Havanna. Kuba hat am 22. Dezember – wie seit 55 Jahren – den "Tag des Lehrers" gefeiert, um an die tausenden freiwilligen Helfer der Alphabetisierungskampagne zu erinnern. Sie hätten es ermöglicht, Kuba als erstes Land Lateinamerikas und der Karibik vom Analphabetismus zu befreien.
Vor dem Sieg der Kubanischen Revolution Anfang 1959 hatten auf der Karibikinsel soziale Missstände geherrscht, zu denen auch ein gravierender Analphabetismus, besonders unter der ländlichen und der afrokubanischen Bevölkerung, gehörte. So erklärte Fidel Castro vor 55 Jahren, am 29. August 1960, dass im kommenden Jahr der "Kampf gegen den Analphabetismus" begonnen und Kuba zu einem "Territorium, frei von Analphabetismus" gemacht werden solle.
Die Alphabetisierungskampagne war bereits nach einem Jahr erfolgreich abgeschlossen. Am 22. Dezember 1961 konnte Castro auf dem Platz der Revolution in Havanna verkünden, dass die Alphabetisierungskampagne dank zahlreicher ehrenamtlich arbeitender Lehrer als abgeschlossen bezeichnet werden könne und Kuba als erstes Land Lateinamerikas frei von Analphabetismus sei. Mit seinen Worten fasste Fidel Castro an diesem 22. Dezember 1961 zusammen, wie wichtig die Arbeit und Mühe waren, die sich mehr als 270.000 Kubaner gemacht hatten und dass dies zeigen würde, auf welch gutem Weg die Kubanische Revolution sei. Es gäbe ´"keinen feierlicheren und emotionaleren Moment, keinen berechtigteren Augenblick für Stolz und Ruhm, wie diesen, in dem viereinhalb Jahrhunderte der Ignoranz einstürzten", so Castro.
Auch 55 Jahre später geht die Analphabetenrate im Karibikstaat noch immer gegen Null und das kubanische Bildungssystem gilt als eines der beispielhaftesten der Welt. So entwickelte Kuba aus diesen Erfahrungen unter Federführung der kubanischen Pädagogin Leonela Relys Díaz das Alphabetisierungsprogramm "Yo, sí puedo" ("Ja, ich kann"), das seit 2003 in 30 Ländern weltweit zum Einsatz gekommen ist und knapp acht Millionen Menschen das Lesen und Schreiben beigebracht hat (Stand: 2013). Die Methode funktioniert nicht nur im Spanischen, sondern ist auf alle Sprachen übertragbar. So konnte auch die indigene Bevölkerung Lateinamerikas alphabetisiert werden. Venezuela und Bolivien gelten heute ebenso wie Kuba als frei von Analphabetismus.
Die Unesco zeichnete das Programm "Yo, sí puedo" im Jahr 2006 mit dem "King Sejong Literacy Prize" für außergewöhnliche Projekte oder Programme im Bereich der Grundbildung und Alphabetisierung aus.