Lesung in deutscher Sprache mit Maria Wolf (Schauspielerin) und anschließend Gespräch mit Irmtrud Wojak (Herausgeberin und Leiterin des Fritz Bauer Forums) und Mathias Sasse (Literaturwissenschaftler, Übersetzer des Buches für die BUXUS EDITION)
Eintritt: frei
Wichtiger Hinweis: Es gibt aktuell noch keinen barrierefreien Zugang zu den sanitären Anlagen. Sie sind nur mit Begleitperson erreichbar!
Über das Buch
„Dies sind die Memoiren, die Ilse, meine Adoptivmutter, nach der Verhaftung von Paul Schäfer, dem Gründer der Colonia Dignidad im Süden Chiles, geschrieben hat. Sie schrieb sie auf Deutsch, und ich habe sie ins Spanische übersetzt. Ich habe versucht, die Form ihrer einfachen Worte zu wahren, als kindliche und unschuldige Frau, die in den Jahrzehnten, in denen sie als Gefangene der Sekte in diesem Konzentrationslager lebte, nur vier Jahre Grundschulbildung erteilt bekommen sollte. Ilse starb im Januar 2010 und kämpfte bis zu den letzten Monaten ihres Lebens für Gerechtigkeit. Damit eines Tages die Tore der Colonia Dignidad (Villa Baviera) geschlossen werden.“
So beginnt dieser Roman, der das Ergebnis einer gründlichen Recherche über ein Leben und seinen dramatischen Schauplatz ist. Er spielt in der Colonia Dignidad, die in den 1960er Jahren von Paul Schäfer, einem ehemaligen Mitglied der Hitlerjugend, in Chile gegründet wurde. Als Leiter der Kolonie wandte Schäfer nationalsozialistische Praktiken an, denen er einen religiösen Charakter verlieh. In den langen Jahren seines Wirkens sammelte er viel Macht und Geld an und war ein enger Mitarbeiter von Augusto Pinochet, wobei er von der deutschen Regierung unterstützt wurde.
Nur wenigen gelang es, aus der Siedlung deutscher „Colonos“ in Chile zu fliehen und die Gräueltaten anzuprangern, wie die Protagonistin dieser Geschichte. Mit einzigartiger Meisterschaft versetzt Emma Sepúlveda Pulvirenti die Leser*innen in diese düstere Mikrowelt. Ihre auf wahren Begebenheiten beruhende Erzählung bewegt und fordert uns in ihrer Beschreibung der individuellen Freiheit und der Stigmatisierung von Geschlechtsmerkmalen heraus.
Die Lesung findet in deutscher Sprache statt, das Gespräch wird übersetzt.
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Über die Autorin
Chile ist für die gebürtige Argentinierin Emma Sepúlveda Pulvirenti die Wahlheimat, und sie ist Amerikanerin durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens. Für ihre literarische Arbeit und ihren Einsatz für die Rechte der Latinos in den USA erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Im Jahr 1994 war sie die erste Latina, die für den Senat von Nevada kandidierte. Drei ihrer letzten Bücher (Gringosincracias, Setenta días de noche und Historia de un invisible) wurden mit dem Latino Book Award ausgezeichnet.
Sie wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet: Thorton for Peace; GEMS Woman of the Year in der Sparte Literatur; Carolyn Kizer in der Sparte Lyrik; Silver Pen in der Sparte Literatur und dem Nevada Writers Hall of Fame, der den bedeutendsten Schriftstellern verliehen wird, wobei Emma die erste Latina war, die diese Auszeichnung erhielt. Im Jahr 2009 wurde sie von der US-Regierung in den Ausschuss zur Gründung des ersten Latino-Museums in Washington DC berufen. Präsident Barack Obama berief sie 2014 in das Fulbright International Committee in den USA, als erste Latina, die in diese angesehene Kommission berufen wurde.
Emma ist emeritierte Stiftungsprofessorin an der University of Nevada, Reno, derzeit schreibt sie aus Valencia, Spanien.
Übersetzer
Mathias Sasse, geboren in Chonju (Südkorea), kam mit vier Jahren nach Deutschland. Nach der Ankunft in Deutschland verschlug es ihn und seine Familie in das Ruhrgebiet. Nach seinem Promotionsstudium arbeitet Sasse heute als freier Übersetzer und hat unter einem Pseudonym bereits drei Romane im Selbstverlag veröffentlicht. Im Jahr 2020 bekam er für die Übersetzung der Kurzerzählungen von Juan García Ponce ein Stipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie im Jahr 2021 und 2022 je ein Stipendium für die Übersetzung zweier Romane von Melacio Castro Mendoza.