Bolivien

Goni in der Lausitz

Gestürzter Exmachthaber Boliviens will in Deutschland in die Kupferförderung einsteigen

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Goni in der Lausitz
Fordern Verfahren gegen "Goni": Demonstranten in Bolivien

Berlin. Gonzalo Sanchez de Lozada ist auf der Suche nach Kupfer in der Lausitz. Boliviens zweimaliger Staatspräsident (1993-97, 2002-2003) steckt als Mehrheitseigner hinter der in Panama registrierten - und von Washington aus gesteuerten - Firma Minera S.A. Diese Investmentgruppe ist die Muttergesellschaft des deutschen Unternehmens Kupferschiefer Lausitz (KSL). KSL will in der Nähe von Spremberg ab 2015 ein neues Kupferbergwerk in Betrieb nehmen, berichtete die Berliner Zeitung Mitte April.

Es gehe bei dem Projekt, das eine Kupferader unter Tage erschließen soll, um Investitionen in Höhe von insgesamt 700 Millionen Euro. Rund 5000 Arbeitsplätze könnten demnach entstehen. Der Wert der im Boden liegenden mineralischen Rohstoffe wird - gemessen an aktuellen Weltmarktpreisen - auf 20 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Lagerstätte war bereits zu DDR-Zeiten bekannt, jedoch wurden die weiteren Erkundungen Anfang der 1980er Jahre eingestellt.

Sanchez de Lozada, der in Bolivien unter dem Spitznamen "Goni" bekannt ist, gründete Minera S.A. in den 1960er Jahren. Der Firma gehörte die größte bolivianische private Bergbaufirma Comsur, die in Bolivien mehrere Minen und Verhüttungsanlagen (Zink, Blei) in den Departements Oruro und Potosí betrieb. Minera S.A. verkaufte Comsur schließlich in 2005 an den weltweit größten mineralischen Rohstoffhändler, die Schweizer Firma Glencore International.

Im Geschäft in Lateinamerika ist Minera S.A. weiterhin. Die Firma ist Anteilseigner und Projektpartner von Apoquindo Minerals Inc., die Kupferprojekte in Chile und Peru vorantreibt. Zweckmäßig auch: Vorstandsmitglied bei Apoquindo Minerals ist Juan Villarzú, der ehemalige Geschäftsführer der chilenischen CODELCO, dem weltweit größten Kupferproduzenten.

Aggressive Privatisierungsmaßnahmen waren die Maßgabe der ersten Amtszeit von Gonzalo Sanchez de Lozada. Seine zweite Präsidentschaft gewann er in 2002 nur knapp vor Evo Morales. Sie endete bereits im Oktober 2003, als massive Proteste der Bevölkerung seinen Rücktritt erzwangen. Das bolivianische Militär hatte zuvor bei dem Versuch eine Straßenblockade zu durchbrechen in El Alto dutzende Menschen getötet. Bolivien war da bereits monatelang durch Streiks und Blockaden paralysiert, die sich gegen den geplanten Export von bolivianischem Erdgas in die USA und nach Mexiko richteten. Wegen der Geschehnisse von Oktober 2003 läuft gegen Gonzalo Sanchez de Lozada, der sich in den USA aufhält, seitens der bolivianischen Justiz weiterhin ein Auslieferungsverfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Filmtipp: Our Brand is Crisis

Ein Dokumentarfilm, der hinter die Kulissen des Wahlkampfes und der Wahlkampfstrategie von Gonzalo Sanchez de Lozada in Bolivien im Jahr 2002 blickt. Sein Team (auch für's verbal Grobe): US-amerikanische Politberater und -strategen, von denen einige auch im Wahlkampf für Bill Clinton tätig waren.

Trailer (YouTube) und Filmwebseite.


Bildquelle: revistalex.com