Venezuela kündigt neues System zur Stromversorung an

Elektrizität als Schwerpunkt für Investitionen. Kooperationen mit Argentinien

Caracas. Am Montag stellte der neue Minister für Elektrizität, Alí Rodríguez Araque, ein Paket von Maßnahmen vor, um die Energieversorgung des Landes zu verbessern. Der Schwerpunkt liegt bei Investitionen in die Infrastruktur und die Elektrizitätsunternehmen des Landes. Auf diese Weise sollen im kommenden Halbjahr 800 Megawatt zusätzliche Stromleistung ins Netz eingespeist werden. Bis Jahresende können nach den Plänen von Alí Rodríguez Araque sogar 4000 Megawatt eingespeist werden. Araque hat sein Amt erst vor wenigen Wochen angetreten, nachdem sein Vorgänger entlassen worden war, weil er auf die Probleme in der Stromversorgung ausschließlich mit Rationierungen reagierte.

Die neue Energiepolitik Venezuela soll in den nächsten Tagen einen gesetzlichen Rahmen erhalten. Neben Investitionen sieht das neue Gesetz eine ökologische Kostenstruktur für die die Endkunden vor. Wer mehr als 500 Kilowattstunden im Monat verbraucht und nicht mindestens zehn Prozent einspart, muss mit Aufschlägen von 75 Prozent rechnen. Wer zehn Prozent oder 20 Prozent mehr konsumiert, sieht sich mit Preissteigerungen von bis zu 200 Prozent konfrontiert. Umgekehrt sollen Verbraucher, die zehn bis 20 Prozent Strom sparen, einen Abschlag von 25 Prozent erhalten.

Präsident Hugo Chávez kündigte heute den Bau neuer Elektrizitätswerke an. Bereits am Samstag soll ein Vertrag mit Argentinien unterzeichnet werden, der neben einem großen Werk im Westen des Landes die Entwicklung einer dezentralen Infrastruktur vorsieht. Eine Reihe kleinerer Werke sollen im ganzen Land entstehen und die Transportkosten senken. Dabei sollen verschiedene Energieformen benutzt werden, wobei erneuerbaren Energieformen eine besondere Priorität eingeräumt werden sollen. In diesem Zusammenhang verwies Chávez darauf, dass in den letzten 10 Jahren seiner Amtszeit der Stromverbrauch in Venezuela um 52 Prozent gestiegen sei.

Venezuela reagiert damit auf die lang anhaltende Dürre-Periode im Norden Südamerikas und in Mittelamerika. Während der Regenzeit im vergangenen Jahr waren die Niederschläge extrem niedrig ausgefallen. Inzwischen sieht die Region dem Höhepunkt der Trockenzeit entgegen und es ist absehbar, dass die Pegelstände von Flüssen und Seen weiter absinken. Venezuela ist von der Trockenheit zusätzlich betroffen, da das Land den größten Teil seiner Elektro-Energie aus Wasserkraft gewinnt. Außerdem ist der Stromverbrauch in den letzten Jahren enorm angestiegen, was auch auf gestiegene Einkommen und günstigen Import von Haushaltsgeräten zurückgeführt werden kann.