Guatemala. In Guatemala beginnt die juristische Aufarbeitung des Völkermordes an der Maya-Bevölkerung. Am gestrigen Freitag wurden der ehemalige Militärangehörige Sánchez Samayoa und mehrere Paramilitärs zu jeweils 58 Jahren Gefängnis verurteilt. Ihnen konnte nachgewiesen werden, dass sie im Jahr 1981 acht Bauern ermordeten und verschwinden ließen. Verbände der Opfer der Militärdiktatur begrüßten die Urteile als "ein kleines Licht der Hoffnung gegen die Straflosigkeit", wie die Fundación Rigoberta Menchú erklärte. Das Urteil habe einen historischen Charakter, weil es das erste dieser Art im Zusammenhang mit den "Verschwundenen" sei. Der guatemaltekischen Staatsanwaltschaft liegen weitere 2.000 Klagen von Angehörigen der Menschen vor, die während des Bürgerkrieges in dem mittelamerikanischen Land von den Sicherheitsbehörden verhaftet und ermordet wurden. Im letzten Jahr waren mehrere Paramilitärs wegen ihrer Beteiligung am Völkermord verurteilt worden.
Nach Angaben der Kommission zur historischen Aufarbeitung wurden während des Bürgerkriegs mindestens 200.000 Menschen ermordet, etwa 93 Prozent von ihnen durch die Sicherheitskräfte. Betroffen waren hauptsächlich Angehörige der Maya-Völker. Die meisten Opfer gab es in der Amtszeit des Christdemokraten und Generals Efraín Ríos Montt. Nachdem die USA seit 1979 bei der Bekämpfung von lokalen Aufständen verstärkt auf den Einsatz paramilitärischer Kräfte setzten, kam es in Guatemala bis 1984 zu andauernden Massakern an der bäuerlichen, indigenen Bevölkerung, die von den Patrullas de Autodefensa Civil (PAC) sowie von in den USA ausgebildeten Spezialeinheiten verübt wurden. Mit dieser Strategie gelang es die Unterstützung für die guatemaltekische Guerilla-Koordination URNG zu brechen. Ein spanisches Gericht stufte die Vorgänge im Nachhinein als Völkermord ein.
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