Ärzte ohne Grenzen machen auf Gewalt gegen zentralamerikanische Flüchtlinge aufmerksam

Gewalt in den Herkunftsländern Hauptursache für Flucht. Repression während Reise durch Mexiko. Kritik an restriktiver Grenzpolitik der USA und Mexikos

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Flüchtlinge aus Zentralamerika bei ihrer Ankunft in Mexiko
Flüchtlinge aus Zentralamerika bei ihrer Ankunft in Mexiko

Mexiko-Stadt. 92 Prozent der zentralamerikanischen Migrantinnen und Migranten erleben in ihrem Herkunftsland oder während ihrer Flucht durch Mexiko in die USA Gewalt. Dies geht aus dem Bericht "Forced to Flee Central America's nothern triangle: A neglected humanitarian crisis" der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hervor, der vergangene Woche in Mexiko-Stadt vorgestellt wurde. Demnach sind nahezu alle Migrantinnen und Migranten auf ihrem Weg unter anderem mit Mord, Entführungen, Anwerbung durch bewaffnete Gruppen, sexuelle Gewalt, Erpressungen und Zwangsvertreibung konfrontiert und haben kaum Zugang zu medizinischer Versorgung.

Grundlage des Berichtes sind Auswertungen medizinischer Daten der vergangenen zwei Jahre, Patientenumfragen und Zeugenaussagen. Von insgesamt 467 interviewten Personen haben 39 Prozent Gewalt gegen sie selbst oder ihre Familie als Hauptursache für ihre Flucht aus Zentralamerika angegeben. Während ihrer Route durch Mexiko haben weitere 68 Prozent der Befragten Gewalt erleben müssen.

Jedes Jahr machen sich rund 500.000 Personen zentralamerikanischer Herkunft auf den Weg durch Mexiko in die USA. Die meisten davon kommen aus El Salvador, Honduras und Guatemala, die zu den gewalttätigsten Ländern weltweit zählen und seit Jahren die höchsten Mordraten der Welt aufweisen. Der MSF-Bericht macht darauf aufmerksam, dass die Situation in diesen Ländern eher der in Kriegsgebieten ähnlich sei. Bewaffnete Banden erschaffen ein ständiges Klima der Gewalt und Unsicherheit, während staatliche Akteure nicht in der Lage sind, grundlegende Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen, heißt es in dem Bericht. Trotz der Situation in ihren Herkunftsländern werden zentralamerikanische Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in den USA als Wirtschaftsflüchtlinge wahrgenommen und erhalten in der Regel kein Asyl.

Diese unsichtbare humanitäre Krise wird durch die repressive Migrations- und Grenzpolitik Mexikos und der USA noch verschärft, kritisiert der MSF-Bericht weiter. Festnahmen und Abschiebungen durch die mexikanischen Behörden würden die Migranten dazu zwingen, sich in die Hände von illegalen Schmugglern oder kriminellen Organisationen zu begeben.

Die Regierungen der USA, Kanadas und Mexikos sollten zukünftig sicherstellen, dass Individuen, die internationalen Schutzes bedürften, diesen auch erhielten und ein faires Asylverfahren bekommen, fordert MSF. Weiter sollten alle betroffenen Staaten sicherstellen, dass Alternativen zur Inhaftierung von Migranten existieren sowie den völkerrechtlichen Grundsatz der Nicht-Zurückweisung umsetzen. Dies bedeute auch, Formen der legalen Einreise zu schaffen sowie Familienzusammenführungen zu erleichtern, um den Menschen, die ihr Leben auf der gefährlichen Reise durch Mexiko riskieren, eine legale und sichere Alternative anzubieten.

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