Die mexikanische Grenzstadt Ciudad Juárez erlangte erstmals in den 1990er Jahren durch Frauenmorde eine traurige Berühmtheit. Vor ein paar Jahren stand der Maquila-Boomtown als "gefährlichste Stadt der Welt" im Fokus der Medien (2008-2012). Der Femizid nahm in Zeiten der militärischen Besetzung und der Kampf der Kartelle um die Stadt noch zu. Heute ist die Gewalt in der Stadt enorm zurückgegangen und die Menschen sind in die öffentlichen Räume zurückgekehrt.
Doch außerhalb der Stadt ist das Juáreztal weiterhin fest in Hand des Juarezkartells und seiner die Polizei infiltrierenden Unterorganisation La Linea. Für zivilgesellschaftliche Organisationen ist klar, dass es hier geheime Massengräber aus den Zeiten der Militärbesetzung gibt. Gerichtlich bewiesen ist, dass Frauen und Mädchen, die in den Jahren 2010 und 2011 aus dem Zentrum entführt wurden, hier umgebracht wurden. Verantwortlich dafür zeichnet sich eine Bande der Aztecas, dem bewaffneten Arm des Juarezkartells, dass diese zu Prostitution und Drogenverkauf zwang und schließlich ihre Leichen in der Wüste der Sonne und wilden Tieren überließen.
Seit vergangenem Jahr gibt es zivilgesellschaftliche Sucheinsätze rund um den Fundort des Navajobachs im Juáreztal, um weitere menschliche Überreste zu finden. Familienangehörige von Verschwundenen und Menschenrechtsorganisationen rufen dazu auf. Unterstützt werden diese von einem erfahrenen Angehörigenkollektiv aus Torreon. Wie in ganz Mexiko und - so auch aktuell in den Medien; in Veracrúz - sind es diese, die die Überreste ihrer Vermissten suchen und finden.
Am 23. März formierte sich darüber hinaus ein unabhängiges forensisches regionales Komitee in Ciudad Juárez, da die Forensik Teil der korrumpierten Polizei ist. Als Vorbild für diese Initiative kann das Argentinische Team für Anthropologische Forensik (EAAF) gelten, das auch bei der Aufklärung des Falles der 43 gewaltsam verschleppten Studenten aus Iguala, Guerrero, maßgeblich beteiligt ist.