Boykott gegen Schwarzmarkt-Händler in Venezuela

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In dieser Woche sollen überteuerte Tomaten und Paprika boykottiert werden
In dieser Woche sollen überteuerte Tomaten und Paprika boykottiert werden

Caracas. Das Netzwerk zur Verteidigung der Nahrungsmittel-Sicherheit und -Souveränität (REDSSA) hat Verbraucher in Venezuela aufgefordert, Lebensmittel zu boykottieren, die zu Wucherpreisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. Laut dem entsprechenden Aufruf, der in den Sozialen Netzwerken auf große Zustimmung trifft, sollen wochenweise bestimmte Produkte nicht mehr eingekauft werden, deren Preise unlängst drastisch erhöht wurden, so zum Beispiel in dieser Woche Tomaten und Paprika und in der kommenden Woche Zwiebeln.

Der Sprecher des landesweiten Netzwerkes, Oliver Rivas, erklärte dazu im Gespräch mit dem russischen Nachrichtensender RT en Español: "Was wir vorschlagen ist nicht nur eine punktuelle Kampagne, sondern ein Konsumentenstreik und dabei beziehen wir die verschiedenen Boykott-Inititiaven ein. Wir wollen die Macht der Konsumenten ausdrücken und der Bevölkerung deutlich machen, dass wir mit unserer Entscheidung ein mächtiges Werkzeug in der Hand haben". Die Kampagne richte sich gegen diejenigen, die mit Lebensmitteln spekulierten und darauf hofften, astronomische Gewinne auf Kosten der Bevölkerung zu erzielen. Die Mobilisierung der Bürger soll laut Rivas auch "als Ventil für die Frustration dienen“, die sich beim "stundenlangen Anstehen in Warteschlangen für bestimmte Produkte" aufgestaut habe.

Venezuela ist seit Anfang 2014 mit massiven Problemen bei der Versorgung mit bestimmten Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs konfrontiert. Während Unternehmer erklären, dass die staatlich festgesetzten Preise oftmals unterhalb der Produktionskosten lägen und die Wirtschaft lähmten, beschuldigt die Regierung Firmen und Zwischenhändler, Produkte zu horten oder sie zu überhöhten Preisen auf den Schwarzmarkt zu lenken1. Durch den Einbruch des Erölpreises fehlende Devisen, mit denen Importe finanziert werden, tragen ebenfalls zum Mangel bei. Ölexporte machen über 95 Prozent der Ausfuhren des Landes aus.

Um die hohe Inflation auszugleichen, hat die Regierung von Präsident Nicolás Maduro den gesetzlichen Mindestlohn und die Renten zum 1. September um 50 Prozent auf monatlich 65.556 Bolívares (Bsf) erhöht, ebenso die Gehälter im öffentlichen Dienst. Dies wird jedoch im Allgemeinen nicht ausreichen, um die monatlich benötigten Grundnahrungsmittel einer Familie abzudecken: Nach Berechnungen des Zentrums der Dokumentation und Analyse für Arbeiter (Cendes) betrugen die Kosten für den Basis-Warenkorb einer Familie im Juni 277.432,88 Bsf.

  • 1. Laut dem Portal Venezuelanalysis kostet zum Beispiel Milchpulver – das zu den Mangelwaren gehört – derzeit bei den Schwarzhändlern auf der Straße rund 3.000 Bsf pro Kilo, während der staatlich regulierte Preis 70 Bsf beträgt.
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