Venezuela

Chávez gratuliert Ahmadinedschad

Protestaktionen in Teheran erinnern an die "Guarimbas" der venezolanischen Opposition

Caracas, Teheran. Venezuelas Präsident Hugo Chávez gehörte zu den ersten Gratulanten seines wiedergewählten iranischen Amtskollegen Mahmud Ahmadinedschad. Der südamerikanische Fernsehsender teleSur meldete , dass der Comandante der Bolivarianischen Revolution seine Glückwünsche unmittelbar nach dem Ende des zweitägigen VI. Petrocaribe-Gipfels per Telefon übermittelte. Chávez bezeichnete Ahmadinedschads Erfolg als "einen sehr großen und wichtigen Sieg" und wünschte sich ein baldiges Wiedersehen. Die beiden Staatsmänner waren erst im April in Teheran zusammengetroffen, wo sie unter anderem die Iranisch-Venezolanische Entwicklungsbank eröffneten.

Am Freitag votierten 24,5 Millionen Iraner für Ahmadinedschad. Das entspricht 63 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf Platz zwei landete Mir-Hussein Mussawi mit 13,2 Millionen Stimmen (34 Prozent), meldete der iranische Sender press-TV am Montag auf seiner Internetseite. Die Wahlbeteiligung lag bei 85 Prozent. Die höchste geistliche und politische Autorität des Landes, Ayattolah Seyyed Ali Khamenei erklärte das Wahlergebnis für gültig. Trotzdem gehen die teilweise gewaltsamen Proteste vonseiten der Mussawi-Anhänger gegen den Wahlausgang weiter. Sie werden medial von den westlichen Medien und Regierungen unterstützt, die Ahmadinedschad Wahlbetrug unterstellen.

Die aktuelle Situation im Iran erinnert einerseits an die "orangene" und andersfarbige, aber gleich geartete "Revolutionen" im europäischen Raum. Andererseits verweisen venezolanische Blogger, wie Aldo N. Bianchi auf die "Guarimbas", die die Opposition in Venezuela veranstaltete, um Unruhen gegen die Regierung Chávez zu schüren.

Als "Vater der Guarimba" gilt der Exil-Kubaner Roberto Alonso. Er flüchtete im Mai 2004 aus Venezuela in die USA, als auf seiner Ranch mehrere Dutzend schwer bewaffnete kolumbianische Paramilitärs festgenommen wurden, die Teil eines Putschplanes gegen Chávez waren. Das "Guarimba-Phänomen" tauchte erstmalig zwischen dem 27. Februar und 6. März 2004 auf, als einige Venezolaner Alonsos Aufruf folgten und versuchten das Land mittels brennenden Straßenblockaden zu lähmen. Der bekennende Anti-Chavist und Anti-Castrist sieht in dieser Protestform eine Art "zivilen Ungehorsams", die jegliche Verhandlungen mit der Regierung überflüssig macht. 2007 behauptete Alonso gegenüber einer US-amerikanischen Zeitung, er hätte in Venezuela 15000 Menschen in 3000 Zellen landesweit organisiert. Des Weiteren erzählte er, er würde mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten, um weitere Zellen in Nicaragua und auf Kuba aufzubauen.

Alonsos "Guarimba-Prinzip" ist denkbar einfach: Es basiert auf totaler Anarchie. "Das einzige, das dieser Plan erfordert, ist, dass jeder vor sein Haus auf die Straße geht und dort bleibt. Guarimba ist totale Anarchie. Jeder tut das, was er will, was vom jeweiligen Frustlevel abhängt", lehrt Alonso. Das Guarimba-Prinzip basiert auf drei Grundregeln: 1) Blockiere die Strasse vor deinem Haus; 2) Entferne dich nicht weiter von deinem Haus als bis zum Ende der Gebäudefront; 3) Vermeide die Konfrontation mit dem Feind. Alonso wies seinerzeit seine Anhänger an, sie sollten sich logistisch darauf einstellen, die "Schlacht" einen Monat lang führen zu können.

Alle Guarimbas sind in Venezuela erfolglos geblieben, weil es den Sicherheitskräften gelang, die Ordnung wiederherzustellen und weil die Anarchie einer Minderheit an der faktischen Realität einer Mehrheit zerschellte. Letztere manifestierte sich in Massendemonstrationen zur Unterstützung von Chávez und nicht zuletzt in etlichen eindeutig gewonnenen Abstimmungen und Wahlen.