Honduras / Deutschland

Deutsche NGOs protestieren gegen Putsch

Lateinamerika-Gruppen unterstützen honduranischen Präsidenten Manuel Zelaya

Berlin. Aktivisten der Solidaritätsbewegung mit Lateinamerika in Deutschland haben den Putsch gegen Präsident Manuel Zelaya in Honduras entschieden verurteilt. Die Gruppen und Organisationen, von denen viele schon in der Solidaritätsarbeit gegen die Diktatoren in Chile und Argentinien aktiv waren, fordern einhellig eine Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung in dem mittelamerikanischen Land.

Die bundesweite Arbeitsgruppe Lateinamerika von Attac-Deutschland verurteilte den Putsch in Honduras und fordert die sofortige Wiedereinsetzung des Präsidenten Manuel Zelayas, sowie der Außenministerin Patricia Rodas. "Die Ausgangssperre und die Sperrung der Kommunikationsmedien müssen sofort aufgehoben werden", heißt es in der Erklärung, die Prensa Latina vorliegt.

Die deutschen Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerks erklären sich auch solidarisch mit den sozialen Bewegungen, die abgeschnitten von der Kommunikation versuchen, ihren Protest zu organisieren.

"Wir erwarten von der Bundesregierung und der Europäischen Union, dass sie den eingesetzten Präsidenten nicht anerkennt", heißt es in der Erklärung weiter.

Auch das Netzwerk Kuba, das 42 Kuba-Solidaritätsgruppen vereint, verurteilte den Putsch und die Verantwortlichen.

"Der Putsch gegen Zelaya geschieht in einem Lateinamerika, das sich geändert hat, und in dem die Bevölkerung erfolgreich begonnen hat, sich gegen die Jahrhunderte alte koloniale Unterdrückung und Ausbeutung zur Wehr zu setzen", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks Kuba, Ekkehard Sieker.

Der Putsch sei deswegen "ein gewaltsames Aufbäumen der alten herrschenden Klasse gegen das Volk von Honduras und gegen das selbstbewusste Bestreben der Völker Amerikas, eigene gerechte und demokratische gesellschaftliche Verhältnisse aufzubauen".

In Honduras habe erneut "die finstere Reaktion ihr Haupt erhoben, um eine legitime Volksbefragung zu verhindern und die demokratische Entwicklung zu behindern", sagte Heinz W. Hammer, der Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft Deutschland-Kuba in Essen im Westen Deutschlands.

"Wir solidarisieren uns mit den sozialen und fortschrittlichen Bewegungen dieses Landes", sagte Frank Schwitalla von der Solidaritätsgruppe "Solidarität konkret" in der norddeutschen Küstenstadt Bremen.

Auch Solidaritätsgruppen mit Venezuela in Deutschland reagierten bestürzt auf die Nachrichten aus Honduras.

Diese Geschehnisse erinnern uns an die Zeiten der Repression und sie bedeuten zugleich einen politischen Rückfall um vier Jahrzehnte, sagte Luiraima Salazar, Sprecherin des Bolivarischen Zirkels Deutschland.

"Diese Faschisten weigern sich zwar von der Bildfläche zu verschwinden", fügte die Aktivistin an: "Sie verkennen dabei aber, dass die Völker heute eine andere Rolle spielen als noch vor vier Jahrzehnten." Die Bevölkerung habe keine Angst mehr vor "kriminellen Aktionen" der Putschisten.

Der Bolivarische Zirkel Deutschland "stimmt in den Ruf für Freiheit und Gerechtigkeit und Brüder und Schwestern in Lateinamerika ein", so Salazar: "Wir begrüßen deswegen die Entscheidung der Organisation Amerikanischer Staaten, den Staatsstreich zu verurteilen."

Den Verantwortlichen müsse unmissverständlich klargemacht werden, dass die Zeiten vorbei sind, in denen gegen den demokratisch geäußerten Willen des Volkes vorgegangen werden kann, sagte Gerhard Mertschenk, Mitglied des Sprecherrates der Gruppe Venezuela Avanza Berlin.

Für den Verein zur Förderung der politischen Kultur "Rothaus" im ostdeutschen Chemnitz sagte Stefan Seifert: "Das Geschehen verdeutlicht uns, dass die Kräfte der Reaktion das Neue Lateinamerika nach wie vor im Visier haben." Heute seien die fortschrittlichen Kräfte um ein Vielfaches stärker, als in den vergangenen Jahren: "Das bezeugen die weltweiten Protest- und Solidaritätsbekundungen." Selbst die bürgerlichen Medien können das nicht ignorieren, so Seifert.