Bolivien übernimmt G-77-Präsidentschaft für 2014

Einstimmige Wahl auf Vorschlag südamerikanischer Staaten hin. 2014 feiert Dritte-Welt-Länderbund 50 Jahre Bestehen

g77_bolivia_la_razon.jpg

Titelbild der Tageszeitung La Razón: "Bolivien übernimmt Mandat zur Führung der G77-Länder"
Titelbild der Tageszeitung La Razón: "Bolivien übernimmt Mandat zur Führung der G77-Länder"

New York/La Paz. Bolivien feiert einen Achtungserfolg auf dem diplomatischen Parkett. Im Jahr 2014 übernimmt das Elf-Millionen-Einwohnerland

die turnusmäßige Präsidentschaft und Koordinierung des Staatenzusammenschlusses der G-77-Länder und Chinas innerhalb der Vereinten Nationen. Dies teilte die staatliche Nachrichtenagentur ABI mit. Durch Abstimmung der Mitgliedstaaten in New York am vergangenen Donnerstag votierte die Mehrheit des im Kalten Krieg gegründeten blockfreien Zusammenschlusses der Entwicklungsländer für Bolivien. Gegenstimmen gab es nicht.

Präsident Evo Morales unterstrich die "Bedeutung von Bolivien in der Welt". Für dessen "Kampf und Sozialpolitiken" hätten die G77 ihre Anerkennung und Respekt erklärt. "Der plurinationale Staat von Bolivien fühlt sich durch die Ernennung geehrt", sagte Boliviens ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen, Sacha Llorenti, als er den G-77-Vorsitz offiziell entgegennahm. Über den Nachrichtendienst Twitter hatte Llorenti als erster von der Wahl berichtet. Während der einjährigen Präsidentschaft werde Bolivien die Interessen und Hoffnungen der sich entwickelnden Länder in allen Foren und Prozessen im Rahmen der Post- 2015-Agenda, der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, und anderen transparent und effektiv anleiten, so Llorenti.

"Die Übernahme der G-77-Präsidentschaft ist eine große Verantwortung, und ich bin sicher, dass die Erfahrung, die diplomatischen Fähigkeiten und die Führung Boliviens dazu beitragen werden, die Agenda dieser Gruppe zu verstetigen und voranzubringen", sagte John Ashe, Präsident der UN-Generalversammlung nach dem einstimmigen Votum.

Gegenüber amerika21.de sagte Boliviens Botschafterin in Deutschland, Elizabeth Salguero Carrillo: "Nach 24 Jahren wieder der G77 vorzustehen zeigt, dass das Land das Vertrauen der UN-Mitgliedsstaaten genießt." Das Votum der G-77-Gruppe zeige, dass die bolivanische Diplomatie "eine gute Arbeit macht", so Salguero in Berlin. In der Vergangenheit hatte Boliviens Opposition den diplomatischen Korps der regierenden Bewegung zum Sozialismus" (MAS) als "unprofessionell" und "politisierte Diplomatie" bezeichnet.

Der bolivianische Polit-Analyst Hugo Moldiz unterstrich gegenüber ABI die Bedeutung der G77 und Chinas für eine "multipolare Welt ohne imperiale Hegemonie".

Für die Präsidentschaft vorgeschlagen wurde Bolivien von der Union südamerikanischer Staaten (Unasur), der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) sowie der Bolivarischen Allianz für unser Amerika (ALBA). Argentiniens ständige UN-Vertreterin María Cristina Perceval beglückwünschte Bolivien, das "heute nicht irgendein Land ist, nicht irgendein Bolivien, sondern das Bolivien, das seine Rohstoffe nationalisiert hat, um fünf Jahrhunderten der Ausbeutung seiner Bodenschätze durch private Multis ein Ende zu setzen".

2014 feiert die "Gruppe der 77", die 1964 während der ersten UNCTAD-Welthandelskonferenz gegründet wurde und auf mittlerweile 133 Mitglieder angewachsen ist, ihr 50-jähriges Bestehen. Wichtigstes Ziel der G77, die als größter zwischenstaatlicher Block in den UN rund 60 Prozent der Weltbevölkerung vertritt, ist die Stärkung der Entwicklungsländer auf dem Weltmarkt, Interessenvertretung im UN-System sowie die Förderung der Süd-Süd-Kooperation für Entwicklung.

Im Gegensatz zu gegensätzlichen Verlautbarungen der Nachrichtenagentur ABI hatte Bolivien, das die Präsidentschaft von Fidschi übernimmt, den G-77-Vorsitz bereits 1990 inne.