass die Mehrzahl der politischen Morde in Kolumbien von paramilitärischen Gruppen verübt wird. Diese handeln aus eigenen Interessen, etwa Drogenhandel, und im Auftrag von Großgrundbesitzern, kolumbianischen Eliten und nationalen sowie multinationalen Firmen. Erst kürzlich hatte die kolumbianische Vize-Generalstaatsanwältin Maria Paulina Riveros bekannt gegeben, dass im Zusammenhang mit den Morden an sozialen Aktivisten auch gegen zahlreiche Unternehmer ermittelt werde.

Doch nach wie vor kommt die Mehrzahl der Täter ungestraft davon. Laut Angaben der Nichtregierungsorganisation Wir sind Menschenrechtsverteidiger (Somos Defensores) liegt die Straffreiheit in den zwischen 2008 und heute bekannt gewordenen Fällen bei 91,9 Prozent. Dies sei auch der Generalstaatsanwaltschaft bekannt.

Entgegen anderslautender Erwartungen hat die politische Gewalt seit Beginn des Friedensprozesses mit der FARC-Guerilla sogar zugenommen. Allein im ersten Halbjahr des Jahres 2018 sind in Kolumbien nach Angaben von der Organisation Indepaz rund 120 Menschen aus politischen Gründen ermordet worden. Im gleichen Zeitraum der Vorjahre lag diese Zahl deutlich niedriger: 2017 waren es 93, 2016 57. Im ersten Monat seit Amtsantritt des neuen Präsidenten Ivan Duque, der mit Unterstützung der rechten Eliten ins Amt gewählt worden war, sind weitere 21 Aktivisten ermordet worden.