Chile / Soziales

Studenten in Chile fordern mehr Beteiligung an Bildungsreform

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Zehntausende Studenten, Schüler und Lehrer fordern auf der zweiten Bildungsdemonstration unter Michelle Bachelet eine umfassende Bildungsreform
Zehntausende Studenten, Schüler und Lehrer fordern auf der zweiten Bildungsdemonstration unter Michelle Bachelet eine umfassende Bildungsreform

Santiago. Knapp einen Monat nach Bekanntgabe der geplanten Bildungsreformen durch die chilenische Regierung haben zehntausende Menschen mit Demonstrationen in mehreren Städten des Landes ihre Unzufriedenheit mit den beabsichtigten Änderungen zur Schau gestellt. Stattdessen forderten die Demonstranten eine umfassende Bildungsreform. Die zweite Bildungsdemonstration unter der Mitte-Links-Regierung versammelte Studenten, Schüler, Lehrer, Angestellte des Bildungsministeriums und Fahrer des öffentlichen Nahverkehrs in der Hauptstadt Santiago sowie linksgerichtete Abgeordnete wie Giorgio Jackson, Camila Vallejo oder Gabriel Boric. An der Demonstration nahmen laut Angaben der Veranstalter 100.000, laut der Polizei 20.000 Menschen teil.

Zentrale Punkte der Forderungen seitens der Demonstranten sind die Stärkung der öffentlichen Bildung, die Demokratisierung der Institutionen, Erlass der im Rahmen von Bildungskrediten aufgenommenen Schulden sowie Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller im Bildungssektor Beschäftigten. Die von Präsidentin Bachelet angekündigten Reformen gehen den Beteiligten nicht weit genug: Melissa Sepúlveda, Sprecherin der Studentenorganisation Confech, betonte, die Bewegung fordere "tiefgreifende strukturelle Änderungen und nicht lediglich Reformen und Schönheitskorrekturen des aktuellen Bildungsmodells, wie wir es bislang von der Regierung gewohnt sind".

Obwohl die Proteste größtenteils friedlich verliefen, kam es am Rande der Märsche in mehreren Städten zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten, woraufhin die Demonstration in Santiago von Spezialeinheiten der Polizei verfrüht beendet wurde. Im Zuge des Auseinandersetzungen wurden mehrere Personen verhaftet, unter ihnen Takuri Tapia, Vertreter des Studentenbündnisses der Universität von Santiago (Feusach). Sowohl der Einsatz polizeilicher Gewalt als auch die Verhaftungen wurden durch Schüler- und Studentenvertreter scharf kritisiert.

Zudem sorgte ein Zwischenfall für Aufsehen, bei dem ein Mann, nachdem er von Demonstranten als infiltrierter Polizist enttarnt worden war, die umstehenden Personen mit einer Waffe bedroht hatte. Während Sprecher der Polizei sowie der Regierung dementiert hatten, dass es sich bei dem Mann um ein Mitglied der Polizei bzw. der Streitkräfte handele, war er neusten Angaben zufolge angehender Reserveoffizier, wurde nach dem Zwischenfall jedoch vom Militär entlassen.

In den letzten Jahren war der Polizei mehrfach vorgeworfen worden, durch Infiltration friedlicher Demonstrationen Ausschreitungen systematisch zu provozieren.