Honduras / USA

Clinton gefordert

175 Menschenrechtsvertreterinnen verlangen von den USA eine Verurteilung der Gewalt in Honduras

Tegucigalpa. Kurz vor den Präsidentschaftswahlen in Honduras haben sich 175 Menschenrechtsvertreterinnen in einem offenen Brief an die US-Außenministerin Hillary Clinton gewandt. Sie verlangen von der US-Chefdiplomatin eine Verurteilung der Gewalttaten, die sich seit dem Staatsstreich vom 28. Juni in dem mittelamerikanischen Land ereignet haben, berichtet der lateinamerikanische Fernsehsender TeleSur.

In ihrem Schreiben verweisen die "defensoras de Derechos Humanos" auf die systematische Einschüchterungskampagne der Putschregierung von Roberto Micheletti, die neben den körperlichen und sexuellen Mißhandlungen auch vor Folter nicht zurückschreckt. Laut den Menschenrechtsvertreterinnen nimmt die Unterdrückungspolitik immer mehr Frauen ins Visier. Clinton soll daher "die gegen alle Menschen in Honduras entfachte Gewalt im allgemeinen und im besonderen die gegen die Frauen gerichtete verurteilen". Die Organisation ist der Ansicht, dass nur die Rückkehr zu einer verfassungsmäßigen Regierung den Verfall der Frauenrechte stoppen kann.

Die Gewalt der Putschisten forderte am Dienstag ein weiteres Todesopfer: Das Komitee der Angehörigen festgenommener Verschwundener in Honduras (Cofadeh) gab bekannt, dass in Nacome der örtliche Koordinator der Nationalen Widerstandsbewegung gegen den Putsch ermordet wurde. Bei dem Opfer handelt es sich um den pensionierten Lehrer Gradis Espinal. Am Mittwoch explodierten zwei Sprengsätze im Obersten Gericht und im Fernsehsender Canal 10 in Tegucigalpa.

Trotz der steigenden Spannung setzt die US-Politik auf die Durchführung der Präsidentschaftswahlen am Sonntag, obwohl diese dem Abkommen von San José widersprechen. Das sah vor, den gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya vor dem Wahltermin wieder ins Amt zu bringen. Dieses Vorhaben scheiterte an Micheletti, der diese Woche ankündigte, er werde seine Tätigkeit als Staatsoberhaupt "zeitweise" bis zum 2. Dezember zum Zweck der allgemeinen "Reflexion" ruhen lassen, um dann weiterzuregieren.

US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama akzeptiert diese Spielchen. Am Mittwoch schrieb er an seinen brasilianischen Amtskollegen Inazio Lula da Silva, Washington stünde zu den Wahlen. Darüber hinaus wurde bekannt, dass die USA Wahlbeobachter nach Honduras entsenden werden. Diese gehören dem National Democratic Institute, das Obamas Demokratischer Partei nahesteht, und dem neokonservativen International Republican Institute an. Die Kosten für die Beobachtungsmission übernimmt Clintons State Departement.