Bolivien / USA

USA gehen auf Bolivien zu

Lateinamerika-Beauftragter Arturo Valenzuela überraschend in La Paz. Regierung von Evo Morales bleibt vorsichtig

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USA gehen auf Bolivien zu
US-Diplomat Arturo Valenzuela

La Paz. Washington will sein Verhältnis zum linksregierten Bolivien auf neue Füße stellen. Der Lateinamerika-Beauftragte des US-Außenministeriums, Arturo Valenzuela, hat La Paz aus diesem Grund Mitte der Woche einen Blitzbesuch abgestattet. Die gegenseitigen Beziehungen sollen in eine "neue Ära gegenseitigen Respekts und der Solidarität" überführen, so der chilenischstämmige Gesandte.

"Es gibt gute Fortschritte im politischen Dialog und eine beiderseitige Verantwortung für verschiedene Aspekte wie der Kampf gegen Drogenhandel, der Handel und die Zusammenarbeit", erklärte auch Boliviens Außenminister David Choquehanca. Die Unterzeichnung eines "bilateralen Rahmenvertrages" stehe "zu 99 Prozent" bevor.

Seit einem diplomatischen Eklat um die Ausweisung des US-Botschafters Phillip Goldberg ist das Verhältnis beider Länder gestört. Im Oktober 2008 stand das Andenland kurz vor einem Bürgerkrieg, Präsident Evo Morales warf dem einstigen US-Funktionär im Kosovo "Einmischung in innere Angelegenheiten" und "umstürzlerische Konspiration" mit der sezessionistischen Tiefland-Rechten vor.

Die jüngste Annäherung kommt überraschend. Noch vor einem Monat hatte Choquehanca angekündigt, es werde "mehrere Jahre" zur Normalisierung brauchen.

Noch einen Tag vor dem Treffen hatte Boliviens Staatschef schwere Vorwürfe in Richtung Vereinigte Staaten erhoben. Anstatt den Drogenhandel zu bekämpfen beschütze, decke und fördere Washington derartige Aktivitäten, klagte Morales. Ziel sei "die politische Kontrolle über unsere Länder". Ende 2008 hatte Morales, der auch der regierenden "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) vorsteht, die US-Antidrogenbehörde DEA des Landes verwiesen. Auch der DEA wurde Einmischung in innere Angelegenheiten vorgeworfen.

Das Drogenproblem will Bolivien auch in Zukunft in Eigenregie angehen. Kolumbien habe in vergangenen Jahren für den Anti-Drogenkampf über sechs Milliarden US-Dollar aus den USA überwiesen bekommen. Heute exportiere es mehr Kokain denn je, erinnerte Morales an die gescheiterte US-Antidrogenstrategie.


Bildquelle: aporrea.org