Venezuela

Ärger über Lateinamerika-Bericht des US-Außenministerium

Lateinamerikanische Staaten protestieren gegen "imperialen Praktiken"

Caracas. Ein am Freitag veröffentlichter Jahresbericht des US-Außenministeriums hat in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern für schweren Unmut gesorgt. Die mexikanische Regierung protestierte gegen die Behauptung, ihr Land stände kurz vor der Unregierbarkeit. Argentinien erhob Beschwerde gegen die Einschätzung, das Land könne seine Schulden nicht bedienen und Caracas wies in scharfer Form zurück, in Venezuela sei die Einhaltung der Menschenrechte nicht gewährleistet. Für Ärger sorgte außerdem die Behauptung verschiedene lateinamerikanische Länder würden den Drogenschmuggel nicht ausreichend bekämpfen.

Gegen den letzten Vorwurf äußerten sich vor allem Vertreter Boliviens und aus Venezuela. Beide Länder hatten die Zusammenarbeit mit den US-Sicherheitsbehörden eingestellt und die Mitarbeiter der Drogenbehörde DEA wegen Spionagevorwürfen des Landes verwiesen. Präsident Hugo Chávez schickte den Vorwurf des Drogenhandels an die USA zurück. Sie seien das Land, das den Drogenhandel weltweit am stärksten unterstütze und in dem das meiste Rauschgift konsumiert werde. Die venezolanische Regierung sei intensiver als alle Vorgängerregierungen gegen den Rauschgifthandel vorgegangen.

Besonders empört waren Regierungsvertreter in Caracas über die Behauptung, in Venezuela würden die Menschenrechte nicht geachtet. Kanzler Nicolás Maduro erklärte in Caracas: "Es ist unzumutbar, dass Funktionäre eines Staates, der für die schwersten Verbrechen und die schlimmste Beleidigung der Menschenrechte in der jüngeren Geschichte verantwortlich ist, ohne jedes Mandat oder Legitimität andere Staaten beurteilt." Man habe die neue Regierung in Washington mehrmals aufgefordert die "imperialen Praktiken" zu unterlassen.

Gestern begannen die Verantwortlichen in Washington zurück zu rudern. Als erster entschuldigte sich der neue Direktor der CIA, León Panetta, bei der argentinischen Präsidentin. Entsprechende Behauptungen seien weder die Einschätzung des Geheimdienstes noch der neuen Regierung der USA. Es sei nicht die Absicht gewesen, dem Land durch eine solche Veröffentlichung Schaden zuzufügen.


Mit Material von abn, pl, afp